Viel Kontrolle, wenig Killer-Instinkt: Paderborns Heimmisere hält an

Paderborn. Es ist wie verhext. Zuhause läuft es für den SC Paderborn einfach nicht rund. So verpasste der SCP auch am Samstag seinen dritten Heimsieg der Zweitliga-Saison. Trotz drückender spielerischer Überlegenheit langte es vor den lediglich 3.614 Zuschauern in der Benteler-Arena gegen Dynamo Dresden nur zu einem 0:0. Daran konnte auch der frischverlegte neue Rollrasen nichts ändern. Lastet auf den Paderbornern somit ein Heimfluch? "Ich glaube nicht an Flüche. Ich glaube an Arbeit und Leistung", sagt Lukas Kwasniok. "Und Leistung haben wir abgerufen. Allerdings nicht zu 100 Prozent, sonst hätten wir wohl gewonnen", resümiert Paderborns Cheftrainer. Dessen Team hatte gegen extrem defensive Dresdener 66 Prozent Ballbesitz und bei satten 647 Pässen eine Passquote von 85 Prozent verbucht. Doch das erlösende Siegtor blieb aus, so dass die Gäste mit ihrem Sachsen-Catenaccio erfolgreich sein sollten. "Ich hatte als Trainer aber erstmals in dieser Saison das Gefühl, dass wir den Gegner mit dem Ball erdrücken können. Irgendwann war es wie beim Handball. Und der extrem gute Rasenplatz hat dazu beigetragen, dass wir diese Spielweise anvisieren konnten", sagt Kwasniok. Bei aller Spielkontrolle sollten sich die Hausherren aber nur wenige klare Torchancen erspielen. "Wir waren nicht zwingend genug", bemängelt Kai Pröger, der bei seinem Startelf-Comeback als Stoßstürmer agierte. Die Chancen waren da So fehlten oftmals die Ideen und das Tempo, um den Dynamo-Abwehrriegel zu knacken. "Wenn der Gegner tief steht, kannst du halt wenig Tempo aufnehmen und kein wildes Spiel aufziehen. Wenn die Jungs das drauf hätten, würden sie alle in der 1. Liga spielen", so Kwasniok. Und trotz der geringen Durchschlagskraft waren letztlich genügend Gelegenheiten da, um den ersehnten Heimdreier einzufahren. Die beste Chance hatte SCP-Edeljoker Felix Platte, der in der 86. Minute nach starker Pröger-Vorarbeit nur hauchdünn am Goldenen Treffer vorbeischrammte. "Wenn Felix da den Ball über die Linie drückt, würden alle sagen: Seht her, wir waren geduldig und besonnen. So ist halt der Fußball", konstatiert Paderborns Coach. Und vermutlich hätte sich auch ein ganz anderes Spiel entwickelt, wenn der SCP in den Minuten vor der Halbzeit in Führung gegangen wäre. In der stärksten Phase der Hausherren scheiterte Florent Muslija mit einem brandgefährlichen Versuch aus der Distanz am glänzend reagierenden Dynamo-Keeper Anton Mitryushkin (35.). Anschließend hatte SCP-Regisseur Philipp Klement zwei gute Einschussmöglichkeiten (39./41.). Die nächsten Heimspiele könnten ähnlich laufen "Philipps linker Fuß ist so genial, aber es hat immer ein Hauch gefehlt. Sein Fuß ist wohl noch nicht final eingeölt", sagt Kwasniok, dessen Mannschaft auch bei einer Pröger-Chance (52.) und einem Fast-Eigentor von Kevin Ehlers (69.) kein Glück haben sollte. Die Gäste aus Dresden konzentrierten sich nach ihrer 1:4-Heimpleite gegen Rostock, bei der sie schon nach 18 Minuten mit 0:4 zurückgelegen hatte, unterdessen fast ausschließlich aufs Verteidigen. Ein Kopfball von Julius Kade, den SCP-Keeper Jannik Huth in Minute 24 problemlos parierte, war noch die beste Dynamo-Chance. "Wir wissen, dass wir an Feinheiten arbeiten müssen", erklärt Lukas Kwasniok. Auf seine Schützlinge warten nun noch Heimspiele gegen Aue, Düsseldorf, Karlsruhe, Hannover und Sandhausen. Das sind allesamt Teams aus der unteren Tabellenhälfte, die dem SCP wohl ebenfalls wenig Freiräume gewähren dürften. "Da gilt es Lösungen zu finden", sagt Kai Pröger. Zunächst aber geht es an diesem Freitag, 18. Februar, zum FC Schalke 04 (18.30 Uhr). Dann steht eine imposante Serie auf dem Prüfstand, denn der SC Paderborn ist die einzige Mannschaft im deutschen Profifußball, die noch keine Auswärtsniederlage kassiert hat. Es ist schon eine äußerst kuriose Saison, die der SCP da absolviert.

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