Vom Lehrling zum Paderborner Leistungsträger: Julian Justvan hat hohe Ziele

Paderborn. Julian Justvan trägt beim SC Paderborn nicht von ungefähr die Nummer zehn. So stellte der 24-Jährige am Sonntag beim 5:0-Auftaktsieg gegen den Karlsruher SC einmal mehr seine außergewöhnlichen fußballerischen Qualitäten unter Beweis. Justvan bereitete zunächst mit einem traumhaften Lupfer aus dem linken Fußgelenk das 2:0 durch Robert Leipertz vor, um dann selbst mit einem sehenswerten Schlenzer auf 3:0 zu erhöhen. Seine Rückennummer zehn ist mittlerweile aber auch ein wenig irreführend. In seinem ersten Jahr in Paderborn hatte er in der Saison 2020/21 unter Trainer Steffen Baumgart zwar tatsächlich vorwiegend zentral hinter den Spitzen gespielt. Doch inzwischen ist der vielseitige Justvan, der in der vergangenen Spielzeit auf sieben (!) verschiedenen Positionen zum Einsatz kam, vor allem als sogenannter Schienenspieler auf der linken oder rechten Außenbahn gefragt. Während der gebürtige Niederbayer hierbei in der Rückrunde der Vorsaison und auch in den Testspielen der Vorbereitung zumeist auf der linken Seite agiert hatte, durfte er gegen den KSC auf rechts ran. "Da sehe ich mich selbst auch am liebsten", sagt Justvan, der von dort aus in die Achterräume vorstoßen und mit seinem starken linken Fuß den finalen Pass spielen oder selbst abschließen kann. Zwei Bayern sorgen für Gefahr Gegen Karlsruhe gelang dies nach der Pause vortrefflich. Schon im Gastspiel bei Fortuna Düsseldorf (Freitag, 22. Juli, 18.30 Uhr) könnte er mit Neuzugang Raphael Obermair dennoch wieder die Seiten tauschen. Zudem sind Positionswechsel während einer Partie stets eine Option. "Das macht uns unberechenbarer und gefährlicher", erklärt SCP-Coach Lukas Kwasniok und fügt an: "Beide fühlen sich auch in den Halbräumen wohl. Dadurch kannst du sehr fließend Überzahlen in bestimmten Regionen schaffen." Niederbayer Justvan genießt dabei das Zusammenspiel mit dem Oberbayern Obermair. "Raffa ist sehr spielstark, hat Tempo, kann ins Eins gegen Eins gehen und er macht die Räume gut zu. Da haben wir einen richtig guten Spieler hinzugewonnen", lobt Justvan, der sich für seine dritte Saison beim SCP einiges vorgenommen hat. "Das erste Jahr war ein Lehrjahr, in dem ich aber schon viel Spielzeit bekommen und Selbstvertrauen getankt habe. In der zweiten Saison wollte ich zu den Leistungsträgern gehören, was mir auch häufig gelungen ist. Nun will ich noch konstanter werden, mein Spiel gegen den Ball und mein Stehvermögen verbessern, meine Statistiken ausbauen und mehr Scorerpunkte sammeln", betont der 24-Jährige, der in 65 Pflichtspielen für den SCP bislang fünf Tore und zwölf Assists verbuchte. Das Ziel ist die Bundesliga Aufgrund seines großen Potenzials dürfte Justvan vermutlich schon im Visier des ein oder anderen höherklassigen Klubs stehen, zumal talentierte Außenbahnspieler gerade in Deutschland rar gesät sind. "Früher oder später ist es natürlich mein Ziel, in der ersten Liga zu spielen", erklärt der SCP-Akteur, der derzeit aber keine Abwanderungsgedanken hegt. "Der Moment ist noch nicht da. Ich denke, dass mir eine weitere Saison in Paderborn sehr gut tut. Erst wenn ich solche Leistungen wie am Sonntag über einen langen Zeitraum konstant abrufen kann, könnte ich mir vorstellen, den nächsten Schritt zu machen", sagt Paderborns Zehner. Die SCP-Verantwortlichen können nicht nur deshalb ganz entspannt sein. Justvans Vertrag läuft bis Juli 2025. Bei einem Wechsel dürfte somit eine satte Millioneneinnahme in die Vereinskasse fließen. Doch kurz- bis mittelfristig wird dieses Thema wohl ohnehin nicht auf den Tisch kommen. "Fortuna ist ein anderes Kaliber" Und vielleicht gelingt Justvan ja sogar mit Paderborn der Sprung in die Bundesliga. "Mein Ziel ist es schon, in dieser Saison vorne mitzuspielen. Wenn wir unsere Leistung auf den Platz bringen, können wir jeden Gegner schlagen", sagt der SCP-Kicker und lobt den guten Teamgeist sowie die starken Neuzugänge. Einer davon ist Stürmer Sirlord "Sissi" Conteh, für den Justvan ebenfalls lobende Worte parat hat: "Mit ihm können wir nun wieder besser die Tiefe attackieren. Robert Leipertz hat neulich gesagt: Sissi kannst du auch mal fünf Meter zu weit schicken und er erläuft den Ball trotzdem noch." Somit verfüge der SCP über ein Element, das nach dem Abgang von Sven Michel etwas verloren gegangen sei. "In der vergangenen Rückrunde haben wir uns manchmal auch totgespielt", urteilt Justvan. In den ersten 25 Minuten des Auftaktspiels gegen den KSC war seinem Team allerdings auch herzlich wenig eingefallen. "Das dürfen wir uns in Düsseldorf nicht erlauben, sonst wird das vermutlich direkt bestraft. Die Fortuna ist ein anderes Kaliber", sagt Justvan, der beim letzten Gastspiel in der Landeshauptstadt eine Premiere gefeiert hatte. So war Paderborns Nummer zehn am 2. Oktober 2021 beim spektakulären 3:2-Sieg in Düsseldorf erstmals auf der linken defensiven Außenbahn zum Einsatz gekommen.

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