
Paderborn. Die Sommerpause war für Mohamed Dräger ausgesprochen kurz. Knapp zwei Wochen blieben dem Rechtsverteidiger des SC Paderborn, um auf Rhodos ein wenig zu entspannen. Denn nach der Zweitliga-Saison ging’s für den tunesischen Nationalspieler zum Afrika-Cup nach Ägypten. Die Strapazen nahm Dräger gerne in Kauf. Schließlich erlebte der 22-Jährige mit dem Erstliga-Aufstieg und dem Einzug ins Afrika-Cup-Halbfinale ein wahres Sommermärchen.
„Es waren überragende Erfahrungen. Aber es ist noch schwierig, dass alles richtig einzuordnen. Die Erinnerungen sind irgendwie bröckelig", berichtet Dräger. „Selbst den Aufstieg habe ich noch gar nicht richtig verarbeitet. Ehe ich mich versah, saß ich ja schon im Flieger nach Tunis", ergänzt der Deutsch-Tunesier, der am 16. November 2018 sein Länderspiel-Debüt für die „Adler von Kathargo" gefeiert hatte. Bei der Afrika-Cup-Endrunde in Ägypten musste sich Dräger zunächst mit einer Reservistenrolle begnügen. In den ersten fünf Turnierspielen reichte es nur zu zwei Einwechslungen mit insgesamt 26 Minuten Spielzeit.
Meisterstück gegen Mané
Drägers betont offensive Interpretation der Rechtsverteidiger-Position passt halt nicht unbedingt ins System von Tunesiens französischem Trainer Alain Giresse. Doch als sich der etatmäßige Rechtsverteidiger Wajdi Kechrida vor dem Halbfinale gegen den Senegal krankmeldete, schlug die große Stunde des SCP-Akteurs. Dräger durfte in der Partie, die Tunesien äußerst unglücklich mit 0:1 nach Verlängerung verlor, über die volle Distanz ran.
Die Enttäuschung über die Niederlage war auch beim gebürtigen Freiburger riesengroß. Doch letztlich kann Dräger voller Stolz auf dieses Spiel blicken, denn er hatte Senegals Super-Star Sadio Mané vom Champions-League-Sieger FC Liverpool 120 Minuten lang gekonnt an die Kette gelegt. „Dadurch habe ich sehr viel Selbstvertrauen getankt", betont der Paderborner, der dann im Spiel um Platz drei auf einen SCP-Teamkollegen traf. Denn beim Gegner aus Nigeria spielt Jamilu Collins auf der linken Abwehrseite.
„Auch das war eine tolle Erfahrung, aber ziemlich ungewohnt, in einem anderen Trikot und für die Nationalmannschaft gegen Jamilu zu spielen", erklärt Dräger, dessen Team das kleine Finale mit 0:1 verlor. „Platz vier ist dennoch ein Erfolg. Tunesien war erstmals seit 15 Jahren wieder im Halbfinale. Das war auch unser Anspruch", bilanziert der 22-Jährige und hofft, dass er für die im September anstehenden Länderspiele erneut nominiert wird.
Rödinghausen kommt vielleicht noch zu früh
Nun aber müssen Dräger und Collins, die am Sonntag wieder ins Training eingestiegen sind, erst einmal wieder beim SCP Gas geben, um ihren Stammspieler-Status zu verteidigen. Mit den Neuzugängen Laurent Jans und Gerrit Holtmann ist die Konkurrenz auf den Außenverteidiger-Positionen schließlich deutlich größer geworden. „Mo und Jamilu sind in einem guten Zustand zurückgekommen. Sie sind immer eine Option", sagt SCP-Coach Steffen Baumgart. Ob das Duo aber schon an diesem Sonntag, 11. August, im DFB-Pokalspiel beim SV Rödinghausen (Anstoß 15.30 Uhr) ran darf, sei noch unklar. „Ich wäre bereit", sagt Mohamed Dräger mit einem schelmischen Grinsen.
Ob die Strapazen der vergangenen Wochen und Monate negative Langzeitfolgen haben könnten, kann auch der 22-Jährige schlecht einschätzen. "Das ist schließlich der erste Sommer, den ich so verbringen durfte. Mal schauen, was die nächsten Monate so bringen, aber derzeit ist der Akku noch voll", erklärt Dräger. "Und ich bin ja noch jung", fügt der SCP-Akteur augenzwinkernd an.