SCP-Fankolumne

Drei-Hasen-Grätsche: "Forsche Töne, die richtig gut klingen"

Unser Fan-Kolumnist Markus Lüttgens freut sich nicht nur auf den Start der Zweitliga-Rückrunde und das Ende einer quälend langen Winterpause, sondern auch über das selbstbewusste Auftreten des SC Paderborn.

Andreas Ludwig (l.) ist seit der Erstauflage der Drei-Hasen-Grätsche im September 2019 mit dabei. Markus Lüttgens ist seit September 2022 als Kolumnist im Einsatz. | © Frank Beineke

26.01.2023 | 26.01.2023, 05:30

Er selbst bezeichnet sich als "Lipper mit Migrationshintergrund". Schließlich stammt Markus Lüttgens vom Niederrhein, ehe es ihn 2009 in den schnuckeligen Leopoldshöher Ortsteil Bexterhagen verschlug. Von dort aus ist es nicht weit nach Bielefeld, doch um Arminia macht Markus Lüttgens lieber einen großen Bogen. Er hat sein Herz an den SC Paderborn verloren und wechselt sich mit Andreas Ludwig als Autor unserer Fankolumne "Drei-Hasen-Grätsche" ab. Hier sein Beitrag zum anstehenden Rückrundenstart:

Liebe Fans des SCP 07,

endlich geht es wieder los! Nach einer schier endlosen Winterpause von zweieinhalb Monaten rollt ab diesem Wochenende in der 2. Bundesliga wieder der Ball. So nervig die lange Pause auch war, sie hatte auch etwas Gutes: Mir ist wieder richtig bewusst geworden, was mir die Stadionbesuche geben.

Mit den Kumpels auf der Süd stehen, die Mannschaft anfeuern und die Fanlieder mitsingen: Das alles ist für mich der perfekte Ausgleich zum Berufsleben und fehlt mir mittlerweile doch sehr. Doch die Zeit des Entzugs ist nun vorbei.

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Und für alle SCP-Fans geht es gleich mit einem tollen Programm los. Nach dem Auftakt am Freitag in Karlsruhe folgt mit dem Pokal-Kracher gegen Stuttgart das erste Heimspiel im Jahr 2023. Nur drei Tage später geht es in der Home-Deluxe-Arena gegen Düsseldorf weiter, ehe das Auswärtsspiel in Hannover ansteht, zu dem hoffentlich viele Fans die Mannschaft begleiten werden. Ich bin auf jeden Fall dabei.

Rückrunde könnte ein kompletter Neustart werden

Was ist der Mannschaft in der Rückrunde zuzutrauen? Gemessen an den Darbietungen am Ende der Hinrunde ist man versucht zu sagen: Es kann nur besser werden. Aber diesen Formtiefpunkt als Maßstab zu nehmen, wäre unfair. Ich tue mich ohnehin sehr schwer, die sportlichen Kräfteverhältnisse einzuschätzen. Durch die ewig lange Pause könnte die Rückrunde ein kompletter Neustart werden, bei dem sich die besagten Kräfteverhältnisse deutlich verschieben könnten.

Markus Lüttgens wohnt zwar ziemlich nah an Bielefeld, ist aber eingefleischter SCP-Fan. - © Frank Beineke
Markus Lüttgens wohnt zwar ziemlich nah an Bielefeld, ist aber eingefleischter SCP-Fan. | © Frank Beineke

Umso wichtiger wäre ein guter Start. Denn der Abstand nach unten ist nicht riesig. Mit einer Niederlagenserie wie zum Ende der Hinrunde könnte der Fahrstuhl in der Tabelle schnell nach unten rauschen. Mut macht auf jeden Fall die Tatsache, dass die Mannschaft bis dato auf allen Schlüsselpositionen zusammengeblieben ist. Statt Spielerverkäufen gab es in der Winterpause Vertragsverlängerungen mit Leistungsträgern wie Marcel Hoffmeier und Florent Muslija.

Der bisher einzige nennenswerte Abgang ist der unseres Sport-Geschäftsführers Fabian Wohlgemuth nach Stuttgart. Das war aus meiner Sicht ein herber Verlust, denn Wohlgemuth hat hier in den letzten Jahren hervorragende Arbeit geleistet. Seine ruhige und effektive Transferpolitik war für mich ein Grundstein für den aktuellen sportlichen Erfolg. Vor allem die Tatsache, dass viele Transfers geräuschlos und ohne vorherige Gerüchte über die Bühne gingen, hat mir sehr gefallen.

Paderborn ist kein "Selbstbedienungsladen"

Ob sein Nachfolger Benjamin Weber diese erfolgreiche Arbeit fortsetzen kann, bleibt abzuwarten. Seine fachlichen Fähigkeiten in der für ihn neuen Position kann ich nicht einschätzen. Seine Art gefällt mir aber auf jeden Fall. Denn plötzlich werden in Paderborn ganz neue, geradezu forsche Töne angeschlagen.

Während in den vergangenen Jahren Leistungsträgern beim Wechsel zu höherklassigen Vereinen oft keine Steine in den Weg gelegt wurden, tritt der Verein derzeit deutlich selbstbewusster auf. Nach den Gerüchten um einen Wechsel von Ron Schallenberg sah sich Weber veranlasst, klarzustellen, dass der Verein nicht beabsichtige, in der Winterpause Leistungsträger zu verkaufen.

Und auf der Mitgliederversammlung legte Präsident Thomas Sagel nach, als er wörtlich sagte: "Wir sind nicht der Selbstbedienungsladen der Bundesliga! Solche Aussagen sind Balsam auf die Seelen der Fans, die nach dem schmerzhaften Abgang von Publikumsliebling Sven Michel vor einem Jahr vielleicht noch Narben tragen. Die Aussicht, mit allen Leistungsträgern der Hinrunde auch die Rückrunde bestreiten zu können, sorgt für zusätzliche Euphorie.

Das neue Selbstbewusstsein des Vereins ist auch eine Folge des sehr soliden Wirtschaftens. Zweistellige Zuwächse bei Umsatz und operativem Ergebnis, wie sie auf der Mitgliederversammlung verkündet wurden, sind nicht nur ein Beleg für die gute Arbeit des Managements, sondern bedeuten auch, dass der Verein nicht zwingend auf Spielerverkäufe angewiesen ist.

Die Weiterentwicklung des Vereins ist sichtbar

Ich erinnere mich, dass Fabian Wohlgemuth auf der Mitgliederversammlung 2022 sinngemäß gesagt hat: Bei Transfers müssen wir im Sinne der Wirtschaftlichkeit immer Kompromisse eingehen. Aber wir arbeiten daran, dass diese Kompromisse immer weniger werden.

Genau diesen Weg ist der Verein in den vergangenen zwölf Monaten gegangen. Und die Aussage von Benjamin Weber, man wolle den Marktwert des Kaders in den kommenden Jahren Schritt für Schritt weiter steigern, passt genau ins Bild.

Klar muss aber auch jedem Fan sein: Der SC Paderborn 07 bleibt ein Ausbildungsverein. Talentierte Spieler zu holen, sie sportlich weiterzuentwickeln und dann gewinnbringend zu verkaufen, gehört zum Geschäftsmodell.


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