Schildesches Simeon Brakensiek ist der Familienmensch vom Schlackeplatz

Bielefeld. Simeon Brakensiek ist Fußballer durch und durch. Aktuell spielt der 24-Jährige mit dem VfL Schildesche in der Kreisliga A und steht dort auf Platz fünf. &bdquo;Simi“, wie er von allen genannt wird, hält als Innenverteidiger die Defensive stabil. Beruflich geht er seiner Arbeit als Projekttechniker bei Dr. Wolff nach. ?Wie bist du zum Fußball gekommen?? Ich habe mit vier Jahren in Milse angefangen – damals noch auf einem Schlackeplatz. Das war echt undankbar, weil man sich dort mehr Haut aufgeschürft als Tore geschossen hat. Aber genau dieser Platz hat mich geprägt. Wenn ich heute auf Schlacke spiele, kommen sofort Kindheitserinnerungen hoch – auch wenn’s immer noch wehtut. Trotzdem bin ich froh, dort gestartet zu sein, weil es meine fußballerische Grundhärte und Leidenschaft geformt hat.?Warum spielst du jetzt für Schildesche? Ich habe nicht mein komplettes Fußballerleben in Schildesche verbracht. Angefangen habe ich in Milse, dann ging es für mich nach Brake und anschließend bis zur A-Jugend nach Schildesche. Im Herrenbereich bin ich nach Brake zurück, später zum SCB und am Ende wieder nach Schildesche. Gerade weil ich schon einige Stationen erlebt habe, weiß ich die Arbeit beim VfL besonders zu schätzen: Der Verein lebt von Ehrenamt, Zusammenhalt und einer familiären Atmosphäre. Hier wird nicht nur Fußball gespielt, sondern auch viel drum herum organisiert – sei es Feiern am Obersee oder Turniere, bei denen alle Teams zusammenkommen. Es ist ein sozialer Verein, der versucht, Dinge nachhaltig aufzubauen, um langfristig stark zu bleiben. ?Finale der Stadtmeisterschaft bleibt unvergesslich Was ist das Besondere an deiner Mannschaft? Unsere erste Herrenmannschaft funktioniert nicht nur sportlich, sondern auch menschlich extrem gut. Bei neuen Spielern wird immer geschaut, dass die Chemie passt – und das merkt man sofort. Jeder versteht sich mit jedem, die Stimmung im Training ist überragend und unsere beiden Trainer Jan Barkowski und Nils Fischer haben auch ein bisschen Ahnung von Fußball. Im Ernst: Das Trainingsniveau ist richtig stark, man kann sich fußballerisch entwickeln und gleichzeitig immer offen miteinander reden. Welches ist dein größter sportlicher Erfolg bisher? Das war ganz klar die Teilnahme an den Bielefelder Hallen-Stadtmeisterschaften vergangenes Jahr in der Seidensticker-Halle. Als Jugendlicher habe ich das Turnier immer mit meinem Vater verfolgt, damals noch in Jöllenbeck. Natürlich habe ich schon ein paarmal mitgespielt, jedoch war es zuletzt mit dem Einzug ins Finale in der Seidensticker-Halle natürlich wie ein Traum, der in Erfüllung geht. Lesen Sie auch: Neu-Arminin Maren Allmeroth zerschießt erst Blumen, dann wird sie U17-Europameisterin Meine ganze Familie war da. Wir hatten ein starkes Team mit viel Einsatz, einem überragenden Keeper und sogar ein paar Spielern mit Futsal-Erfahrung. Auch wenn wir uns im Endspiel leider nicht belohnen konnten, war es für mich als Bielefelder mein größter Erfolg und ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Fußball ohne Ehrgeiz funktioniert nicht ?Welcher war dein emotionalster Moment? Emotional ist für mich, dass mein Vater seit meiner Kindheit jedes Training, jedes Spiel und jedes Turnier begleitet hat. Er hat mich wirklich zu jedem Training gefahren, hat am Spielfeldrand gestanden und war immer dabei. Heute sind mein Bruder und meine Freundin mit ihrer Hündin Luna auch regelmäßig am Rand – und