Jonas Carls genießt sein neues Glück beim SC Paderborn

Paderborn. Für Jonas Carls war es bislang ein seltenes Vergnügen, in einem Profi-Pflichtspiel auf dem Platz zu stehen. In der vergangenen Saison kam er als Schalker Leihgabe für den portugiesischen Erstligisten Vitória Guimarães beim Saisonstart über die volle Distanz zum Einsatz, um anschließend keine einzige Partie mehr zu bestreiten. Als Neuzugang des SC Paderborn verbuchte der 24-Jährige in vier Zweitliga-Einsätzen nun erst 138 Minuten - 119 davon allerdings in den vergangenen beiden Partien. "Ich habe mich riesig gefreut, mal wieder den Fußball leben zu dürfen", sagt Carls. Beim 0:0 in Hannover hatte der Linksverteidiger hierbei sein Zweitliga-Startelfdebüt gefeiert. Beim 1:1 gegen Rostock kam Carls dann zur zweiten Hälfte in die Partie. "Jonas blüht immer mehr auf. Er hat in den vergangenen Wochen im Training auf sich aufmerksam gemacht", berichtet SCP-Coach Lukas Kwasniok. In den ersten Monaten sei der aus dem Kreis Mettmann stammende Blondschopf dagegen mitunter zu zurückhaltend gewesen. "Er ist halt kein extrovertierter Typ und sehr gut erzogen", sagt Kwasniok. Carls als Collins-Nachfolger? Doch obwohl Carls in den ersten neun Pflichtspielen stets auf der Bank schmoren musste, zieht der 24-Jährige ein positives Zwischenfazit. "Ich bin sehr zufrieden. Nach dem Jahr in Portugal wollte ich erst einmal wieder in Deutschland ankommen und neues Selbstvertrauen tanken", erklärt Carls und fügt an: "Ich gebe mir selbst die nötige Zeit, um mich zu entwickeln. Denn ich weiß, dass da noch viel mehr herauszuholen ist." Der Ex-Schalker, der in der Jugend von Bayer 04 Leverkusen ausgebildet wurde, wäre daher nicht allzu enttäuscht, wenn er an diesem Samstag, 4. Dezember, im Gastspiel beim SV Sandhausen wieder auf der Bank Platz nehmen müsste. Zum einen hatte sich Carls gegen Rostock eine leichte Wadenverletzung zugezogen. "Zum anderen habe schließlich einen starken Konkurrenten", sagt Carls mit Blick auf Jamilu Collins. "Jonas soll im Schatten von Jamilu nach und nach wachsen, um nächste Saison oder schon in der Rückrunde für uns zu einem sehr wichtigen Spieler zu werden", erläutert Kwasniok. Offensivdrang als Pluspunkt Die nächsten Bewährungschancen dürfte Carls spätestens Anfang 2022 erhalten, wenn Collins für Nigeria beim Afrika-Cup im Einsatz ist. Womöglich darf er aber auch schon im Jahresendspurt weitere Spielpraxis sammeln, denn Konkurrent Collins schwächelte zuletzt. "Für Jamilu spricht derzeit seine internationale Erfahrung", sagt Paderborns Coach. Carls punktet derweil mit dem größeren Offensivdrang. Kwasniok lobt hierbei die Schnelligkeit und "Sprint-Wiederholungsfähigkeit" seines Neuzugangs. Zudem verfüge der Linksverteidiger über einen starken linken Fuß, den er jedoch noch häufiger einsetzen müsse. "Und ich muss sicher in Sachen Physis und Entscheidungsfindung zulegen", ergänzt ein selbstkritischer Carls, der beinahe schon im Sommer 2020 in Paderborn gelandet wäre. Schwieriges Jahr in Portugal Der SCP wollte den Linksverteidiger damals vom FC Schalke 04 ausleihen. "Ich musste mich entscheiden zwischen dem Erlebnis Portugal und der eher sicheren Variante Paderborn", erklärt Carls. Seine Wahl fiel letztlich auf Vitória Guimarães. Doch nach einem frühen Trainerwechsel spielte er bei den Portugiesen keine Rolle mehr. Zu allem Überfluss infizierte sich Carls im Dezember 2020 mit Covid-19. "Ich habe eine Woche komplett flachgelegen, das war nicht schön. Aber ich habe zum Glück keine Langzeitschäden erlitten", berichtet der 24-Jährige. Als der SC Paderborn im vergangenen Mai erneut um seine Dienste buhlte, musste Carls nicht lange überlegen. Der Linksverteidiger wechselte ablösefrei von Schalke an die Pader. Bislang hat er seine Entscheidung nicht bereut. Und vielleicht hat der pfeilschnelle SCP-Novize schon am Samstag in Sandhausen wieder das Vergnügen, in einem Profispiel auf dem Platz zu stehen. Auch wenn dann wohl keine Zuschauer im Stadion sind.

Meistgelesen

Paderborn Mann für Mann