Paderborns Torjäger vom Dienst überragt beim wilden Ritt im Wildpark

Karlsruhe/Paderborn. 14.039 Zuschauer erlebten am Sonntag im Karlsruher Wildparkstadion ein denkwürdiges Zweitligaspiel mit zwei grundverschiedenen Halbzeiten. Und vor allem ein Beteiligter wird diese Partie wohl nie vergessen: SCP-Stürmer Sven Michel erzielte zwischen der 23. und 32. Minute einen lupenreinen Hattrick und trug damit im Gastspiel beim Karlsruher SC maßgeblich zur 4:0-Halbzeitführung des SC Paderborn bei. Diese hatte auch bei seiner Auswechslung in Minute 67 Bestand, doch keine 180 Sekunden später hatte der KSC auf 2:4 verkürzt. Der SCP wankte, brachte die Führung aber dann über die Zeit und heimste damit den fünften Auswärtssieg in Folge ein. Das ist ein Zweitliga-Vereinsrekord. Michel schnappte sich nach Abpfiff flugs das Spielgerät. &bdquo;Denn Ball nehme ich mit. Wer weiß, ob mir noch einmal ein Hattrick gelingt“, sagte der SCP-Torjäger, der den Gastgebern die Punkte geklaut hatte. &bdquo;Den Ball werde ich aber bezahlen“, erklärte ein breit grinsender Sven Michel, der nach 13 Pflichtspielen bereits zwölf Treffer auf dem Konto hat. &bdquo;Sven ist in der Form seines Lebens. Und nicht nur durch seine Tore ist er für unsere Mannschaft eine Schlüsselfigur“, urteilte SCP-Sport-Geschäftsführer Fabian Wohlgemuth. &bdquo;Sven genießt derzeit jeden Moment“, ergänzte Paderborns Chefcoach Lukas Kwasniok. Trainer-Warnungen helfen nicht Sein Karlsruher Trainerkollege Christian Eichner hatte vor der Partie eindringlich auf das brandgefährliche Paderborner Umschaltspiel und den &bdquo;Schleicher“ Sven Michel hingewiesen. Sein Team sollte dann auch noch einen Warnschuss erhalten, als Michel in der siebten Minute einen langen Ball von Julian Justvan annahm und das vermeintliche 1:0 erzielte, dabei aber hauchdünn im Abseits stand. Dennoch fanden die Hausherren, die am Mittwoch im DFB-Pokal noch einen 2:1-Sieg in Leverkusen gefeiert hatten, einfach kein Mittel, um den SCP-Stürmer und das Paderborner Vertikalspiel in den Griff zu bekommen. Das 1:0 aus Minute 20, das Kwasniok später als &bdquo;Dosenöffner“ bezeichnete, ging aber auf das Konto von Julian Justvan. Paderborns Edeltechniker legte sich das Leder vom linken auf den rechten Fuß, um per Volleyschuss die SCP-Führung zu erzielen. Fehlpass bringt den KSC zurück Es folgte die große Michel-Show. Der 31-jährige Angreifer benötigte exakt acht Minuten und 27 Sekunden, um die Führung auf 4:0 auszubauen. Beim 2:0 (23.) und 4:0 (32.) leistete Sturmpartner Felix Platte die Vorarbeit. Das 3:0 (29.) war eines dieser typischen Michel-Tore, vor dem Eichner seine Spieler so sehr gewarnt hatte. Justvan spielte einen Traumpass in die Tiefe, Michel startete genau im richtigen Moment und hob das Leder über KSC-Keeper Marius Gersbeck hinweg ins Karlsruher Gehäuse. "Wir waren im Kopf viel zu langsam, während Sven Michel momentan eine große Leichtigkeit hat", sagte Christian Eichner.Die Partie schien frühzeitig entschieden zu sein. Und auch nach der Pause sah es zunächst nicht danach aus, als würde der KSC ein Comeback schaffen. Zwar waren die Hausherren nun deutlich handlungsschneller, während der SCP zu sehr darauf aus war, das Ergebnis zu verwalten. Doch so richtig brenzlig wurde es vor dem Gehäuse der Gäste nur selten. Dann jedoch leitete ein fataler Fehlpass von SCP-Einwechselspieler Maximilian Thalhammer das 1:4 (68.) durch Fabian Schleusener ein. Und keine 120 Sekunden später verkürzte der Ex-Paderborner Philipp Hofmann auf 2:4 (70.)."Wir sind keine Spitzenmannschaft" &bdquo;Danach ging es für uns nur noch ums Überleben“, sagte Kwasniok, der in der 81. Minute ausnahmsweise froh war, dass es einen Video-Assistant-Referee gibt. Nach dessen Intervention nahm Schiedsrichter Timo Gerach nämlich den Elfmeter zurück, den er nach einem vermeintlichen Foul von Jamilu Collins an Marvin Wanitzek für die Hausherren gegeben hatte. &bdquo;Wenn wir da das 3:4 machen, wird es noch wilder“, ärgerte sich KSC-Coach Eichner. So aber rettete sich ein wankender SCP ins Ziel. &bdquo;Fußball ist verrückt, das hat man heute wieder gesehen“, urteilte Lukas Kwasniok über den Spielverlauf.Gleichzeitig zog Paderborns Trainer zwei Erkenntnisse aus den wilden 90 Minuten im Wildpark. &bdquo;Erstens: Wir sind keine Spitzenmannschaft – zumindest noch nicht. Zweitens: Der Kopf ist wichtiger als die Beine“, so Kwasniok. Dessen Team ist nun Tabellenvierter und will am kommenden Samstag, 6. November, gegen Schlusslicht FC Ingolstadt endlich den zweiten Heimsieg der Saison einfahren. Die SCP-Fans dürften nichts dagegen haben, wenn Sven Michel nach der Partie wieder den Spielball mit nach Hause nimmt.

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