genau das macht Fußball für mich aus: nicht nur die Spiele, sondern die Menschen, die sie mit dir teilen. ??Was ist deine persönliche Perspektive als Sportler? Für mich ist Fußball natürlich ein perfekter Ausgleich zum Job. Trotzdem bin ich ehrgeizig – ich gehe nie auf den Platz, um einfach nur dabei zu sein. Ich will gewinnen, ich will das Maximum rausholen und mich jedes Jahr weiterentwickeln. Klar, Gesundheit und Respekt stehen immer an erster Stelle, aber ohne Ehrgeiz wäre es nicht derselbe Sport für mich. ?Der Aufstieg mit Schildesche wäre ein Traum Hast du – unabhängig von der Spielklasse – ein Vorbild? Ein richtiges Vorbild hatte ich nie. Als Kind haben viele gesagt &bdquo;Ich bin Ronaldo“, wenn sie einen Freistoß geschossen haben – ich habe das nie gemacht. Ich schaue eher auf viele verschiedene Menschen und versuche, mir von jedem etwas Positives abzuschauen. ?Deine Traum-Schlagzeile als Sportler? &bdquo;VfL Schildesche steigt auf – Abwehrchef Brakensiek hält den Laden dicht!“ Ein Aufstieg mit dem VfL wäre definitiv mein Traum. Und ganz ehrlich: Der Verein hätte es absolut verdient, auch mal wieder höherklassig zu spielen. Mit all dem Herzblut, der Arbeit im Hintergrund und dem ehrenamtlichen Engagement hier wird so viel geleistet – das gehört einfach auch sportlich belohnt. Welche Sportart verfolgst du neben dem Fußball gern? Ich schaue mir sehr gerne Übertragungen von American Football an, vor allem den Super Bowl. Viele denken, beim Football geht’s nur ums Körperliche, aber wenn man sich die Spielzüge anschaut, merkt man, dass da eine unglaubliche Taktik und Komplexität hinter steckt. Enge Freundschaften aus der Schule sind geblieben ?Wenn du überraschend einen Tag frei hättest, was würdest du tun? Erstmal würde ich ausschlafen. Danach würde ich mit meiner Freundin gemütlich frühstücken gehen, irgendwo in Bielefeld. Später würde ich wahrscheinlich bei meinen Eltern vorbeischauen, und abends mit meinen Jungs losziehen. ??Welches Erlebnis/Erfahrung hat deine Schul-/Ausbildungszeit geprägt? Für mich war immer wichtig, ein gutes Verhältnis zu Mitschülern und Kollegen zu haben. Das hat mir gezeigt: Teamgeist zählt nicht nur im Sport, sondern auch in Schule und Beruf. Aus meiner Schulzeit habe ich noch heute enge Freundschaften, die seit der fünften Klasse halten. Mit der Mannschaft den DJ im Stereo besuchen Aus meiner Ausbildungszeit treffe ich mich ebenfalls regelmäßig mit meinen ehemaligen Kollegen – wir machen Weihnachtsessen oder andere Unternehmungen, und es ist immer so, als hätten wir uns nie aus den Augen verloren. Genau das zeigt mir: Wenn man ein gutes Team hat, macht Schule, Arbeit oder Sport gleich doppelt so viel Spaß und man kann auch um ein Vielfaches mehr leisten. ?Wohin gehst du in Bielefeld, wenn du feiern, chillen, essen willst? Das hängt davon ab, mit wem ich unterwegs bin. Mit meinen Jungs aus Brake geht’s meistens in die &bdquo;Brücke“ – da sprechen wir über alte Zeiten. Mit meinen anderen Kollegen treffen wir uns nicht nur in der Altstadt, sondern auch bei mir zu Hause in unserer eigenen kleinen &bdquo;Almhütte“, die wir uns in Corona-Zeiten mit Theke und Grillecke schön ausgebaut haben. Und wenn die Fußballmannschaft unterwegs ist, starten wir meistens im Vereinsheim in Schildesche und versuchen dann irgendwann, den Schlenker in Richtung Stadt zu machen. Wenn es da mal ganz spät werden sollte, besuchen wir unseren Mannschaftskollegen als DJ JOOCK im Stereo.

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