Die Gründe für den Absturz des SC Paderborn sind vielschichtig

Paderborn. Noch vor zwei Monaten war der SC Paderborn Zweitliga-Tabellenführer. Das Team von Trainer Lukas Kwasniok hatte mit begeisterndem Offensivfußball satte 19 Punkte aus acht Spielen geholt und dabei 24 Tore geschossen. Nur die in dieser Saison extrem lange Winterpause schien den SCP aufhalten zu können. Doch nun sind Spieler, Verantwortliche und Fans heilfroh, dass eben jene Winterpause in diesem Jahr schon Mitte November beginnt. Denn ab dem neunten Spieltag wanderten nur noch sieben Zähler aufs Paderborner Konto. Konsequenz: Der SCP ist zur Saisonhalbzeit Tabellensechster und hat bereits zehn Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Darmstadt. Die Abstiegsränge sind derweil neun Zähler entfernt. "Der wachsame Blick nach unten ist durchaus notwendig", sagt daher Sportchef Fabian Wohlgemuth. Die Gründe für den Absturz sind vielfältig. Zum einen wäre der Spielplan zu nennen. Zu Saisonbeginn fegte der SCP beispielsweise mit dem KSC (5:0), Hannover (4:2) und Kiel (7:2) Gegner vom Platz, die zu diesem Zeitpunkt zahlreiche Baustellen hatten. Das Selbstbewusstsein und das Vertrauen in die eigenen Stärken wuchs. Vieles klappte von ganz allein. Ein schleichender Prozess Doch mit den ersten Rückschlägen wie der 1:2-Pleite beim damaligen Schlusslicht aus Fürth kamen erste Selbstzweifel. Automatismen gingen verloren. Bei zunächst unbekümmerten Senkrechtstartern wie Marcel Hoffmeier, Raphael Obermair und Sirlord Conteh setzte das Denken ein. Leistungsträger schwächelten. Es war ein schleichender Prozess, denn auch in den vergangenen zehn Pflichtspielen zeigte der SCP sechs Mal eine ordentliche bis sehr gute Leistung. Höhepunkte waren der DFB-Pokal-Erfolg gegen Werder Bremen und die spektakuläre Partie gegen den HSV (2:3). Doch sechs Niederlagen in den vergangenen neun Zweitligaspielen sind kein Zufall. Und im Hinrunden-Endspurt traten die Defizite in den Duellen gegen Heidenheim (0:3), Bielefeld (0:2) und Nürnberg (1:2) dann deutlich zutage. Paderborn verteilt Geschenke In einem Spiel wie in Nürnberg hätte der SCP vor ein paar Wochen wohl zur Halbzeit mit 3:0 geführt. Der Gegner war verunsichert und spielerisch limitiert. Die Chancen waren da. Paderborn hatte die Partie (scheinbar) im Griff. "Wir waren optisch vielleicht auch einen Tick besser. Aber dennoch ist die Niederlage verdient, denn wir haben mindestens ein Geschenk zuviel verteilt", sagt Lukas Kwasniok. Die beiden Gegentore waren in der Tat Geschenke. Und in der Offensive vergaben Platte, Leipertz und Co. am vergangenen Sonntag Gelegenheiten, die sie zu Saisonbeginn noch mit verbundenen Augen in Tore umgemünzt hätten. Fertig war die 1:2-Pleite. Es war der ultimative Beweis dafür, dass der SCP reif für die Winterpause ist. In dieser stehen für Paderborns Zweitligakicker sechs bis acht Testspiele auf dem Programm. "Das ist auch sehr wichtig, um wieder als Mannschaft zusammenzufinden und um zu unserem Fußball zurückzufinden", sagt Mittelfeldspieler Julian Justvan, der in Nürnberg noch der beste SCP-Akteur gewesen war. Gibt es Winterneuzugänge? Ob sich die besagte Mannschaft in diesem Winter personell verändern wird, ist derzeit unklar. "Wir werden jetzt nicht gleich in die Schublade Nachverpflichtung greifen. Es geht erst einmal darum, dass jeder über sich selbst nachdenkt und überlegt, wie er wieder zu alter Form zurückfindet", betont Fabian Wohlgemuth. Die Qualität des Kaders ist letztlich auch ausreichend. So gibt es beispielsweise keine Defizite im Kreativbereich, die im vergangenen Winter durch die Neuzugänge Philipp Klement und Florent Muslija behoben werden mussten. Der SCP ist auf allen Positionen gut bestückt. Doch das Potenzial konnte zuletzt nicht mehr hinreichend abgerufen werden. "Wir müssen schauen, dass wir mit dieser Winterpause besser umgehen als die Konkurrenz", sagt Sportchef Wohlgemuth. Exakt dies war dem SCP im vergangenen Sommer gelungen, als der Grundstein für den brillanten Saisonstart gelegt wurde. Damals profitierten die Paderborner allerdings von der Tatsache, dass sie ihren Kader im Vergleich zu zahlreichen Konkurrenten frühzeitig zusammenhatten. Diesen Vorteil werden sie in diesem Winter nicht haben.

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