SC Paderborn

SC Paderborn setzt ein Ausrufezeichen gegen Ajax und siegt mit 5:2

Der SCP feiert einen unerwartet hohen Erfolg gegen den niederländischen Meister, der jedoch ohne den Großteil seiner ersten Garde antritt. Dennoch tankt Paderborn viel Selbstvertrauen.

SCP-Neuzugang Raphael Obermair, der hier am Ball ist, war gegen Ajax nicht nur wegen seines Blitztores zum 0:1 einer der besten Paderborner auf dem Platz. | © SC Paderborn 07/Michael Bieckmann

Frank Beineke
02.07.2022 | 03.07.2022, 10:26

Oldenzaal. 600 Zuschauer sahen am Samstag im niederländischen Oldenzaal ein äußerst kurzweiliges Testspiel. Rein vom Ergebnis her wurden sie dabei Zeugen einer faustdicken Überraschung, denn der SC Paderborn fegte Ajax Amsterdam mit 5:2 (1:2) vom gepflegten Rasen des Sportzentrums Vonderweijde. Vor einem Jahr hatte der SCP an gleicher Stätte noch 1:4 gegen den mehrfachen Europapokal-Sieger verloren. Allerdings hatte der niederländische Meister diesmal vornehmlich seine zweite Garde aufgeboten.

"Es war heute ein großer Name und gerade unter diesem Aspekt ein wichtiger Moment der Vorbereitung. Aber bei Ajax haben 15 Nationalspieler gefehlt. Und gerade die Wechsel nach der Pause relativieren die Aussagekraft des Resultats", bilanzierte Fabian Wohlgemuth. Nichtsdestotrotz lobte auch der SCP-Sportchef einen starken Auftritt seiner Mannschaft, die mit etwas mehr Konsequenz sogar noch mehr Treffer hätte erzielen können.

SCP-Coach Lukas Kwasniok hatte hierbei eine ziemlich offensiv ausgerichtete Startelf in den Test gegen Ajax geschickt. Abgesehen von den langzeitverletzten Neuzugängen Kai Klefisch und Sebastian Klaas waren alle Mann an Bord.

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Juve-Leihgabe stellt den SCP vor Probleme

Die Paderborner erwischten einen Blitzstart und gingen schon nach nicht einmal 120 Sekunden in Führung. Nach einem sehenswerten Spielzug über Felix Platte und Sirlord Conteh netzte der an diesem Tag sehr agile Raphael Obermair zum 0:1 (2.) ein. Doch die Ajax-Antwort ließ in einer anfangs sehr spektakulären Partie nicht lange auf sich warten. Mohamed Ihattaren spielte einen Doppelpass mit Naci Ünüvar und vollstreckte zum 1:1 (4.).

Apropos Ihattaren. Der Ajax-Rechtsaußen war in der ersten halben Stunde der überragende Mann auf dem Platz und narrte die SCP-Akteure ein ums andere Mal. Beispielsweise in der zehnten Minute, als Ünüvar nach Ihattaren-Vorarbeit zum Abschluss kam, Paderborns Kapitän Ron Schallenberg aber das 2:1 verhinderte.

Ajax hatte insgesamt mehr Ballbesitz, doch der SCP verbuchte ein Chancenplus. So hätte es nach 17 Minuten 1:2 stehen müssen. Marcel Hoffmeier spielte einen gekonnten Doppelpass mit Robert Leipertz, scheiterte aber an Ajax-Keeper Jay Gorter. Auch der Flugkopfball von Robin Bormuth blieb nach der anschließenden Ecke ohne Ertrag.

Leipertz hat Verletzungspech

Für Robert Leipertz war dann vorzeitig Feierabend. Der SCP-Neuzugang fasste sich an den linken Oberschenkel. Physio Robert Wezorke gab sofort das Zeichen zum Wechseln. Marcel Mehlem kam in die Partie (20.), in der Amsterdam kurze Zeit später in Führung gehen sollte. So demonstrierte Mohamed Ihattaren in der 24. Minute, dass er auch ein genialer Freistoßschütze ist. Die 20 Jahre junge Juventus-Leihgabe schlenzte das Leder aus knapp 25 Metern mit seinem starken linken Fuß unhaltbar für Jannik Huth in den Winkel.

"Ajax hat uns in den ersten 20 Minuten in Sachen Intensität enorm herausgefordert. Aber mit zunehmender Spieldauer ist das Pendel dann immer mehr in unsere Richtung ausgeschlagen", konstatierte SCP-Coach Kwasniok. Dies lag auch daran, dass es Wirbelwind Ihattaren, der über Knöchelprobleme klagte, nach seinem zweiten Treffer deutlich ruhiger angehen ließ.

