Die verrückte Achterbahnfahrt des SC Paderborn gibt's jetzt in Buchform

Paderborn. Die besten Geschichten schreibt immer noch das Leben. Oder in diesem Fall der SC Paderborn. Mit seiner beispiellosen Achterbahnfahrt sorgte der heimische Fußballklub in den vergangenen Jahren für eine schier unglaubliche Story. Und so hatte Stephan Simann wenig Mühe, um ein Buch über seinen Lieblingsverein zu schreiben. "SC Paderborn 07 - Fußballfibel", lautet der schlichte Name des 158 Seiten starken Werkes, das in der "Bibliothek des Deutschen Fußballs" erschienen ist. "Es schrieb sich fast von alleine", berichtet der 33-Jährige, der seine Brötchen eigentlich als Mathematiker verdient. Doch das Schreiben und Diskutieren über Fußball und den SCP ist neben den Stadionbesuchen sein liebstes Hobby. Am 25. August 2013 startete Simann seinen Blog "#schwarzundblau". Zwei Jahre später folgte die erste Ausgabe des Podcasts "PaderCast". Und seit September 2019 schreibt der SCP-Anhänger im Wechsel mit Andreas Ludwig für nw.de die Fankolumne "Drei-Hasen-Grätsche". Aus Neugier wurde Liebe Als dann die Anfrage kam, ob er nicht ein Buch über den SC Paderborn verfassen wolle, musste Simann nicht lange überlegen. "Zum einen wollte ich schon immer ein Buch schreiben. Zum anderen hat mir der SCP eine perfekte Vorlage geliefert", sagt der Autor. Herausgekommen ist eine Fan-Autobiographie, in der die mit Abstand verrückteste Periode der Vereinsgeschichte aus ganz persönlicher Sicht geschildert wird. Lesen Sie hier exklusiv Auszüge aus dem SCP-Buch Dabei hatte Stephan Simann mit dem SCP zunächst wenig am Hut, als er 2007 aus der Brandenburger Heimat zum Studium nach Paderborn gezogen war. Doch ausgerechnet beim Relegations-Hinspiel gegen Osnabrück sollte der damalige Mathe-Student am 29. Mai 2009 erstmals in der Paderborner Arena sein. Der SCP gewann 1:0 und stieg drei Tage später in die 2. Liga auf. Simann war auf den Geschmack gekommen und entschied sich für weitere Stadionbesuche. "Ich wollte herausfinden, ob es Liebe werden kann", schreibt der 33-Jährige in seinem Buch. Und siehe da: Es wurde Liebe. Fußball-Gala zum Junggesellenabschied In der Saison 2009/10 stand der gebürtige Brandenburger erstmals im Block O auf der Südtribüne. Seitdem hat Simann als Mitglied des Fanklubs "Süd-Crew" eine Stehplatz-Dauerkarte. "Ich habe durch den Fußball großartige Menschen kennen gelernt. Freundschaften sind entstanden", betont der 33-Jährige, der vor allem das Gemeinschaftsgefühl bei Auswärtsfahrten genießt. Und gerade in der Fremde durchlebte Simann bereits die gesamte Gefühlspalette des Fan-Daseins. Am 14. April 2018 feierte er beispielsweise mit seinen Freunden auf dem Weg zum Zweitliga-Aufstieg einen grandiosen 5:0-Erfolg in Osnabrück. Es war der Tag seines Junggesellen-Abschieds. In der katastrophalen Drittliga-Spielzeit 2016/17 war Simann derweil Augenzeuge des Paderborner 0:6-Debakels in Lotte. "Die Mutter aller Niederlagen", so der 33-Jährige. Entfremdung in Corona-Zeiten "Der Irrsinn, der sich ab 2013 in Paderborn abspielte, hatte das Zeug, den Begriff Fahrstuhlmannschaft neu zu definieren", konstatiert der SCP-Fan in seinem Buch, in dem er vier Aufstiege und vier sportliche Abstiege Revue passieren lässt. Thematisiert wird aber auch die Entfremdung vom Profi-Fußball, die Simann zu Corona-Zeiten erlebte und noch immer durchlebt. Die Geisterspiele der vergangenen Bundesliga-Saison registrierte er seltsam emotionslos. Auch ein Stadionbesuch mit Zuschauer-Teilzulassung wäre für ihn keine Option. "Es fehlen die Emotionen. Ich will gemeinsam jubeln, schreien, trauern, mich freuen oder ärgern, meine Kumpel bei Torerfolgen umarmen", betont Simann. Doch obwohl die Corona-Pandemie all dies weiterhin nicht zulässt, ist zumindest das Kribbeln wieder da. "Ich hatte wieder Bock auf diese Spielzeit", berichtet der 33-Jährige und ist guter Dinge, dass die aktuelle SCP-Mannschaft einen seiner Herzenswünsche erfüllt. "Ich fordere ja seit Jahren eine langweilige Saison, in der wir ganz schnöde auf einem Mittelfeldplatz landen. Und das scheint diesmal zu klappen", sagt Stephan Simann. Das Leben muss ja nicht immer aufregende Geschichten schreiben.

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