Die Stimmung beim SC Paderborn wird ungemütlicher

Paderborn. Sehenswerte 37 Zähler nach 26 Spielen, Tabellenplatz acht, ein Zehn-Punkte-Puffer auf Rang 16, Planungssicherheit für die kommende Zweitliga-Saison. Die Stimmung rund um den SC Paderborn könnte eigentlich ziemlich entspannt sein. Ist sie aber nicht. Die Tendenz zeigt nach unten. Und vor allem die desaströse Heimbilanz drückt aufs Gemüt. So gewann der SCP in der Benteler-Arena in dieser Saison ganze zwei von vierzehn Partien. In den vergangenen sieben Heimspielen blieben die Paderborner bei vier Unentschieden und drei Niederlagen gänzlich sieglos. Und gerade zuletzt sollten die SCP-Kicker ihre Fans vor heimischer Kulisse in den Duellen gegen das damalige Liga-Schlusslicht Erzgebirge Aue (3:3) und gegen stark ersatzgeschwächte Düsseldorfer (1:1) arg enttäuschen. Verbunden mit den strengen Corona-Auflagen hat all dies zur Folge, dass sich die Zuschauerzahlen in der Benteler-Arena auf einem extrem niedrigen Niveau bewegen. Zudem gibt es derzeit keinen organisierten Support, weil weite Teile der aktiven Fanszene dem Stadion fernbleiben, solange Regeln wie die Maskenpflicht gelten.Und so schaute SCP-Coach Lukas Kwasniok am Samstag wohl ein wenig neidisch Richtung Gästeblock, in dem gut 1.000 Düsseldorfer Fans ihre Mannschaft bedingungslos unterstützten. Kwasniok schießt übers Ziel hinaus Der Appell des Paderborner Cheftrainers, der in der Pressekonferenz nach dem Spiel für mehr Zusammenhalt und Gemeinschaftssinn plädierte, ist daher verständlich und auch richtig. Dass Kwasniok zuvor aber das Umfeld für eine viel zu hohe Erwartungshaltung kritisiert hatte, mag aus der Emotion heraus nachvollziehbar sein. Im Kern hat der SCP-Coach damit sogar recht. Doch letztlich schoss er übers Ziel hinaus. Mit den 24 Punkten, die sein Team in den ersten 13 Spielen geholt hatte, wurde die Messlatte in der Tat sehr hoch gelegt. Der SCP spielte über seinem Limit und verfügte mit Sven Michel und Felix Platte über ein überragendes Sturmduo. Dass anschließend aber nur noch 13 Zähler aus 13 Partien heraussprangen, kann und darf nicht der Paderborner Anspruch sein. Nur Aue, Ingolstadt und Regensburg waren in diesem Zeitraum schlechter. Namhafte Spieler rufen ihr Potenzial nicht ab Natürlich gibt es gute Gründe, warum der SCP nicht mehr an die Leistungen aus dem vergangenen Sommer und Frühherbst anknüpft. Mit Sven Michel verließ ein Schlüsselspieler den Verein, dessen Abgang sportlich wie menschlich schmerzt.Anschließend verletzte sich mit Winterneuzugang Philipp Klement ein Mittelfeldstratege, der Rhythmus und Struktur ins SCP-Spiel bringen kann. Und dann waren oder sind wichtige Akteure wie Felix Platte, Marcel Mehlem und Dennis Srbeny angeschlagen. Lukas Kwasniok muss sich aber die Frage gefallen lassen, warum namhafte Akteure wie Thalhammer, Stiepermann oder Yalcin momentan nicht ansatzweise ihr Potenzial abrufen. Oder warum verheißungsvolle Talente wie Cuni oder Ofori keine Rolle spielen. Moral und Einsatzwille sind vorbildlich Fakt ist, dass der SCP-Coach bei vielen Fans einen schweren Stand hat. Der Schatten seines Vorgängers Steffen Baumgart, mit dem Paderborn zum selben Zeitpunkt der Vorsaison übrigens zwei Zähler weniger auf dem Konto hatte, war und ist groß.Kwasnioks taktische wie personelle Experimentierfreude stößt nicht bei jedem auf Gegenliebe. Und seine Entscheidung, sich nicht impfen zu lassen, ließ seine Beliebtheitswerte rapide sinken, wenngleich dies nichts mit dem Sportlichen zu tun hat.Fakt ist aber auch, dass Kwasnioks Mannschaft bei allen Problemen und Rückschlägen der vergangenen vier Monate eine Einheit ist. Noch kein einziges Mal in dieser Saison ergaben sich die Paderborner auch nur ansatzweise wehrlos in ihr Schicksal. Lediglich beim 0:2 auf Schalke verlor der SCP mit mehr als einem Tor Differenz.Auch an Tagen, an denen die Kwasniok-Schützlinge mit enormen Widrigkeiten zu kämpfen haben, stecken sie nicht auf. So punktete der SCP dank einer bewundernswerten Moral selbst in den besagten "Grusel-Partien" gegen Aue und Düsseldorf. Die Tatsache, dass die Paderborner bislang in fast allen Spielen auf Augenhöhe waren, ist aber zugleich der beste Beweis dafür, dass in dieser Mannschaft jede Menge Qualität steckt. Ein Punkteschnitt von einem Zähler pro Partie ist daher viel zu wenig. Da hilft auch kein Verweis auf den niedrigen Etat. Denn sonst würde nicht nur Lukas Kwasniok, sondern der gesamte Klub spätestens in der kommenden Saison ein Problem bekommen.

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