Der SCP hatte bis zum Pausenpfiff jedenfalls nach der Ajax-Führung leichte Vorteile und die besseren Torgelegenheiten. Felix Platte hatte zwei Mal den Ausgleich auf dem Schlappen. Zunächst kam Paderborns Stürmer nach einem Konter über Conteh zum Abschluss (26.), dann zog er nach einem Huth-Abstoß und Justvan-Vorarbeit aufs Ajax-Gehäuse (33.). Doch beide Schüsse wurden geblockt. Und so ging Amsterdam in einem unterhaltsamen Spiel mit einer 2:1-Führung in die Halbzeit.

Ajax-Keeper hat viel zu tun

Lukas Kwasniok nahm zur Pause drei Wechsel vor. Leopold Zingerle, Uwe Hünemeier und Dennis Srbeny kamen für Jannik Huth, Robin Bormuth und Felix Platte. Ajax-Coach Alfred Schreuder wechselte sechs Mal. In einer zunächst ereignisarmen zweiten Hälfte jubelten die Ajax-Fans in der 54. Minute über das vermeintliche 3:1. Doch Vollstrecker Ihattaren hatte knapp im Abseits gestanden.

Nach einer Stunde verließ Ihattaren unter dem Applaus der Zuschauer das Spielfeld. Beim SCP kamen unterdessen Jonas Carls, Jannis Heuer und Richmond Tachie in die Partie. Und eine Co-Produktion zweier Joker hätte fast postwendend das 2:2 gebracht. Heuer schickte Carls mit einem sehenswerten Pass auf die Reise, doch der SCP-Akteur scheiterte an Ajax-Torhüter Gorter (61.), der nun sehr viel Arbeit bekam.

Conteh trifft im vierten Anlauf

In Minute 68 stand es dann 2:2, wobei der Treffer erst im vierten Anlauf fallen sollte. Bei Doppelchance Nummer eins scheiterte zunächst Tachie an Gorter, ehe auch Teamkollege Sirlord Conteh beim Nachschuss am Ajax-Torwart verzweifelte. Doch Sekunden später konnte Paderborns Sturm-Neuzugang dann doch jubeln. Bei der anschließenden Ecke wurde Hünemeiers Kopfball von Gorter glänzend pariert. Conteh aber stand goldrichtig und traf per Abstauber zum verdienten Ausgleich (68.).

Dann ging das Duell Carls gegen Gorter in die nächste Runde. Der SCP-Joker zog nach Obermair-Vorarbeit ab, war gegen Amsterdams Keeper aber erneut zweiter Sieger (71.). Auch gegen den unmittelbar zuvor eingewechselten Kelvin Ofori behielt Gorter zunächst die Oberhand (77.). Doch nur eine Minute später vollstreckte Ofori nach einem Ballverlust von Ajax-Akteur Patrickson Delgado zum 2:3.

Wechsel schwächen Ajax deutlich

Amsterdams Trainer Schreuder hatte inzwischen diverse U19-Akteure in die Partie gebracht. Seine blutjunge Truppe war dann doch ein wenig überfordert. Und der SCP legte nach: Nach einem erneuten Delgado-Patzer setzte sich John Iredale auf der rechten Seite durch und passte flach nach innen, wo Dennis Srbeny im Fallen das 2:4 (79.) erzielte.

Srbeny verpasste nach einem Sololauf einen Doppelpack (85.), doch in Minute 89 fiel dann das 2:5. Ajax-Keeper Gorter stoppte Tachie unsanft vor der Strafraumgrenze. Der Schiedsrichter ließ Vorteil laufen und Iredale traf ins leere Tor. Dann war Feierabend. Und der SCP hatte im drittletzten Testspiel dieses Sommers reichlich Selbstvertrauen getrankt.

Für Paderborns Zweitliga-Kicker geht es nun am Freitag, 8. Juli, mit dem Höhepunkt der Sommervorbereitung weiter. Dann steht um 18.30 Uhr in der heimischen Home Deluxe Arena das Testspiel gegen den Bundesligisten VfL Bochum auf der Agenda.

Ajax Amsterdam - SC Paderborn 2:5 (2:1)

Ajax: Gorter - Klaiber (46. Gooijer), Magallán (46. Aertssen), Pierie (60. Brandes), Baas (46. Salah-Eddine) - Regeer (60. Warmerdam), Fitz-Jim (46. Delgado) - Ünüvar (46. Giovanni) - Ihattaren (60. Dall) Rasmussen (60. Enem), Banel (46. Martha)

SCP: Huth (46. Zingerle) – van der Werff (60. Heuer), Bormuth (46. Hünemeier), Hoffmeier (75. Gryszkiewicz) – Schallenberg (75. Müller) – Obermair (75. Ofori), Leipertz (20. Mehlem), Muslija (60. Tachie), Justvan (60. Carls) – Platte (46. Srbeny), Conteh (75. Iredale)

Tore: 0:1 Obermair (2.), 1:1 Ihattaren (4.), 2:1 Ihattaren (24.), 2:2 Conteh (68.), 2:3 Ofori (78.), 2:4 Srbeny (79.), 2:5 Iredale (89.)


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