In Rekordzeit zum Stammspieler: Paderborns Senkrechtstarter aus Schmerlecke

Paderborn. Angesichts der großen Konkurrenz auf der Innenverteidiger-Position galt Marcel Hoffmeier beim Start in die Sommervorbereitung als klassischer Perspektivspieler, der vermutlich viel Geduld aufbringen muss. Doch der 23-Jährige benötigte beim SC Paderborn keine lange Anlaufzeit. Der Neuzugang vom Regionalligisten Preußen Münster startete vielmehr in Rekordzeit durch, verpasste noch keine Zweitliga-Saisonminute und wird auch an diesem Samstag, 20. August, im Heimspiel gegen Holstein Kiel (13 Uhr, Home Deluxe Arena) in der Startelf stehen. "Ich bin von mir selbst ein wenig überrascht", sagt Hoffmeier, der bislang der mit Abstand beste Akteur in der Paderborner Abwehr-Dreierkette ist. Der gebürtige Geseker besticht durch ein kluges Zweikampfverhalten, eine enorme Ball- und Passsicherheit sowie einen ausgeprägten Offensivdrang. "Eigentlich tut man gut daran, ihn nicht Woche für Woche zu loben. Aber Marcel spielt so gut, da lässt sich das nicht vermeiden", sagt SCP-Coach Lukas Kwasniok und fügt an: "Ohne jemanden zu nahe treten zu wollen, aber man fragt sich schon, warum er in den letzten beiden Jahren in der Regionalliga gekickt hat. Es ist einfach sensationell, wie Marcel performt." "Der pinkelt Eiswürfel" Das Kicker-Sportmagazin führt Hoffmeier mit einem Notenschnitt von 2,88 und berief ihn nach dem 1:0-Sieg in Kaiserslautern erstmals in die Elf des Tages. "Manchmal muss ich mich selbst ein wenig kneifen", erklärt der 23-Jährige, bei dem aber wohl keine Gefahr besteht, dass er abhebt. Denn zum einen ist Hoffmeier extrem bodenständig. Zum anderen ist der 1,82 Meter große Abwehr-Akteur klar im Kopf und auf dem Platz ziemlich abgezockt. "Der pinkelt Eiswürfel", urteilte Kwasniok unlängst über seinen Schützling, der selbst unter höchstem Druck fast immer eine spielerische Lösung findet. "Mit Ball mache ich manchmal schon verrückte Sachen", sagt Hoffmeier. Die Vergangenheit als Offensivspieler kommt ihm dabei sicherlich zugute, denn noch in seinem ersten Jahr in Münster war er vorzugsweise auf der Zehner- oder Achterposition beheimatet. Es war allerdings kein einfaches Jahr, denn Hoffmeier saß meistens auf der Bank oder Tribüne. Erst als ihn Preußen-Trainer Sascha Hildmann zum Innenverteidiger umschulte, nahm seine Karriere Fahrt auf. So war Hoffmeier ab Sommer 2020 unumstrittener Leistungsträger. Und diese Rolle scheint der 23-Jährige nun auch zwei Ligen höher in Paderborn einnehmen zu können. Zwillinge mit feinen Unterschieden Sein Zwillingsbruder Kevin, mit dem er einst zusammen bei RW Horn und dem SV Lippstadt gekickt hatte, ist unterdessen im Laufe der Jahre positionstechnisch immer weiter nach vorne gerückt. Er begann als Innenverteidiger, ist inzwischen defensiver Mittelfeldspieler beim Regionalligisten SV Rödinghausen, fungiert aber mitunter sogar als Stürmer. Es ist nicht der einzige Unterschied zwischen den beiden Brüdern. Kevin ist Bayern-Anhänger, Marcels Fan-Herz schlägt für Schalke. "Und ich bin zwei Minuten älter, zwei Zentimeter größer und zwei Kilo schwerer", berichtet Marcel Hoffmeier. Dank des intensiven Krafttrainings dürfte er seinem Zwillingsbruder allerdings in Sachen Gewicht inzwischen noch weiter enteilt sein. Gemeinsam haben beide Hoffmeiers die große Spielintelligenz und das fußballerische Talent, das auch anderen Klubs nicht verborgen blieb. So flatterten den beiden Brüdern zu Juniorenzeiten Angebote aus Dortmund, Schalke, Paderborn und Bielefeld ins Haus. Doch der Familie zuliebe blieben sie beim SV Lippstadt. "Wir sind ein kleiner Geheimfavorit" "Ich bin ein Familienmensch und sehr heimatverbunden", sagt Marcel Hoffmeier, der noch immer bei seinem Vater im 700-Seelen-Ort Schmerlecke lebt. "Oma und Opa wohnen gleich nebenan", berichtet der SCP-Akteur, der nun zudem nahezu täglich bei seiner Mutter vorbeischauen kann. Diese wohnt nämlich in Paderborn. Und Bruder Kevin ist derzeit in Bielefeld beheimatet. "Ich bin daher froh, dass ich hier Fußball spielen kann", betont Marcel und hofft, dass es für ihn beim SCP auch künftig so perfekt läuft wie bisher. "Ich will eine konstant gute Runde spielen, gesund bleiben und möglichst viele Einsatzminuten sammeln", erklärt der Senkrechtstarter aus Schmerlecke. Und er ist guter Dinge, dass auch für sein Team große Wünsche in Erfüllung gehen können. "Ich hatte mir schon zu Saisonbeginn gedacht, dass wir in den Top 8 landen können. Jetzt sind wir sicher ein kleiner Geheimfavorit", sagt Hoffmeier. Gegen Holstein Kiel muss nun aber an diesem Samstag erst einmal die Tabellenführung verteidigt werden. "Das ist schon ein Brocken, der da auf uns zukommt", urteilt der 23-Jährige, der aber ohne große Nervosität auch in dieses Spiel gehen wird. Und es wäre keine Überraschung, wenn ihn sein Cheftrainer anschließend wieder loben könnte.

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