Viel Kampf, wenig Fußball - dem SC Paderborn fehlt die Leichtigkeit

Sandhausen/Paderborn. Der SC Paderborn bürgt auch in dieser Zweitliga-Saison eigentlich für gute Unterhaltung. Das Gastspiel beim SV Sandhausen aber war am Samstag wahrlich nichts für Fußball-Ästheten. Bei eisigen Temperaturen und fiesem Dauerregen entwickelte sich auf extrem tiefem Geläuf ein Kampfspiel, das die nur 680 Zuschauer im Hardtwaldstadion nicht erwärmen konnte. Am Ende hätte der SCP zwar keinen Schönheitspreis, aber die Saisonpunkte 27 bis 29 holen können. Doch in der dritten Minute der Nachspielzeit sollte Sandhausen der 1:1-Ausgleich gelingen. Paderborn blieb damit zwar auch im letzten Auswärtsspiel der Hinrunde ungeschlagen und stellte einen Zweitliga-Vereinsrekord auf. Doch so richtig glücklich war im Lager der Gäste niemand. "Es ist immer ärgerlich, wenn du alles gibst, körperlich über Grenzen gehst und dann so ein spätes Gegentor bekommst", ärgert sich Marcel Mehlem, der den SCP mit seinem ersten Zweitligatreffer in bärenstarker Manier schon nach fünf Minuten in Führung gebracht hatte. Höhepunkte sind rar gesät Das war dann auch schon die sehenswerteste Szene eines Spiels, das anschließend nur noch drei Höhepunkte zu bieten hatte. In der 17. Minute scheiterte Sandhausens Torjäger Pascal Testroet mit einem extrem schwach geschossenen Handelfmeter an SCP-Keeper Jannik Huth. In der 90. Minute vergab Joker Johannes Dörfler die hundertprozentige Chance zum 0:2. Und in der Nachspielzeit sorgte ausgerechnet der in Hövelriege (Kreis Paderborn) aufgewachsene Ex-Armine Bashkim Ajdini dafür, dass die bis dato sehr engagierten, aber letztlich harmlosen Hausherren doch noch einen Punkt einheimsten. Ein Auswärtssieg wäre auch ein wenig schmeichelhaft gewesen. Die SCP-Kicker hatten zwar in Sachen Kampfgeist und Einsatzwillen überzeugt, doch aus fußballerischer Sicht eine ihrer schlechtesten Saisonleistungen gezeigt. Lukas Kwasniok hatte dies aber durchaus einkalkuliert. "Ich habe bewusst auf Spieler gesetzt, die über Mentalität und Zweikampfstärke kommen", erklärt der SCP-Coach. Dass das Spielerische darunter leiden sollte, nahm er in Kauf. "Manchmal kannst du nicht beides haben", so der 40-Jährige, der mit seiner Startaufstellung überrascht hatte. Kampf war Trumpf Im Sturm kamen nämlich nicht Dennis Srbeny und Kai Pröger, sondern die Startelf-Debütanten Prince Owusu und Marvin Cuni zum Zug. "Ich wollte vorne körperliche Wucht haben", begründet Kwasniok, der mit der Leistung seines Angriffsduos zufrieden war. "Beide haben exzellente Laufwerte, viele Sprints angezogen, gut gegen den Ball gearbeitet und dem Gegner wehgetan", lobt Paderborns Trainer. Owusu verbuchte bei Mehlems Treffer zudem einen Scorerpunkt. Doch es passte zu diesem Spiel, dass weder Cuni noch Owusu bei allem Einsatzwillen zu einem nennenswerten Torabschluss kamen. Vom gepflegten Paderborner Kombinationsfußball war nämlich gerade nach der Pause wenig zu sehen. Denn zum einen habe sein Team am Samstag "auf einem der schlechtesten Plätze der 2. Liga" (O-Ton Kwasniok) gespielt. Zum anderen befinde sich der SCP derzeit in einer Phase, in der die nötige Leichtigkeit fehlt. "So eine Phase hat jede Mannschaft mal. Und wenn diese Leichtigkeit nicht da ist, kannst du auch mal mit 0:3 unter die Räder geraten. Das ist uns bislang nicht passiert und das spricht auch für den Charakter der Mannschaft. Wir fighten uns immer rein, halten dagegen und schenken nichts ab", betont Kwasniok. Ein Highlight zum Hinrunden-Finale In der Tat: Obwohl sich der SCP gerade in den vergangenen drei Partien fußballerisch schwer tat, sind die Kwasniok-Mannen seit fünf Spielen ungeschlagen. Eine Krise sieht anders aus. "Aber wir hätten sicher drei, vier Punkte mehr auf dem Konto haben können", urteilt Marcel Mehlem. Dies sieht sein Trainer genauso. Mit Blick auf die imposante Auswärtsbilanz sagt Lukas Kwasniok: "In der Hinrunde war es eine tolle Reise." Und eben jene Hinrunde hat am kommenden Samstag, 11. Dezember, in der heimischen Benteler-Arena noch ein Highlight gegen den aktuellen Tabellenzweiten zu bieten. "Am 17. Spieltag ein Spitzenspiel gegen Darmstadt? Das ist doch richtig geil", betont der SCP-Coach. Der Unterhaltungswert dürfte dann auch wieder deutlich höher sein.

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