Kolumne über den SC Paderborn Drei-Hasen-Grätsche: Die Tops und Flops der Hinrunde

Er selbst bezeichnet sich als "Lipper mit Migrationshintergrund". Schließlich stammt Markus Lüttgens vom Niederrhein, ehe es ihn 2009 in den schnuckeligen Leopoldshöher Ortsteil Bexterhagen verschlug. Von dort aus ist es nicht weit nach Bielefeld, doch um Arminia macht Markus Lüttgens lieber einen großen Bogen. Er hat sein Herz an den SC Paderborn verloren. Er wechselt sich mit Andreas Ludwig als Autor unserer Fankolumne "Drei-Hasen-Grätsche" ab. Liebe Fans des SCP07, während unsere Mannschaft und das Trainerteam eine mehr als dringend notwendige Pause genießen und die Fußball-WM mich nicht wirklich interessiert, boten die vergangenen Wochen die gute Gelegenheit, mit ein bisschen Abstand auf die Hinrunde des SC Paderborn in der 2. Bundesliga zurückzublicken. Und die war eine Achterbahnfahrt. Auf schwindelerregende Höhen folgte ein jäher Absturz. In einem bleibt sich unser SCP07 aber treu: Langweilig wird es nicht. Vieles an dieser Mannschaft hat in den vergangenen Monate begeistert. Manches hat enttäuscht. Das ein oder andere verwundert. Aufsteiger der Hinrunde Dass Marcel Hoffmeier so in der Mannschaft einschlagen würde, hätten vor der Saison wohl nur die wenigsten gedacht. Er selbst wohl auch nicht. Aus der vierten Liga gekommen, etablierte sich der gebürtige Geseker von Anfang an in der Startelf und war über weite Strecken nicht mehr daraus wegzudenken. Was vor allem an seinen Leistungen lag. Dass er mal eben zwei Ligen nach oben gesprungen ist, ließ sich Hoffmeier nicht anmerken. Mit einer bewundernswerten Abgeklärtheit hielt er in der Dreier-Abwehrkette in vielen Spielen die gegnerische Offensive in Schach und sorgte im Umschaltspiel immer wieder für gefährliche Aktionen. Dass ihm, wie den meisten anderen auch, am Ende der Hinrunde ein wenig die Kraft ausging und die Formkurve abfiel, mag ich ihm nicht ankreiden. Über eine solch lange Zeit auf diesem Niveau zu spielen, war er nicht gewohnt. Und mit 23 Jahren steht er auch noch am Anfang seiner Karriere. An Marcel Hoffmeier werden wir noch viel Spaß haben. Absteiger der Hinrunde Die Rolle, die Marcel Hoffmeier in der Verteidigung in der Hinrunde über weite Strecken einnahm, hatte man eigentlich eher von Jasper van der Werff erwartet. Nach dem Leihgeschäft in der vergangenen Saison war er im Sommer von RB Salzburg fest verpflichtet worden und galt in der Abwehr als gesetzt. Doch es kam anders. Schwankende Leistungen und Verletzungen bremsten den Schweizer aus. Das Selbstvertrauen war weg. Die Chancen zur Bewährung am Ende der Rückrunde konnte er nicht nutzen - was laut Cheftrainer Lukas Kwasniok auch daran lag, dass van der Werff sein Spielsystem ein wenig umgestellt habe. Dadurch sei ihm "die Leichtigkeit und die Selbstverständlichkeit im Verteidigen" verloren gegangen. Ich hoffe, dass Jasper van der Werff diese wiederfindet. Denn in Bestform ist er ein Spieler, der uns weiterhelfen kann. Überraschung der Hinrunde Ich muss ehrlich sagen, dass mir der Name Robert Leipertz bis zu seiner Verpflichtung nicht viel sagte. Auch schien er mir irgendwie nicht so recht ins Profil des SCP zu passen. Sicherlich ein guter Spieler mit viel Zweitliga-Erfahrung, der mit 29 aber auch dem Status des Jungtalents entwachsen ist. Aber immerhin ein routinierter Back-up, so dachte ich mir vor der Saison. Dass "Leipi" aber zu einem absoluten Leistungsträger werden würde, und mit sieben Toren zum erfolgreichsten Torschützen der Hinrunde, das hätte ich mir nicht träumen lassen. Dazu geht er mit seiner Einsatzbereitschaft immer voran. Er ist in echter Gewinn für unsere Mannschaft. Höhepunkt der Hinrunde Ganz ehrlich, da kann ich mich nicht festlegen. Dafür gab es zu viele. Das Auftaktspiel gegen den Karlsruher SC mit dem 5:0-Sieg war das erste Highlight. Besser kann man nicht in die Saison starten. Das 7:2 gegen Kiel war dann fast noch besser. Ein Spiel, was früh entschieden war, und bei dem man als Fan im Stadion während der gesamten zweiten Halbzeit die Mannschaft feiern konnte - so etwas erlebt man nicht allzu oft. Und dann natürlich das Pokalspiel gegen Werder Bremen. Flutlicht, K.O.-Duell gegen einen Bundesligisten mit dem dramatischen Sieg im Elfmeterschießen - mehr kann man von einem Fußballspiel nicht erwarten. Tiefpunkt der Hinrunde Vielleicht auch, weil ich näher an Bielefeld wohne als an Paderborn, war dieses Spiel für mich emotional besonders aufgeladen. Ich mag die Arminia nicht, überhaupt nicht, und daher hätte ich gerne so manchen Sieg der Hinrunde gegen einen Triumph gegen Herford-Süd eingetauscht. Doch stattdessen wurden wir zum Aufbaugegner für den Tabellenletzten, und am Ende durften nur die Fans im Gästeblock jubeln. Mir verdirbt eigentlich so schnell nichts die Laune, aber nach diesem Spiel war ich zwei Tage lang richtig schlecht drauf. Vieles verzeihe ich der Mannschaft, aber diese Niederlage gegen die bis dahin kriselnden Nachbarn tat verdammt weh. Sympathieträger der Hinrunde Abseits von allem sportlichen Kontext muss ich hier auch noch unseren Abwehrrecken Uwe Hünemeier abfeiern. Und zwar für seine Bodenständigkeit. Ich folge allen SCP-Spielern bei Instagram und dort konnte man in jüngster Vergangenheit viele schöne Urlaubsbilder sehen. Von den Malediven, aus der Karibik, von Mallorca. Und was posted "Hüne"? Fotos von einem Ausflug mit Kegelbrüdern nach Willingen. Ich hätte spontan applaudieren können, als ich das gesehen habe. So herrlich normal kann ein Fußballprofi sein. Zumindest einer vom Schlage eines Uwe Hünemeier. Fazit: Stark nachgelassen So kann man es vielleicht zusammenfassen. Mit einer Niederlagen-Serie in die lange Winterpause zu gehen, war sicherlich für niemanden optimal. Aber zu erwarten, dass wir einen Durchmarsch hinlegen, war auch unrealistisch. Es ist immer noch eine junge Mannschaft mit vielen Spielern, die noch nicht am Ende ihrer Entwicklung angekommen sind. Da sind Formschwankungen entschuldbar, gar erwartbar. Insgesamt war es aber eine Hinrunde, mit der man als Fan unter dem Strich zufrieden sein darf. Platz sechs ist in Ordnung. Hoffentlich zieht das Trainerteam aus dem Einbruch am Ende die richtigen Schlüsse und richtet die Vorbereitung in der Winterpause so aus, dass die Form in der Rückrunde stabil bleibt. Dann ist noch einiges möglich.

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