Dörfler rückt beim SC Paderborn vom Abstellgleis ins Rampenlicht

Paderborn. Auf diesen Moment hatten die Fans des SC Paderborn lange warten müssen. Mit dem 1:0-Heimerfolg gegen Hannover 96 feierte der Erstliga-Absteiger am Sonntag den ersten Ligasieg seit 267 Tagen. Johannes Dörfer wurde unterdessen auf eine noch härtere Geduldsprobe gestellt. Vom Zeitpunkt seines Wechsels zum SC Paderborn bis zu seinem ersten Profi-Startelfeinsatz in einem Pflichtspiel sollten 510 Tage vergehen. Sein Zweitliga-Startelfdebüt wird der 24-Jährige nie vergessen. Denn es war ausgerechnet Dörfler, der mit seinem Siegtreffer gegen Hannover die Leidenszeit der SCP-Fans beenden sollte. "Es war ein tolles Gefühl. Als das Tor gefallen war, konnte ich es zunächst gar nicht realisieren", berichtet der Rechtsverteidiger, der in der 26. Minute am rechten Strafraumeck an den Ball gekommen war. Dörfler wagte ein Tänzchen mit Hannovers Linksverteidiger Niklas Hult und schlenzte das Leder dann mit seinem schwächeren linken Fuß wunderschön ins lange Eck. "Ich dachte mir, warum nicht? Dabei habe ich meinen linken Fuß sonst nur zum Stehen", erklärt ein schmunzelnder Startelf-Debütant, der damit eine besondere Serie ausbaute. Tor-Erfolge in fünf Spielklassen Am 19. April 2015 hatte Dörfler für den 1. FC Mönchengladbach in der Landesliga getroffen. In Diensten des MSV Duisburg II verewigte er sich als Oberliga-Torschütze. Für den KFC Uerdingen netzte der gelernte Offensiv-Akteur in der Regionalliga und 3. Liga ein. Und am Sonntag traf Dörfler nun erstmals in der 2. Bundesliga. Letzteres hätte ihm vor zwei, drei Monaten wohl niemand zugetraut. Da nämlich galt Dörfler beim SCP als Aussortierter. Seit seinem im Sommer 2019 erfolgten Wechsel von Uerdingen nach Paderborn hatte der Mann mit dem Spitznamen "Jojo" lediglich für die Oberliga-Reserve des SCP gekickt, ehe er als Leihspieler des FSV Zwickau eine enttäuschende Drittliga-Rückrunde absolvierte. Doch aus Mangel an Rechtsverteidigern erhielt der etatmäßige Flügelstürmer in der Sommervorbereitung eine Chance auf ungewohnter Position. Und Dörfler sollte diese nutzen. "Jojo arbeitet jetzt einfach super. Diesen Eindruck hat er in seiner Anfangszeit in Paderborn nicht immer gemacht. Zudem liegt ihm die Rechtsverteidiger-Position. Er macht seine Sache sehr gut", urteilt SCP-Cheftrainer Steffen Baumgart. Und Dörfler will dranbleiben. "Ich bin zuversichtlich, dass ich es jetzt packe. Ich muss nur ruhig bleiben, weiter Gas geben und konzentriert arbeiten. Denn ich habe einen starken Konkurrenten", sagt der 24-Jährige mit Blick auf seinen Teamkollegen Frederic Ananou, den Dörfler erst einmal aus der Startelf verdrängt haben dürfte. Die Kondition muss besser werden Gegen Hannover bestach der Matchwinner dabei nicht nur durch Zweikampfstärke in Duellen gegen namhafte Gegenspieler wie Haraguchi und Maina. Dörfler schaltete sich zudem gekonnt ins Offensivspiel ein - und dies nicht nur bei seinem Torerfolg in Minute 26. In den letzten 20 Minuten musste er dem hohen Tempo jedoch spürbar Tribut zollen. Im Zweifelsfall verzichtete Dörfler nun auf den Weg nach vorne. "An meiner Ausdauer muss ich sicher arbeiten. Aber die bekommst du vor allem durch Spielpraxis", sagt Dörfler, der in den vergangenen zwei Jahren ganze zwei Partien über die volle Distanz bestritten hat. Kraft zum Jubeln sollte Dörfler nach dem Schlusspfiff trotzdem noch haben. Seinen Teamkollegen Ron Schallenberg nahm er sogar huckepack. "Dieser Sieg ist extrem wichtig fürs Selbstvertrauen. Heute ist jeder mit einem Lächeln auf den Lippen zum Training gekommen", berichtet Johannes Dörfler. Und das besagte Lächeln dürfte beim Torschützen besonders strahlend gewesen sein.

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