Eine Schwalbe führt zur Paderborner Schlappe gegen Kiel

Paderborn. Als die Zweitligapartie zwischen dem SC Paderborn und Holstein Kiel am Samstagnachmittag beendet war, ertönte in der mit 6.656 Zuschauern besetzten Benteler-Arena ein gellendes Pfeifkonzert. Die Pfiffe galten allerdings nicht der Heimmannschaft, die ein spektakuläres Spiel mit 1:2 (1:0) verloren und damit die Verteidigung der Tabellenspitze verpasst hatte. Den Unmut der SCP-Fans bekam vielmehr Schiedsrichter Franz Bokop zu spüren, der Paderborns Linksverteidiger Jamilu Collins in der 27. Minute mit Gelb-Rot vom Platz gestellt hatte. "Wenn du mehr als 60 Minuten lang in Unterzahl spielst, ist Gelb-Rot schon spielentscheidend", konstatierte SCP-Sportchef Fabian Wohlgemuth. Dieser ärgerte sich aber weniger über den Referee, sondern vielmehr über Jamilu Collins. Denn wenngleich Franz Bokop in seinem erst zweiten Zweitligaspiel große Schwächen in der Zweikampfbewertung offenbart hatte, so lag der 31-jährige Schiedsrichter aus Vechta beim Platzverweis richtig. Ärger über die erste Gelbe In der besagten 27. Minute hatte der bereits mit Gelb verwarnte Collins mit einer selten dämlichen Schwalbe versucht, einen Elfmeter zu schinden. "Jamilu hat in seinem Leben schon cleverere Entscheidungen getroffen", kommentierte Lukas Kwasniok die Szene, die der Referee zurecht mit einer Ampelkarte ahndete. Gleichzeitig erinnerte Paderborns Trainer an die erste Gelbe Karte, die Collins in Minute 19 gesehen hatte. "Da gab es vorher ein Foul an Jamilu", betonte Kwasniok, "aber das macht seine Aktion nicht besser." Der Platzverweis spielte jedenfalls den enorm spielstarken Kielern in die Karten. Trotz des schwachen Saisonstarts und trotz des Schocks, den der Rücktritt von Cheftrainer Ole Werner fünf Tage zuvor ausgelöst hatte, legten die Gäste von Beginn an den Vorwärtsgang ein. Die Kieler offenbarten aber zugleich große Schwächen im Defensivverhalten und leisteten sich diverse individuelle Patzer, die Paderborn für brandgefährliche Konter nutzte. Und so entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, bei dem der SCP schon früh "zwei absolut hundertprozentige Chancen" (O-Ton Kwasniok) durch Julian Justvan (4.) und Felix Platte (8.) verbuchte. Zuhause fehlt das Spielglück "In den Auswärtsspielen ist es uns zuletzt immer gelungen, solche Chancen zu nutzen. In den letzten beiden Heimspielen haben wir das leider nicht geschafft", ärgerte sich Paderborns Coach. "Das Spielglück, das wir sonst hatten, war diesmal nicht vorhanden", ergänzte Sportchef Wohlgemuth und sprach von einer "unnötigen Niederlage". Dabei war der SCP zunächst trotz Unterzahl in Führung gegangen. Kiels ansonsten stark aufspielender Routinier Fin Bartels leistete sich einen haarsträubenden Fehlpass. Der wieder einmal enorm fleißige Sven Michel ging auf und davon und erzielte aus 16 Metern mit seinem sechsten Saisontreffer die Paderborner 1:0-Halbzeitführung (42.). Doch nach dem Wechsel sollte Holstein die Partie drehen. Zunächst lenkte der zur Pause eingewechselte SCP-Rechtsverteidiger Jannis Heuer einen harmlosen Schuss von Finn Porath, der klar am Tor vorbeigegangen wäre, ins eigene Netz (51.). Dann markierte Kiels Joker Joshua Mees nach einer Ecke per Direktabnahme den 2:1-Siegtreffer für die Gäste (78.). "In Unterzahl bekommst du nicht alles wegverteidigt. Aber es ist schon ärgerlich, wenn du das Spiel durch ein unnötiges Eigentor und einen Standard-Gegentreffer verlierst", bilanzierte Lukas Kwasniok. Sprechchöre für den Gelb-Rot-Sünder Der Kieler Sieg ging unterm Strich in Ordnung, wenngleich die Hausherren alles aus sich herausgeholt und auch in Durchgang zwei den ein oder anderen Konter gesetzt hatten. So hatten Jannis Heuer, Ron Schallenberg und Felix Platte zwischen der 54. und 56. Minute jeweils eine dicke Torchance, doch sie scheiterten allesamt am bärenstarken Holstein-Keeper Thomas Dähne. Mit den schwindenden Kräften fehlte dem Paderborner Offensivspiel jedoch am Ende die nötige Präzision, um noch einmal eine Antwort aufs 1:2 zu finden. SCP-Akteure wie Robin Yalcin und Sven Michel klagten über Krämpfe. Ron Schallenberg und Marco Schuster hatten im Mittelfeld jeweils fast 13 Kilometer abgespult. In Sachen Kampfgeist und Einsatzwillen mussten sich die Gastgeber nun wirklich nichts vorwerfen lassen. Das honorierten die SCP-Fans, die ihre Mannschaft nach dem Schlusspfiff trotz der zweiten Heimniederlage in Folge ausgiebig feierten. Trost gab es auch für den Gelb-Rot-Sünder. So stimmten die Anhänger auf der Südtribüne "Jamilu-Collins"-Sprechchöre an. Dieser fehlt nun am Samstag, 2. Oktober, im NRW-Duell gegen Fortuna Düsseldorf (Anstoß 13.30 Uhr). Doch es gibt eine gute Nachricht: Der SCP muss dann wieder auswärts ran. Und in der Fremde lief es zuletzt bekanntlich traumhaft gut.

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