Reitvereine in Bielefeld haben Mühe, große Turniere auf die Beine zu stellen

Bielefeld. Im Bielefelder Reitsport steht für den Herbst noch einiges auf dem Programm. Die Stadtmeisterschaften und das Finale im Jugendchampionat sind auf drei Veranstaltungen verteilt. Zwei Vereine mussten ihre geplanten Turniere absagen. Michael Born, Geschäftsführer vom Stadtreiterverband, gibt einen Überblick über die Herausforderungen der Reiter. Das Turnier beim Reit- und Fahrverein Brake konnte Anfang August nicht stattfinden. Born weiß, warum: &bdquo;Der Braker Vorstand hat sich neu organisiert und noch Scheu vor einem großen Turnier – sie wollen zunächst auf kleinerer Flamme kochen und einen WBO-Tag organisieren.“ Dabei handelt es sich um einen Wettbewerb im Breitensport, der im Gegensatz zum Leistungssport eine geringere Hürde für den Veranstalter bedeutet und freier gestaltet werden kann. &bdquo;Das ist sehr schade, weil wir in Brake besonders zur Sommerzeit immer sehr gute Bedingungen für große Turniere haben“, sagt Born. Turnier in der Senne ist abgesagt Auch der Bielefelder Reit- und Fahrclub in der Senne hat seinen für September geplanten Wettbewerb abgesagt. Vereinssprecher Rolf Bedner: &bdquo;Es sind im Umland zu viele Turniere zeitgleich und wir haben Sorge vor zu wenigen Nennungen.“ Außerdem habe es Probleme mit der Genehmigung gegeben. Beim Ravensberger Zucht-, Reit- und Fahrverein Jöllenbeck steht ein großes Turnier unmittelbar bevor. Vom 29. August bis 1. September werden bei der Gelegenheit auch die Stadtmeisterschaften in der Dressur der Ebenen A und L ausgetragen. Das Finale des Jugendchampionats wird am 3. Oktober beim breitensportlichen Turnier des Reit- und Voltigiervereins Vilsendorf ausgetragen. Um zugelassen zu werden, müssen die Teilnehmer vorher eine Qualifikationsprüfung bei einem Bielefelder Verein reiten und dabei die Note 7,0 oder besser erreichen. Premiere: Stadtmeisterschaften auf der Reitanlage Sonntag Vom 21. bis 23. November steht dann ein Turnier auf der Reitsportanlage Martin Sonntag in Jöllenbeck an. Ein absolutes Novum sind die hier stattfindenden Stadtmeisterschaften im Springreiten bis zur S-Prüfung. Born: &bdquo;Die Anlage hat sich als einzige für die Ausrichtung beworben und den Zuschlag bekommen.“ Die Anforderungen an den Platz sind hoch. &bdquo;Gerade das L-Springen können nicht alle Vereine leisten“, sagt Born. Außerdem möchte der Stadtreiterverband, dass die Ausrichtung reihum geht: &bdquo;Die Reiter sollen auch andere Anlagen kennenlernen, so ist es fair und wir schaffen für alle gleiche Bedingungen.“ In diesem Jahr ist es nicht gelungen alle Stadtmeisterschaften und das Jugendchampionat auf eine Veranstaltung zu legen. &bdquo;Grundsätzlich befürworten wir immer die Kombination, weil es eine schöne Bühne und Kulisse für die Reiter ist“, sagt Born. Aber der Aufwand sei groß. Arbeitsteilung wäre in der Zukunft eine Lösung: &bdquo;Wir haben schon darüber nachgedacht, die Veranstaltung unter der Schirmherrschaft des Stadtreiterverbands auf der Anlage in Brake stattfinden zu lassen und die Aufgaben auf alle Vereine zu verteilen“, erklärt Born. &bdquo;Wir müssen dem Breitensport eine Bühne geben.“ Vermehrt sei eine Scheu vor der Ausrichtung großer Turniere zu beobachten. Born ruft zu Mut in den Vorständen auf und setzt auf Zusammenhalt bei den Vereinen untereinander sowie auf Digitalisierung. &bdquo;Wir müssen dem Breitensport eine Bühne geben, ohne wird es keine Spitze geben“, sagt er. Das gelte für die Ausrichtung von Turnieren wie auch für den Schulbetrieb: &bdquo;Dieser erfordert noch viel mehr ehrenamtliches Engagement, die Versorgung der Pferde, der Futterkauf und die Organisation stecken dahinter.“ Der Stadtreiterverband hat die Möglichkeit, beratend zur Seite zu stehen. So war es auch in den vergangenen Jahren, als mit dem NRW-Projekt &bdquo;Moderne Sportstätte“ ein Kontingent von 4,3 Millionen Euro für Bielefeld zur Verfügung stand. &bdquo;Fast alle Reitvereine haben von dem Topf profitiert“, sagt er. Als Ideengeber habe Born bei den Möglichkeiten beraten: &bdquo;Auch hier war der gegenseitige Austausch sehr wichtig.“ Darüber hinaus setze sich der Verband für die Ausbildung von neuen Übungsleitern ein und kümmere sich um die Erhaltung des Reitwegenetzes der Stadt. Olympia-Erfolge der Reiter lösen Faszination aus Natürlich habe es zu Olympia auch wieder eine Welle der Begeisterung für den Reitsport gegeben. &bdquo;Von einem Hype würde ich nicht sprechen, aber Faszination löst es schon aus“, sagt Born. Wichtig sei, dass Reiten keine kurzfristige Sache ist. Allein die Longenausbildung dauere ein Vierteljahr. Erst dann geht es in die Gruppenstunden. Die Warteliste, für die solide Basis, betrage bei fast allen Vereinen ein halbes bis ein Jahr. &bdquo;Anschließend braucht der Verein aber auch eine entsprechende Anzahl an Schulpferden und Übungsleitern, die mehrere Kinder am Tag betreuen können“, erklärt Born. Früher seien am Nachmittag die Kinder und am Abend die Erwachsenen zu den Reitstunden gekommen. Wegen langer Schultage müssten sie sich heute die späten Stunden teilen. Wenn es zu Turnieren geht, kommt der Bedarf an Zugfahrzeugen hinzu. &bdquo;Das alles kostet Zeit und bedeutet Verantwortung“, ergänzt er. Nicht jeder Verein biete daher die Teilnahme an Turnieren an. Die Schwerpunkte seien unterschiedlich. Auch dürften die Familien nicht vergessen werden, bei denen das Geld nicht so locker sitzt.

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