Niederlage gegen Nürnberg kann Paderborns Hünemeier-Party nur etwas trüben

Paderborn. Der SC Paderborn kassierte zum Abschluss einer bärenstarken Saison und einer äußerst turbulenten Woche dann doch noch eine Heimniederlage. So verlor der SCP in Abwesenheit von Cheftrainer Lukas Kwasniok, der nach all dem Wirbel um seine Person auf die finale Partie verzichtet hatte, mit 0:1 (0:1) gegen den 1. FC Nürnberg. Vor 15.000 Zuschauern in der ausverkauften Home-Deluxe-Arena hatten die Hausherren dabei keineswegs enttäuscht. Doch es fehlte an diesem sonnigen Pfingstsonntag an der letzten Konsequenz. Trotzdem konnten am Ende beide Fanlager feiern. Die Franken zelebrierten den Zweitliga-Klassenerhalt. Die Paderborner feierten ihren Helden Uwe Hünemeier, der mit seinem 472. Pflichtspiel-Einsatz und einem bemerkenswerten Joker-Auftritt seine eindrucksvolle Karriere beendete. "Es war von uns eine durchaus ordentliche Darbietung. Leider wollte der Ball heute einfach nichts ins Tor", bilanzierte Co-Trainer Frank Kaspari, der seinen Chefcoach vertrat. Schon vor dem Aufwärmen war es in der Home-Deluxe-Arena ziemlich laut und emotional geworden. Denn nachdem die U19 (Westfalenpokalsieg) und die U21 (Regionalliga-Aufstieg) des SCP geehrt worden waren, wurden sechs Spieler und ein Co-Trainer offiziell verabschiedet. Und den meisten Applaus und die meisten Sprechchöre erntete schon da Uwe Hünemeier. Hünemeiers Worte zum Abschied Und als die Gesänge etwas abgeklungen waren, richtete die SCP-Legende per Mikro ein paar Worte ans Publikum. "Ich bin unfassbar dankbar, dass ich das heute erleben darf. Es war mir eine unfassbare Ehre, als Spieler Teil dieses Vereins zu sein. Und ich bin froh, dass ich in anderer Funktion Teil dieses Vereins bleiben kann", erklärte "Hüne". Zuvor waren Marvin Pieringer, Jonas Carls, Dennis Srbeny sowie die Torhüter Moritz Schulze und Leo Zingerle, deren Verträge ebenfalls auslaufen, verabschiedet worden. Und auch Alexander Otto, der seit dieser Saison als Assistenzcoach dem Trainerstab angehört hatte, sagt dem SCP goodbye. Zudem gab's Applaus für Roman Piechota, der als Teambetreuer aufhört. Die Paderborner Startelf hatte im Vergleich zum 2:2 in Bielefeld nur eine Änderung zu bieten. Kai Klefisch musste auf die Bank. Maximilian Rohr rückte für ihn von der Abwehr-Dreierkette auf die Doppel-Sechs. Die freigewordene Position in der Innenverteidigung nahm aber nicht Uwe Hünemeier, sondern Tobias Müller ein. Der Mann des Tages sollte erst als Joker seinen großen Auftritt bekommen. Leo Zingerle stand derweil auch zum Abschied nicht im 20er-Kader. Die Gäste aus Nürnberg mussten unterdessen diverse Änderungen vornehmen, weil Spieler verletzt oder erkrankt sind. So feierte der erst 17-jährige Can Uzun sein Zweitliga-Startelfdebüt. Paderborn kommt früh zu ersten Chancen Der Jungspund und seine Teamkollegen sollten sich nicht verstecken, gerieten aber gerade in den ersten 20 Minuten der ersten Halbzeit in einige brenzlige Situationen. Die Hausherren präsentierten sich nämlich in Spiellaune und kamen früh zu den ersten Chancen. So standen schon nach 180 Sekunden ein Abschluss von Raphael Obermair und ein Kopfball von Jannis Heuer zu Buche. In der achten Minute eroberte Rohr den Ball, um Florent Muslija in Szene zu setzen. Der SCP-Topscorer der Rückrunde zog aus 17 Metern ab, FCN-Keeper Carl Klaus lenkte den Flatterball über die Latte. Dann jedoch kassierten die Paderborner einen ersten Rückschlag. Heuer knickte nach einem Luftduell mit dem rechten Sprunggelenk um und musste verletzt raus. Klefisch kam für ihn in die Partie, Rohr ging zurück in die Abwehrkette. Nürnberg stand nun besser, doch in der 18. Minute sollte ein langer Ball von SCP-Torwart Huth die Defensive der Franken aushebeln. Sirlord Conteh ergatterte das Spielgerät, bekam dann aber den Ball nicht aufs Tor. Stattdessen schlugen die Clubberer wenig später mit ihrer ersten Torchance sofort zu. Es hapert oft am finalen Pass oder Abschluss Enrico Valentini hatte aus dem rechten Halbfeld viel zu viel Platz zum Flanken. Rohr und Müller verloren Lukas Schleimer aus den Augen, so dass der sträflich frei stehende FCN-Stürmer zum schmeichelhaften 0:1 (20.) einköpfen konnte. Nürnberg stand fortan tiefer. Und ins Spiel des SCP schlichen sich immer mehr Ungenauigkeiten ein. Die Ansätze waren zwar vielversprechend. Doch es haperte oft am finalen Pass oder am Abschluss. Am Ende hatten die Hausherren sogar etwas Glück, dass sie nicht mit einem 0:2-Rückstand in die Pause gingen. So gab es in der 39. Minute gleich zwei dicke Chancen für die Franken. Zunächst kam Debütant Uzun nach sensationeller Vorarbeit von Fabian Nürnberger zum Schuss, den Huth per Fußabwehr parierte. Dann tankte sich Kwadwo Duah im Paderborner Strafraum durch. Doch der Doppeltorschütze aus dem Hinspiel donnerte das Leder bedrängt vom grätschenden Raphael Obermair über den Kasten. Der SCP aber kam bis zur Pause nicht mehr zu zwingenden Abschlüssen. Und so ging es trotz klarer Ballbesitz-Vorteile und einer besseren Zweikampfquote mit einem 0:1 in die Pause, in der beide Fanlager einmal jubeln sollten. Es war der Moment, als Arminias 0:2-Rückstand in Magdeburg verkündet wurde. SCP-Verteidiger Müller bügelt seinen dicken Patzer wieder aus Halbzeit zwei begann mit einer hundertprozentigen Torgelegenheit für die Gäste. SCP-Verteidiger Müller leistete sich einen kapitalen Bock. Duah sagte danke, umkurvte Huth und beförderte den Ball Richtung Tor. Doch der zurückgeeilte Müller bügelte mit einer starken Rettungstat seinen Fehler wieder aus (51.). Fünf Minuten später hätte es 1:1 stehen müssen. Nach einem feinen Klefisch-Pass und einer geschickten Pieringer-Ablage stand Muslija frei vor dem Nürnberger Torhüter Klaus, doch dieser parierte seinen Schuss (56.). Solche Chancen verwandelt Paderborns Edeltechniker sonst eigentlich traumhaft sicher. Ansonsten aber war es nun eine wenig ereignisreiche Partie, in der Nürnbergs Fans angesichts des hohen Arminia-Rückstandes schon mal die Klassenerhalts-Party steigen lassen konnten. Paderborn nahm derweil in der 67. Minute einen Doppelwechsel vor. Niclas Nadj und Robert Leipertz kamen für Muslija und Conteh. Doch Chancen für die Gastgeber ließen auf sich warten. Stürmer Hünemeier sorgt für Torgefahr Duah schrammte unterdessen in Minute 77 am 0:2 vorbei, als sein 20-Meter-Freistoß hauchdünn übers Aluminium ging. Keine 120 Sekunden später hatten die SCP-Fans den Torschrei auf den Lippen. Leipertz hatte geflankt, Pieringer einen Flugkopfball aus drei Metern übers Tor gesetzt. Dann hatte das Warten ein Ende. In der 80. Minute kam endlich Uwe Hünemeier ins Spiel. Und der Abwehrrecke durfte wie schon in diversen Partien der vergangenen Wochen als Stürmer ran. Der Jubel in der Arena war riesig. Zudem kam Srbeny noch zu seinem letzten Einsatz für den SCP. Hünemeier war sichtlich motiviert. So sah er für ein Foul an Sadik Fofana die Gelbe Karte. Hüne entschuldigte sich sofort beim FCN-Verteidiger und quittierte die Verwarnung mit einem Lächeln. In der 86. Minute kam Paderborns stürmender Abwehrmann dann aus 14 Metern zum Abschluss. Doch Hünemeiers Schuss wurde zur Ecke geblockt. Eben jene Ecke köpfte der 37-Jährige nur knapp übers Tor. Und die Hünemeier-Show ging munter weiter. So kam der Altmeister in Minute 88 erneut zum Kopfball. Diesmal parierte Klaus. Anschließend setzte Hüne nach einer Justvan-Flanke zum nächsten schulmäßigen Kopfball an. Diesmal strich das Leder übers Außennetz. Und so blieb ihm an einem denkwürdigen Tag das i-Tüpfelchen verwehrt. Nürnberg zeigt wie es geht Doch das war am Ende nahezu ebenso egal wie die Niederlage, die aus OWL-Sicht keine Folgen haben sollte. So musste sich Bielefeld nicht über fehlende Schützenhilfe beklagen, weil die Arminia in Magdeburg versagt hatte. Nürnberg zeigte dagegen, wie ein Team im Abstiegskampf auftreten sollte. Obwohl zahlreiche Leistungsträger aufgrund von Verletzungen oder Erkrankungen fehlten, hielten die Franken dem großen Druck stand. "Paderborn hat uns heute nichts geschenkt. Aber die Mannschaft hat sehr vieles von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Das war unter diesen Gesichtspunkten eine herausragende Leistung", konstatierte FCN-Coach Dieter Hecking nach dem Triumph in seiner alten Heimat. Das Spiel zum Nachlesen im "NW"-Liveticker:

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