Ein Paderborner Perspektivspieler mit jeder Menge Power

Garderen. Wenn Fußballklubs hoffnungsvolle Talente verpflichten, wird gerne der Begriff "Perspektivspieler" verwendet. So tauchte dieses Wort auch in der offiziellen Pressemitteilung auf, mit der der SC Paderborn Anfang Juni seinen Neuzugang Jannis Heuer präsentierte. Für den Spieler selbst bedeutet es oft, dass er sich gedulden muss, ehe seine Stunde schlägt. Doch Jannis Heuer könnte den erhofften Durchbruch schneller als gedacht schaffen. So hat der 21-jährige Abwehrakteur, der derzeit im Trainingslager im niederländischen Garderen weitere Pluspunkte sammelt, in der Vorbereitung bislang auf ganzer Linie überzeugt. "Jannis bringt die Kernattribute mit, die in der 2. Liga gefragt sind", sagt SCP-Coach Lukas Kwasniok und lobt die Zweikampf- und Kopfballstärke des 1,89-Meter-Mannes, der zudem mit gekonnten langen Bällen hinter die gegnerische Kette aufwartet. Und dann wäre da noch seine Vielseitigkeit. "Er kann als Innenverteidiger, Außenverteidiger und Verteidiger in der Dreierkette auflaufen. Das macht ihn sehr wertvoll", so Kwasniok. Es sind Sätze, die Heuer gerne hört. Und an Selbstbewusstsein mangelt es dem 21-Jährigen, der vom Regionalligisten VfL Wolfsburg II an die Pader gewechselt ist, wahrlich nicht. "Natürlich ist es ein großer Schritt von der 4. in die 2. Liga. Aber ich bin sehr ehrgeizig und muss mich sicher nicht verstecken", sagt Heuer, der durch Schnelligkeit, Sprungkraft und Power besticht. Spielpraxis wird manchmal überbewertet Sein aktueller Fitnesszustand ist durchaus erstaunlich, denn auf Pflichtspiele muss der in Großburgwedel bei Hannover geborene Modellathlet seit gut 15 Monaten verzichten. Am 29. Februar 2020 war Heuer für die Wolfsburger U 23 in der Regionalliga-Partie gegen den VfB Lübeck zum Einsatz gekommen. Dann wurde die Saison 2019/2020 Corona-bedingt abgebrochen. In der Sommervorbereitung auf die Spielzeit 2020/21 zog sich Heuer eine Woche vor dem Saisonstart einen Außen- und Innenbandriss zu. Folge: Der VfL-Innenverteidiger verpasste sämtliche Meisterschaftsspiele, ehe die Regionalliga Nord erneut in die Corona-Zwangspause ging. "Es hängt vom Spielertyp ab, ob jemand Spielpraxis braucht oder nicht. Bei Jannis ist das nicht der Fall. Er ist auch so voll auf der Höhe", sagt Lukas Kwasniok mit Blick auf seinen Neuzugang, der als Siebenjähriger beim SV Ramlingen/Ehlershausen mit dem Fußballspielen begonnen hatte. Zunächst frönte Heuer zudem dem Tennissport, in dem er diverse regionale Titel einheimste. Doch als er mit knapp 13 Jahren ein Angebot von Hannover 96 erhielt, fiel die Entscheidung für den Fußball. Zwei Jahre lang kickte Heuer für 96. Dann lotste ihn ein gewisser Fabian Wohlgemuth nach Wolfsburg. Der heutige Sportchef des SC Paderborn leitete damals das Nachwuchsleistungszentrum bei den Wölfen, bei denen Heuer erst einmal einer Umschulung unterzogen wurde. Bis dato hatte er zumeist als klassischer Neuner stets in der Offensive gekickt. Nun wurde aus ihm ein Verteidiger. Seine Torgefahr hat der 21-Jährige aber offenbar nicht verloren. So verbuchte Heuer in 24 Regionalliga-Spielen beachtliche vier Treffer und drei Assists. "Wolfsburg-Connection" hilft bei der Integration Nach sieben Jahren in Wolfsburg stand für ihn nun fest, dass es höchste Zeit für einen Tapetenwechsel ist. Und zwar unabhängig davon, dass der VfL ohnehin seine U 23 aufgelöst hat. Und wieder war es Fabian Wohlgemuth, der sich bei ihm meldete und ihm ein Angebot unterbreitete. Heuer musste nicht lange überlegen. "Der SCP ist für mich eine Riesenchance", betont der Neuzugang. Eben jene Chance könnte der 21-Jährige womöglich auf der Rechtsverteidiger-Position nutzen. Denn da sich Frederic Ananou und Johannes Dörfler bislang mit diversen Blessuren durch die Vorbereitung geschleppt haben, sammelte Heuer in den Testspielen bereits reichlich Einsatzminuten auf der rechten Abwehrseite. Und die Rolle, die für ihn kein absolutes Neuland ist, scheint ihm zu gefallen. Regelrecht begeistert ist Jannis Heuer von seinen neuen Teamkollegen, von denen er zwei bereits kannte. So kickte er in Wolfsburgs U 23 jeweils zwei Jahre lang mit John Iredale und Julian Justvan. "Auch sie haben mir den Einstieg in Paderborn sehr einfach gemacht", erklärt Heuer. Julian Justvan kann ihm dabei als Vorbild dienen. Der wurde vor einem Jahr bei seiner Vorstellung als SCP-Neuzugang zwar nicht als "Perspektivspieler" tituliert. Doch dass der 23-Jährige in seiner ersten Zweitliga-Saison dann gleich 31 Pflichtspiele bestritt, war durchaus überraschend.

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