Ein Freigeist braucht Vertrauen: Warum Muslija nach Paderborn wechselte

Paderborn. Gleich in seinem ersten Heimspiel stellte Florent Muslija am vergangenen Samstag unter Beweis, dass er für den SC Paderborn eine große Verstärkung werden könnte. Zunächst verwandelte der Winterneuzugang einen Elfmeter zum 1:0. Dann ließ der 23-jährige Deutsch-Kosovare noch vor der Pause ein Traumtor zum 2:1 folgen. Trotz seines Doppelpacks verlor der SCP das Zweitliga-Verfolgerduell gegen Werder Bremen mit 3:4. Doch Muslijas starker Auftritt war einer von vielen positiven Aspekten, die die Paderborner auch aus dieser Niederlage ziehen konnten. Schon eine Woche zuvor hatte der SCP-Debütant beim 2:1-Erfolg in Nürnberg auf der Zehnerposition überzeugt. "Ich habe zwei ganz gute Spiele gemacht, bin hier gut angekommen und hoffe, dass es so weitergeht. Denn letztlich geht es immer um die Bestätigung von Leistungen", betont Muslija. Und in den vergangenen dreieinhalb Jahren war ihm in Diensten von Hannover 96 immer wieder vorgeworfen worden, dass eben jene Konstanz fehlte. Muslija galt bei den Niedersachsen als hochtalentierter Spieler, der sein Potenzial aber viel zu selten abrufen konnte. "Ich war halt oft der Buhmann. Aber es ist für einen einzelnen Spieler sehr schwierig, Konstanz zu entwickeln, wenn im gesamten Verein die Kontinuität fehlt", sagt der 23-Jährige. So erlebte er während seiner Zeit in Hannover sechs verschiedene Cheftrainer. Wiedersehen mit dem alten Jugendtrainer "Ich konnte dort nicht befreit aufspielen. Ich musste darauf achten, möglichst wenig Fehler zu machen. Und dann gehst du irgendwann nicht mehr in die Dribblings, die dich eigentlich stark machen", erklärt Muslija, der gerade in dieser Saison nur noch wenig Vertrauen spürte. So kam der Offensiv-Akteur in der Hinrunde auf lediglich fünf Startelf-Einsätze. Im Jahres-Endspurt spielte er überhaupt keine Rolle mehr. Und so entschied sich Muslija in diesem Winter für einen vorzeitigen Abschied aus Hannover. Dass er beim SCP landete, liegt nicht zuletzt am Cheftrainer. Denn SCP-Coach Lukas Kwasniok hatte den Edeltechniker bereits in der U17 und U19 des Karlsruher SC trainiert. "Wir haben uns schon damals sehr gut verstanden. Lukas Kwasniok weiß um meine Stärken und meine Schwächen. Und er weiß, wie er das Maximum aus mir herausholen kann", sagt Muslija. Ohne Vertrauen geht es nichtIn der Zusammenarbeit sei es dabei nicht nur harmonisch zugegangen. "Wenn ich dachte, es wird ein Selbstläufer, hat er mich auch schon mal auf die Bank gesetzt oder nach 30 Minuten ausgewechselt. Und solche erzieherischen Maßnahmen haben fast immer gefruchtet", berichtet der SCP-Neuzugang.Auch sein Ex-Coach glaubt, dass Muslija in Paderborn seine wahre Stärke zeigen kann. "Florent ist kein verkehrter Junge. Und Lukas Kwasniok ist ein Typ, der ihn packen kann", kommentierte 96-Trainer Christoph Dabrowski den Wechsel seines Schützlings zum SCP. Florent Muslija ist ohnehin überzeugt, dass er mit diesem Wechsel alles richtig gemacht hat."Ich spüre hier in Paderborn vollstes Vertrauen. Und das ist für mich extrem wichtig, denn nur so kann ich befreit aufspielen", sagt der im badischen Städtchen Achern aufgewachsene Dribbelkünstler. Was mit diesem Vertrauen im Rücken möglich ist, zeigte sich in der 38. Minute des Bremen-Spiels. Da nämlich schnappte sich Muslija auf der linken Außenbahn den Ball, zog nach innen und vernatzte zwei Werder-Akteure, um das Leder gekonnt ins lange Eck zu schlenzen. Bald geht es in die eigene Wohnung Nach der Pause sollte ihm dann allerdings ein fataler Fehler zum Bremer 3:3-Ausgleichstreffer unterlaufen. Doch selbst solche groben Patzer wird ihm sein neuer Coach verzeihen, solange Muslija auf dem grünen Rasen alles aus sich herausholt. "Es macht hier extrem viel Spaß. Wir spielen super mutigen Fußball und ich habe tolle Kicker um mich herum. Das macht die Sache umso einfacher", schwärmt der kosovarische A-Nationalspieler, dem derzeit allerdings noch ein paar Körner fehlen, um auch über 90 Minuten Vollgas geben zu können. In der Länderspielpause kann Muslija nun weiter an seiner Fitness arbeiten. Zudem will er die Zeit nutzen, um einen Umzug vorzubereiten. Derzeit ist der SCP-Novize noch in einer Airbnb-Unterkunft untergebracht, doch in Kürze will er seine eigene Wohnung beziehen. Dann kommen auch seine Ehefrau sowie der gemeinsame Sohn, der im Februar ein Jahr alt wird, von Hannover nach Paderborn. Und das dürfte Florent Muslija zusätzlichen Rückenwind geben.

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