Wo steht der SC Paderborn 07? Fünf Beobachtungen nach dem Saisonstart

Paderborn. Drei Ligaspiele, ein Pokalauftritt: die ersten Wochen der neuen Spielzeit haben beim SC Paderborn bereits einen Vorgeschmack darauf gegeben, was von dieser jungen Mannschaft zu erwarten ist. Der späte Sieg gegen Holstein Kiel, das hart umkämpfte Westfalenduell in Münster, die bittere Niederlage gegen Fortuna Düsseldorf in Unterzahl. Und dazwischen? Der souveräne Pokalerfolg bei Viktoria Köln. Es war ein Paderborner Saisonstart mit vielen Facetten. Klar ist: Der SCP wirkt gefestigt, hat aber auch seine Baustellen. Fünf Beobachtungen lassen sich schon jetzt festhalten. 1. Der SCP bleibt bis zur letzten Sekunde gefährlich Spiele mit Paderborner Beteiligung sollte man nicht zu früh abhaken. Das zeigte schon der Auftakt gegen Holstein Kiel, als Filip Bilbija in der 99. Minute den Siegtreffer erzielte. Auch gegen Düsseldorf war trotz Unterzahl bis in die Schlussphase hinein ein Punkt möglich. Die Mannschaft lebt von ihrem Einsatzwillen und ihrem Glauben an die eigene Stärke. Selbst Rückstände oder Widrigkeiten wie eine frühe Rote Karte bringen sie nicht völlig aus dem Tritt. Das ist positiv zu bewerten, macht den SCP unberechenbar und zu einem Gegner, den man nie abschreiben sollte. Lesen Sie auch: Gelbe Karten für den SC Paderborn 07: Diese Spieler wurden bislang verwarnt 2. Eigene Standards als Schwachpunkt in der Defensive So stabil die SCP-Defensive bislang wirkte, eine Schwachstelle offenbarte sich gegen die Fortuna deutlich: die Restverteidigung bei eigenen Standards. Gegen Düsseldorf führten gleich zwei Einwürfe in der Anfangsphase zu gefährlichen Gegenangriffen, einer endete mit der Notbremse von Tjark Scheller und dessen Platzverweis. Fortuna nutzte immer wieder die Möglichkeit, mit langen Bällen das Mittelfeld zu überbrücken, schickte seine Angreifer regelmäßig in direkte Duelle mit den Paderborner Verteidigern. Positiv: Der SCP reagierte nach dem Platzverweis und stabilisierte sich im Verlauf der Partie mit fortan doppelter Absicherung. Doch das Spiel hat gezeigt, dass gerade bei der Absicherung eigener Standards noch Arbeit wartet. Schließlich reicht in der 2. Liga oft eine Unachtsamkeit, um eine Partie aus der Hand zu geben. 3. Die Chancenverwertung bleibt ein Thema Das große Manko der ersten Wochen: Paderborn erspielt sich viele Chancen, macht aber zu wenig daraus. 40 Torschüsse in drei Ligaspielen stehen nur vier Treffern gegenüber. Will heißen: Jeder zehnte Schuss des SCP landet im Tor. Im Duell mit Düsseldorf war der SC Paderborn trotz Unterzahl spielbestimmend, hatte 17 Abschlüsse und am Ende doch das Nachsehen, weil die Fortuna ihre Möglichkeiten konsequenter nutzte. Auch gegen Kiel und Münster hätte das Team von Ralf Kettemann mehr Tore erzielen können. Diese Abschlussschwäche zieht sich schon seit der Vorsaison durch und könnte auch in diesem Jahr zu einem echten Hindernis werden, wenn sie nicht abgestellt wird. Der Blick zum Rivalen Arminia Bielefeld zeigt, wie es besser laufen kann: Die Ostwestfalen brauchten sogar weniger Versuche (39), trafen aber doppelt so oft. Lesen Sie auch: Wie der SC Paderborn den frühen Platzverweis gegen Fortuna Düsseldorf bewertet 4. Die Personalie Obermair – ein Schwebezustand Kaum ein Thema beschäftigt den SCP derzeit so sehr wie die Zukunft von Raphael Obermair. Der 29-Jährige ist auf seiner Position einer der besten Spieler der Liga und für Paderborn sportlich kaum zu ersetzen. Ausgerechnet Ex-Trainer Lukas Kwasniok brachte vor dem Spiel in Münster offen das Interesse des 1. FC Köln aufs Tableau. Bis heute halten die Wechselgerüchte an. Obermair selbst soll nicht abgeneigt sein, in die Bundesliga zu wechseln, äußerte sich dazu selbst bislang aber noch nicht. Der Verein hält dagegen und betont, den Kader unbedingt zusammenhalten zu wollen. Der Tenor: Sportlich wolle man die Saison mit dem bestmöglichen Team angehen. Die Frage ist nun: Riskiert man einen unzufriedenen Leistungsträger im Team oder öffnet man noch einmal die Tür für einen Transfer? Mit Ruben Müller und Anton Bäuerle gäbe es zwei potenzielle Nachfolger aus den eigenen Reihen, auch eine externe Lösung erscheint nach wie vor möglich. Namen werden derzeit nicht gehandelt. Wie Paderborn diese Hängepartie löst, wird entscheidend für die Stabilität in den kommenden Wochen sein. Spielt Raphael Obermair womöglich beim 1. FC Nürnberg ein letztes Mal für den SC Paderborn? 5. Die Reifeprüfung steht noch aus Die Mannschaft ist jung, talentiert und individuell gut besetzt. Das zeigen die ersten Spiele. Doch wie sie mit echten Rückschlägen umgeht, ist noch offen. Eine längere Negativserie hatte dieses Team noch nicht zu bewältigen. Dann wird sich zeigen, ob die Mischung aus erfahrenen Kräften und aufstrebenden Talenten ausreicht, um eine wichtige Rolle in der 2. Bundesliga zu spielen. Fazit: Der SC Paderborn ist gut in die Saison gestartet, auch wenn noch nicht alles rund läuft. Einsatz, Mentalität und Spielanlage sind deutlich erkennbar. In der Chancenverwertung und bei Standards muss jedoch noch nachgebessert werden. Viel hängt zudem an der Zukunft von Raphael Obermair. Hier bahnt sich eine Entscheidung an, die sportlich wie teampsychologisch Gewicht hat. Unterm Strich lässt sich festhalten: Mit diesem SCP ist jederzeit zu rechnen, aber der Weg zur echten Spitzenmannschaft führt nur über mehr Effizienz. Alle SCP-Nachrichten im Überblick: Der News-Blog rund um den SC Paderborn

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