Von Strategen und Strafraummonstern - das sind Paderborns Neuzugänge

Paderborn. Der Umbruch fiel beim SC Paderborn in diesem Sommer eine Nummer größer aus. Chefcoach Steffen Baumgart ging von Bord, Lukas Kwasniok heuerte an. Zwölf Spieler haben den OWL-Zweitligisten verlassen. Zehn externe Neuzugänge kamen. Und es wird weitere Transfers geben. Wenn der SCP an diesem Samstag, 24. Juli, um 13.30 Uhr mit dem Gastspiel beim 1. FC Heidenheim in die neue Zweitliga-Saison startet, werden wohl drei, vier Novizen in der SCP-Startelf stehen. Im Folgenden nehmen wir zusammen mit Cheftrainer Kwasniok die zehn Neuzugänge unter die Lupe. Jonas Carls: Der Linksverteidiger, der ablösefrei vom FC Schalke 04 zum SCP kam, wird sich hinter Jamilu Collins zunächst mit der Back-up-Rolle zufrieden geben müssen. "Man merkt noch ein wenig, dass ihm Spielpraxis und Selbstvertrauen fehlen. Jonas hat gute Tempoläufe drauf und ist ein sehr aufmerksamer Spieler. Aber er muss in der Defensive noch einen Zahn zulegen und etwas Geduld haben", sagt SCP-Coach Lukas Kwasniok mit Blick auf den 24-Jährigen, der in den Testspielen noch zu wenig Akzente gesetzt hat. Fabrice Hartmann: Der 20-jährige Flügelstürmer verfügt über Tempo und Technik, muss sich aber wohl ebenfalls in Geduld üben. "Fabrice ist ein sehr forscher und aufgeweckter junger Mann, der im letzten Drittel viel Esprit versprüht. Er muss aber noch die richtige Balance zwischen Unbekümmertheit und Seriosität finden, die in der 2. Liga benötigt wird", urteilt Kwasniok über die Leihgabe von RB Leipzig. Jannis Heuer: Der Neuzugang vom VfL Wolfsburg II war wohl die größte positive Überraschung der Saisonvorbereitung. Der als "Perspektivspieler" angekündigte 21-Jährige erwies sich auf Anhieb als Top-Verstärkung und dürfte beim Ligastart in der Anfangsformation stehen. Als Innenverteidiger hat Heuer gegenüber Jasper van der Werff derzeit knapp die Nase vorn. Zudem kann er jederzeit als Rechtsverteidiger zum Einsatz kommen, wenn Marco Schuster im defensiven Mittelfeld benötigt wird. "Jannis bringt die Kernattribute mit, die in der 2. Liga gefragt sind. Er ist zweikampf- und kopfballstark, wissbegierig und willig", lobt Lukas Kwasniok den vielseitigen Abwehr-Akteur, der in Corona-Zeiten kaum Spielpraxis gesammelt hat, da der Spielbetrieb in der Regionalliga Nord weitgehend ruhte. Davon ist Heuer jedoch wahrlich nichts anzumerken. John Iredale: Ebenso wie Heuer wechselte auch Iredale aus der Wolfsburger U23 an die Pader. Doch bei ihm macht sich die fehlende Spielpraxis bemerkbar. "John benötigt noch Zeit. Er muss daran arbeiten und lernen, wie er seine körperliche Wucht wieder einsetzen kann", sagt Paderborns Coach über den vielseitig einsetzbaren Stürmer, der in der Vorbereitung eine Enttäuschung verkraften musste. So wurde der 21-Jährige noch aus dem Aufgebot der australischen Olympia-Auswahl gestrichen. Luca Marseiler: Der 24-jährige Neuzugang aus Unterhaching ist ein Spieler, der Fans begeistern und den eigenen Trainer mitunter in den Wahnsinn treiben kann. "Luca hat die Gabe, Situationen in kürzester Zeit zu verändern. Mit seinen individuellen Fähigkeiten kann er aus einem Plan A einen Plan B machen", urteilt SCP-Coach Kwasniok über den Dribbelkünstler, der aber vor allem noch an seiner Tempohärte und Zielstrebigkeit arbeiten muss. Und auch als "Freigeist" muss sich Marseiler an taktische Vorgaben halten. Trotz durchaus beachtlicher Testspiel-Leistungen wird der Offensiv-Akteur beim Ligastart