
Freiburg. Mehr als eine halbe Stunde lang musste der SC Paderborn am Samstag im Bundesliga-Gastspiel beim SC Freiburg in Unterzahl agieren. Linksverteidiger Jamilu Collins hatte in der 59. Minute beim Stand von 1:0 für den SCP die Gelb-Rote Karte gesehen. Doch auch mit einem Mann weniger sollten bärenstarke Paderborner vor 23.500 Zuschauern im Schwarzwald-Stadion nichts anbrennen lassen. Im Gegenteil: Abdelhamid Sabiri ließ dem besagten 1:0 (48.) durch Christopher Antwi-Adjei sogar noch einen Elfmeter-Treffer zum 2:0-Endstand (84.) folgen. Der vierte Saisonsieg war perfekt. Und Paderborn hat zumindest vorübergehend den letzten Tabellenplatz verlassen.
"Die Jungs haben einen sehr, sehr guten Job gemacht. Und wir hatten heute vielleicht auch das Quäntchen Glück, das du brauchst", urteilte Steffen Baumgart. Paderborns Chefcoach hatte auf eine nicht unbedingt erwartete Anfangsformation gesetzt. Die Umstellung vom 4-4-2- auf ein 4-3-3-System war dabei keine allzu große Überraschung. Mittelfeldspieler Abdelhamid Sabiri rückte hierbei für Stürmer Sven Michel in die Startaufstellung.
Kilian fehlt verletzt
Überraschend aber war die Tatsache, dass Kapitän Christian Strohdiek erstmals seit dem fünften Spieltag (1:2-Niederlage bei Hertha BSC Berlin) wieder von Beginn an ran durfte. Das hatte aber auch einen leider unerfreulichen Grund: SCP-Youngster Luca Kilian hatte sich bei einer nicht-öffentlichen Trainingseinheit eine so genannte strukturelle Muskelverletzung im Oberschenkel zugezogen. Der 20-Jährige war erst gar nicht mit nach Freiburg gefahren.
"Wenn alles gut läuft, ist Luca in drei Wochen wieder fit. Wenn es schlecht läuft, könnte es länger dauern", erklärte Steffen Baumgart, der die Kilian-Verletzung im Vorfeld des Spiels verschwiegen hatte. Die Entscheidung, ob Strohdiek oder Uwe Hünemeier für ihn zum Einsatz kommt, fällte der Cheftrainer erst am Samstagvormittag. "Und die war nicht einfach", so der Coach. Die Wahl fiel auf Strohdiek - und der SCP-Spielführer, der am Mittwoch seinen 32. Geburtstag gefeiert hatte, sollte ebenso wie seine Teamkollegen eine tadellose Leistung zeigen.
Zwei Mal Glück vor der Pause
Schon in der ersten Hälfte waren die Gäste die aktivere und spielstärkere Mannschaft gewesen. Freiburg hatte sichtlich Respekt, stand tief, setzte vornehmlich auf lange Bälle und kam vor der Pause mit diesen Mitteln zu zwei dicken Torgelegenheiten. In der 28. Minute flankte Changhoon Kwon in die Mitte, wo seine Teamkollegen Robin Koch und Lucas Höler völlig frei standen. Doch die beiden Freiburger behinderten sich gegenseitig, so dass SCP-Keeper Leopold Zingerle den Ball aufnehmen konnte. "Diese Szene war bezeichnend für den heutigen Tag. Wir waren fußballerisch nicht gut genug", ärgerte ich Freiburgs Trainer Christian Streich, der in Minute 39 noch mit ansehen musste, wie sein Spieler Jonathan Schmid eine gute Schussmöglichkeit kläglich vergab.
Ansonsten aber hatte Paderborn fast alles im Griff. In der 22. Minute tankte sich Sabiri in den Strafraum durch, doch der SCP-Mittelfeldspieler wurde im letzten Moment von Koch geblockt. Nach der anschließenden Ecke streifte ein Flachschuss von Collins nur haarscharf am Pfosten vorbei. Eben jener Collins sah in der 29. Minute nach einem Foul an Kwon die Gelbe Karte, die noch Folgen haben sollte. Folgen hat auch die Gelbe, die SCP-Abräumer Klaus Gjasula bereits in Minute 14 gesehen hatte. Es war seine zehnte Verwarnung der Saison, womit er am Sonntag, 2. Februar, im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg (18 Uhr) gesperrt sein wird.
Collins sieht Gelb-Rot
Drei Minuten nach dem Wechsel aber konnte auch "Gelb-König" Gjasula jubeln. SCP-Stürmer Dennis Srbeny eroberte gegen Dominique Heintz den Ball und spielte diesen gekonnt in die Tiefe. Antwi-Adjei startete durch und schoss mit seinem ersten Saisontor das 1:0. Es war eine verdiente Führung, die Srbeny in der 53. Minute hätte ausbauen müssen. Der Winterneuzugang schob jedoch das Leder knapp am Tor vorbei.
Ab Minute 59 drohte das Spiel dann zu kippen. Da nämlich sah Jamilu Collins für sein zweites Foul die zweite Gelbe, so dass er vorzeitig vom Platz musste. "Das war völlig überzogen", übte Teamkollege Sabiri Kritik an Schiedsrichter Christian Dingert. Freiburg agierte fortan druckvoll, aber auch ein wenig planlos. Die Hausherren sollten zwar 27 Flanken in den Paderborner Strafraum schlagen. Doch zwingende Chancen waren Mangelware.
Lob von Freiburgs Torjäger
Der SCP setzte unterdessen selbst in Unterzahl mit den schnellen Offensivakteuren Antwi-Adjei und Kai Pröger immer wieder Nadelstiche. In der 65. Minute hatte Pröger noch Pech, dass sein abgefälschter Schuss nur an der Latte landete. Doch in der 83. Minute holte er dann einen Foulelfmeter heraus. Freiburgs Höler hatte den 27-jährigen Paderborner im linken Strafraumeck mit dem Ellenbogen im Gesicht erwischt. Den fälligen Strafstoß verwandelte Sabiri traumhaft sicher zum 0:2 (84.). Der zweite Auswärtssieg der Saison war perfekt. "Hut ab vor Paderborn. Das war eine reife Leistung. Wir hätten dagegen noch Stunden spielen können, ohne ein Tor zu schießen", konstatierte Freiburgs Torjäger Nils Petersen, der diesmal nicht als Paderborn-Schreck in Aktion treten konnte.