Zurück von Dynamo Dresden: Mika Baur ist beim SC Paderborn 07 ein Gewinner des Sommers

Paderborn. Mika Baur wirkt, als hätte er in diesem Sommer einen Schalter umgelegt. Der 21-Jährige läuft nicht mehr hinterher, er geht jetzt voran. Im Training. In den Testspielen. In den ersten Wochen der noch jungen Zweitliga-Saison. Sein Auftreten ist selbstbewusster, sein Spiel dynamischer, seine Körpersprache klarer. Wer ihn in diesen Tagen beim SC Paderborn 07 erlebt, sieht einen Fußballer, der nicht mehr um seine Rolle ringt, sie stattdessen gefunden hat. &bdquo;Ich komme jeden Tag gerne zum Training. Es macht unfassbar Bock“, sagt Baur. Und man glaubt ihm sofort. Noch vor einem Jahr sah die Welt anders aus. Vom SC Freiburg II aus der 3. Liga nach Paderborn gewechselt, war der Offensivspieler mit großen Hoffnungen gestartet. Doch die ersten Monate im neuen Verein verliefen ernüchternd. Unter dem damaligen Trainer Lukas Kwasniok kam er nur selten zum Zug, in der Hinrunde reichte es gerade einmal zu sechs Einsätzen. Lesen Sie auch: SC Paderborn 07: Sextett fehlt im Training, zwei Talente erstmals mit dabei Leihe zu Dynamo Dresden lässt Paderborns Mika Baur reifen Die Wende kam im Winter: Paderborn entschied sich, Baur an den damaligen Drittligisten Dynamo Dresden auszuleihen. Für viele junge Profis ist eine Leihe ein kritischer Punkt in ihrer Karriere: entweder sie endet im Niemandsland oder sie wird zum Befreiungsschlag. Bei Baur war es Letzteres. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von SC Paderborn 07 (@scp07_official) &bdquo;Der Verein hat so eine Wucht, das kann man gar nicht beschreiben. Es hat grundsätzlich Spaß gemacht dort. Die Erfahrung, auch mit dem Aufstieg, war riesig. Ich hab nur positive Erinnerungen“, sagt Baur heute. Sportlich brachte er es in 18 Partien auf ein Tor und eine Vorlage. Wichtiger als die nackten Zahlen aber war, dass er wieder regelmäßig auf dem Platz stand. &bdquo;Ich hab zu dem Zeitpunkt nicht gestrotzt vor Selbstbewusstsein, weil ich nicht ganz so viel gespielt habe. Das Selbstverständnis musste ich mir erst wieder erarbeiten“, sagt er. Lesen Sie auch: Warum Paderborns Sieg über Bochum zum Schlüsselmoment für die Saison werden kann SCP07: Mika Baur hat gelernt, mit Rückschlägen umzugehen Das gelang. Und zwar so, dass er am Ende den Aufstieg in die 2. Bundesliga feiern konnte. Nach dem letzten Saisonspiel standen die Fans in der Innenstadt sogar der Mannschaft Spalier. Zurück in Paderborn merkte man dann schnell: Von der Leihe ist ein anderer Spieler zurückgekommen. Einer, der gelernt hat, mit Rückschlägen umzugehen. Einer, der die Dinge anders sieht. &bdquo;Ich habe unfassbar viel mitgenommen. Jeder junge Spieler kann bei einer Leihe unfassbar viel mitnehmen. Man lernt daraus, wird erwachsener, reifer. Ich gehe anders mit kleinen Rückschlägen um. Fehlpässe, wenn man mal nicht spielt, das kann alles passieren. Man hat einfach mehr das große Ganze im Blick.“ Lesen Sie auch: Mattes Hansen überzeugt beim SC Paderborn in der Abwehr: Ein Modell für die Zukunft? Mika Baur beim SC Paderborn 07: &bdquo;Das fühlt sich gut an“ Seit der Vorbereitung hat sich dieses neue Selbstverständnis auf den Platz übertragen. Schon in den Testspielen fiel Baur durch sein dynamisches Auftreten auf, inzwischen bestätigt er es in der Liga. Nach fünf Spieltagen steht er beim SCP bereits bei vier Einsätzen – fast so viele wie in der gesamten Vorsaison. Besonders das vergangene Heimspiel gegen den VfL Bochum bleibt in Erinnerung: Beim 1:0-Erfolg stand er erstmals im zentralen Mittelfeld in der Startelf. &bdquo;Ich habe da früher oft gespielt. In Freiburg vor allem. Aber auch zuletzt bei Dresden ein paar Mal. Auch hier in Paderborn hat es ganz gut funktioniert“, sagt er mit einem Lächeln. Man hört ihm an, dass ihm diese Rolle gefällt. &bdquo;Auf der Doppelsechs, auf der Acht hast du viel mehr Ballaktionen. Du bist ab der ersten Minute direkt im Spiel. Das fühlt sich gut an.“ Paderborns Sportchef sieht Baurs Entwicklung mit Wohlwollen Dennoch bleibt er flexibel, kann sich auch weiter Einsätze auf den Flügeln vorstellen. Dort, wo ihn Trainer Ralf Kettemann sieht, werde er gerne spielen. Er sagt: &bdquo;Das im Mittelfeld hat gegen Bochum einfach gut gepasst von der Idee her, wie wir spielen wollten. Samstag gegen Hertha kann das schon wieder anders aussehen.“ Für Kettemann ist Mika Baur damit zu einer wertvollen Option geworden, die im Team verschiedene Positionen bekleiden kann. Im Training wird er mal auf dem Flügel, mal im Mittelfeld eingesetzt. Der 21-Jährige selbst sieht das völlig pragmatisch: &bdquo;Das ist für mich absolut okay. Ich spiele am besten, wenn ich Spaß habe. Und das habe ich hier absolut. Egal, wo ich eingesetzt werde.“ Sportchef Sebastian Lange sieht die Entwicklung Baurs übrigens mit Wohlwollen: &bdquo;Mika ist sehr ehrgeizig und will immer. Er ist polyvalent, kann viele Positionen spielen. Gegen Bochum hat er sehr gut gespielt, war bissig und hat eine andere Präsenz gezeigt.“ Lesen Sie auch: Erkenntnis nach SCP07-Sieg über Bochum: Wenn hinten die Null steht, reicht ein Tor Mika Baur will beim SCP07 in der 2. Liga ankommen Gleichzeitig mahnt Lange zur Geduld: &bdquo;Eine Karriere verläuft nicht immer geradlinig nach oben. Er ist noch jung, er muss die Liga noch weiter adaptieren. Aber wenn man als junger Spieler kritikfähig ist, wird man alle halbe Jahre besser. Diesen Prozess erleben wir gerade bei ihm hautnah.“ Für Mika Baur selbst zählt am Ende nur die tägliche Arbeit. Von großen Zielen oder Prognosen hält er nichts. &bdquo;Ich gehe kleine Schritte, Tag für Tag, Woche für Woche. Das ist mein Ziel.“ Und so wirkt er inzwischen wie jemand, der genau weiß, wo er hinwill, ohne dass er es laut aussprechen muss. Mika Baur will beim SC Paderborn in der 2. Bundesliga seinen Stempel aufdrücken. Und er ist auf dem besten Weg dahin.

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