Knapp daneben ist auch vorbei: Paderborns Heim-Misere hält an

Paderborn. In der Paderborner Benteler-Arena stieg am Samstag die wohl bislang verrückteste Partie dieser Zweitligasaison. "Es war ein krankes und vogelwildes Spiel", konstatierte SCP-Coach Lukas Kwasniok, der eine schier unglaubliche Achterbahnfahrt der Gefühle erlebte. Das Heimspiel gegen den SV Werder Bremen hatte alles, was das Fußballherz begehrte - und leider auch einen Verlierer. Das war der SC Paderborn, der das hochklassige Duell gegen den Erstliga-Absteiger nach einer 3:1-Führung mit 3:4 (2:1) verlor. "Es tut extrem weh. Die Mannschaft hat sich aufgeopfert", erklärte ein geknickter Kwasniok. Dabei waren seine Schützlinge auf dem besten Weg gewesen, um endlich den dritten Heimsieg der Saison einzufahren. Winterneuzugang Florent Muslija hatte den SCP nach einer Viertelstunde per Foulelfmeter in Führung gebracht. Nach dem Bremer Ausgleich (35.) durch den überragenden Ex-Paderborner Marvin Ducksch folgten Paderborner Traumtore durch Muslija (38.) und Felix Platte (56.), der seinen 3:1-Treffer aus 45 Metern erzielte. Doch dann drehte Bremen durch Romano Schmid (59.), Niclas Füllkrug (66.) und Ömer Toprak (86.) eine Partie, in der auch Video-Assistant-Referee (VAR) Guido Winkmann eine entscheidende Rolle spielte. Diskussionswürdige VAR-Eingriffe Auf dessen Intervention wurden zwei weitere Ducksch-Tore (21./72.) aufgrund von Abseitsstellungen zurecht aberkannt. Und auch ein zweiter traumhafter Platte-Treffer zum vermeintlichen 4:3 (68.) zählte nicht, weil ein Zweikampf des SCP-Stürmers gegen Werder-Kapitän Ömer Toprak als Foul gewertet wurde. Tobias Welz hatte zunächst nicht gepfiffen, sich dann aber die Szene auf Anraten des VAR noch einmal am Monitor angeschaut. Es war eine diskussionswürdige, aber letztlich konsequente Entscheidung, denn Welz hatte in der 12. Minute ein ähnliches Einsteigen von Toprak gegen Sven Michel mit einem Elfmeter geahndet. Michel verschoss, doch der Strafstoß wurde wiederholt, weil der VAR monierte, dass der Bremer Marco Friedl zu früh in den Sechzehner gelaufen war. Auch das war durchaus diskussionswürdig. All das sollte jedenfalls ebenso zu einem denkwürdigen Spiel beitragen, bei dem allein die Zuschauerkulisse und die Platzverhältnisse nicht passten. "Der Rasen, wenn man ihn überhaupt so betiteln kann, hat es zu einem Flipperspiel gemacht. Du brauchtest fünf, sechs Ballkontakte, um die Murmel zu kontrollieren", ärgerte sich Kwasniok über das ramponierte und matschige Geläuf, auf dem beide Teams dennoch Offensiv-Fußball zum Verlieben boten. Individuelle Fehler machen diesmal den Unterschied Angesichts der Attraktivität des Spiels könnte diesmal auf die Suche nach Gründen für die Paderborner Niederlage verzichtet werden. Schließlich war erneut viel Pech mit dabei. Doch es ist sicher kein Zufall, dass der SCP nun sein sechstes Heimspiel mit einem Tor Unterschied verlor. Fünf Mal ging es hierbei gegen ein Top-Sechs-Team der Liga. Knapp daneben ist halt auch vorbei. Und gerade am Samstag setzten sich letztlich die höhere Qualität und größere Cleverness des Gegners durch. "Wir nehmen dennoch auch aus diesem Spiel das Gefühl mit, das wir die Topmannschaften schlagen können", sagte Kwasniok. Doch dafür leistete sich der SCP diesmal zwei individuelle Fehler zuviel. So unterlief Muslija vor dem 3:3 ein fataler Fehlpass. SCP-Torhüter Jannik Huth verschuldete das 3:4, weil er unter einer Ecke hindurch segelte. Werder-Keeper Pavlenka verhinderte dagegen in der 84. Minute mit Glanzparaden gegen die SCP-Joker Marvin Cuni und Kai Pröger einen möglichen Paderborner Sieg. Die linke Seite schwächelt Hinzu kam, dass die Hausherren an diesem Tag gerade über ihre so stark besetzte linke Seite nicht viel zustande brachten. Julian Justvan und Philipp Klement hatten relativ wenig Ballkontakte. Auch Torjäger Michel blieb unter seinen Möglichkeiten. Die Paderborner Hoffnung, dass die rechte Bremer Seite um dem im Hinspiel so schwachen Jean-Manuel Mbom zur Werder-Achillesferse wird, sollte sich somit nicht erfüllen. Dennoch brachte der SCP den eminent formstarken Erstliga-Absteiger an den Rand einer Niederlage. "Es geht immer darum, Leistung abzurufen. Und das haben wir heute wieder getan", bilanzierte Paderborns Cheftrainer, dessen Team nun erst einmal zwei Wochen Pause hat. Dann wartet am Samstag, 5. Februar, mit dem FC St. Pauli das nächste Spitzenteam. Die gute Nachricht für die SCP-Fans: Ihr Team darf dann wieder auswärts ran. Und in der Fremde sind die Paderborner noch ungeschlagen.

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