in Heidenheim vermutlich erst einmal auf der Bank Platz nehmen. Marcel Mehlem: Der Neuzugang vom belgischen Erstligisten Saint-Gilloise brauchte keine Eingewöhnungszeit. Die Kampfmaschine mit dem Spitznamen Cello war in den Testspielen enorm präsent. "Er gibt in jeder Aktion Vollgas und reißt dadurch seine Teamkollegen mit. Cello lässt immer sein Herz auf dem Platz", lobt Lukas Kwasniok den langjährigen KSC-Spieler, der wohl in Heidenheim in der Startelf gestanden hätte. Doch der defensive Mittelfeldspieler litt in der vergangenen Woche unter Atemwegsproblemen und fällt beim Saisonstart aus. Felix Platte: Als 16-jähriger "Milchbubi" hatte der Stürmer den SCP verlassen, um beim FC Schalke 04 anzuheuern. Neun Jahre später ist Platte nun als 1,90 Meter großes und 88 Kilo schweres Kraftpaket in die ostwestfälische Heimat zurückgekehrt. "Er ist unser Strafraummonster", urteilt ein schmunzelnder Lukas Kwasniok über den ehemaligen U21-Europameister, der in seiner Karriere allerdings viel Verletzungspech hatte. Die Nachwehen einer Adduktorenblessur machten Platte auch in der Vorbereitung zu schaffen. Und so wird der Angreifer zumindest vorerst wohl nur als Joker zum Einsatz kommen. "Aber gerade da könnte Felix ein ganz wichtiger Faktor werden, wenn er in den letzten 15, 20 Minuten ins Spiel kommt. So viele Bullen haben wir ja nicht auf dem Platz", betont Paderborns Cheftrainer. Marco Schuster: SCP-Coach Kwasniok hält große Stücke auf den Neuzugang von Waldhof Mannheim, den er prompt zum Vize-Kapitän ernannte. Und Schuster könnte in seinem neuen Team tatsächlich eine Schlüsselrolle einnehmen. "Marco versteht einfach das Spiel. Er kann sich sehr schnell in neue Situationen hineindenken und Vorgaben umsetzen", urteilt der Cheftrainer über den 25-Jährigen, der in den Testspielen sowohl im defensiven Mittelfeld als auch auf der rechten Abwehrseite überzeugte. Jasper van der Werff: RB Salzburg sicherte sich vor drei Jahren die Dienste des begehrten Schweizer Toptalents. Seitdem hatte der Innenverteidiger, der zuletzt an den FC Basel ausgeliehen war, aber ziemlich viel Verletzungspech. "Sonst hätten wir auch keine Chance gehabt, einen Spieler mit dieser hohen Grundqualität zu bekommen", sagt Lukas Kwasniok und nennt eine dieser Qualitäten: "Jasper hat einen weiträumigen Blick und kann das Mittelfeld mit seinen präzisen langen Bällen überbrücken." Allerdings müsse sich die Salzburger Leihgabe, für die sich der SCP eine Kaufoption sicherte, noch an das höhere Tempo und die Zweitliga-Wettkampfhärte gewöhnen. "Dann kann er in eine führende Rolle hineinwachsen", betont Kwasniok. Beim Saisonstart könnte der 22 Jahre alte van der Werff in der Startelf stehen, da Jannis Heuer wohl als Rechtsverteidiger zum Einsatz kommt. Robin Yalcin: "Robin ist ein polyvalenter Spieler, um es mal im Trainer-Neudeutsch zu sagen", erklärt Lukas Kwasniok mit Blick auf den jüngsten Neuzugang, der erst am Dienstag einen Einjahresvertrag beim SCP unterschrieb. So kann Yalcin nahezu alle Positionen im Mittelfeld und in der Abwehr bekleiden. Der ehemalige deutsche Junioren-Nationalspieler sammelte in den vergangenen sechs Jahren zudem reichlich Erstliga-Erfahrung in der Türkei. "Robin ist enorm clever in den Zweikämpfen. Und er strahlt Ruhe und Souveränität aus", so Paderborns Coach. Das Heidenheim-Spiel kommt für den 27-Jährigen, der in der vergangenen Saison für Sivasspor kickte, allerdings zu früh.

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