Bielefeld

Handballer auf dem Weg zurück ins Training

Die Bielefelder Teams von der Ober- bis zur Landesliga dürfen wieder in den Hallen ran. Dabei geht es nach sieben Monaten des Entzugs erst einmal um Stabilität.

Matheo Höfelmeyer (v. l.), Justin Gerth und Benny Gehring aus der TuS-97-Reserve müssen vorerst draußen laufen. | © Rabeneick

24.06.2021 | 24.06.2021, 23:00

Bielefeld. Seit gut einer Woche dürfen sich die Handballer wieder in den Sporthallen austoben. Torwürfe, Zweikämpfe, Trainingsspiele – eine Wonne nach gut sieben Monaten des Entzugs, sollte man meinen. Doch die Verantwortlichen gehen äußerst vorsichtig an das Comeback ihres Sports. Einige verzichten sogar noch auf die Halle.

Oberliga Männer

TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck: Schon seit Anfang Juni können die Schützlinge von Coach Pierre Limberg wieder zusammen trainieren, jetzt auch drinnen. „In den Outdoor-Trainingseinheiten haben wir darauf geachtet, dass die Spieler ihren Körper erstmal wieder in Schwung bringen“, sagt Trainer Pierre Limberg. Durch Laufeinheiten und Stabilitäts-Übungen mit Therabändern sollten die Grundlagen soweit wieder hergestellt werden, dass die Jürmker gut vorbereitet wieder in der Halle trainieren können. „Der Fokus im Training liegt auf körperlicher Athletik. Die Gelenke müssen sich erst wieder an den Hallenboden gewöhnen, bevor wir wieder richtig an den Ball fassen können“, so Limberg weiter. Dabei kann der Jöllenbecker Coach auf einen fast kompletten Kader zurückgreifen. Nur Daniel Bruelheide erholt sich von einer Schulter-OP und wird den Saisonbeginn wahrscheinlich verpassen.

TuS Brake: Der Aufsteiger kann seit vergangener Woche wieder in der Grundschulsporthalle trainieren. „Der Fokus im Training liegt auf handballspezifischen Bewegungen“, erklärt Coach Zygfryd Jedrzej. Er will seine Spieler an den Hallenboden gewöhnen und somit Verletzungen vorbeugen. „Wir machen viele koordinative Übungen, ein bisschen Technik und auch schon ein bisschen Handball“, sagt Jedrzej. Vor jedem Training geht die Mannschaft zusammen laufen. Jedrzej: „So können wir die Einheiten in der Halle optimal nutzen. Bisher hat mir unsere Trainingsperformance auch gut gefallen.“

Oberliga Frauen
Die Braker Oberliga-Handballer, hier mit Marius Tiemann im Vordergrund, müssen sich die Einheiten mit dem Ball hart erarbeiten. - © Uwe Kleinschmidt
Die Braker Oberliga-Handballer, hier mit Marius Tiemann im Vordergrund, müssen sich die Einheiten mit dem Ball hart erarbeiten. | © Uwe Kleinschmidt

TuS 97 Bielefeld Jöllenbeck: „Die zwei Wochen Outdoor-Training haben wir genutzt, um gewisse Bewegungsabläufe aufzuarbeiten und für das Training in der Halle bereits eine gewisse Vorarbeit geleistet zu haben“, sagt Kai Bierbaum, Trainer der Jürmkerinnen. „Ich will die Mannschaft koordinativ nicht ins Leere laufen lassen. Eins-gegen-Eins-Situationen und Über- oder Unterzahlspiel stehen erst Ende Juli auf dem Plan.“ Dabei hat der TuS einige Abgänge zu verzeichnen. Mit Sarah Kressmann, Selina Reinknecht und Torhüterin Sarah Repohl wollten gleich drei Spielerinnen aus beruflichen Gründen kürzer treten. Dafür werden Emma Steffen aus der zweiten Mannschaft sowie Larissa Vorjohann aus der A-Jugend zum Kader dazustoßen. Bierbaum: „Emma Pfennig und Alina Pielsticker werden nach der Jugendbundesliga-Qualifikation ebenfalls die Chance bekommen, sich bei uns beweisen.“

Landesliga Männer

HSG EGB Bielefeld: Die Landesliga-Jungs der EGB haben sich während des Lockdowns mit Lauf- und Stabilisationschallenges fitgehalten. „Meine Mannschaft war fleißig und ist körperlich auf einem guten Stand“, lobt Trainer Nils Uhlig. „Jetzt geht es vor allem darum, die Jungs wieder an Hallenbewegungen zu gewöhnen. Man merkt bei einigen, dass die Schulter lange keine Bälle mehr geworfen hat“, so Uhlig weiter. Stabilisations-, Koordinations- und Passübungen sowie leichte taktische Einheiten stehen in den nächsten Wochen auf dem Programm. Uhlig hat derweil den Abgang von Maurice Cahsel zu beklagen. Der Rückraumspieler sucht eine neue sportliche Herausforderung bei den Sportfreunden Senne. Mit Jonas Doerfel wurde ein vereinsinterner Ersatz aus der eigenen A-Jugend gefunden.

„Das Fußballspielen habe ich erstmal verboten“

TSG Altenhagen-Heepen II: „Das Fußballspielen habe ich erstmal verboten“, sagt Tobias Fröbel, der das Traineramt bei der Zweitbesetzung der TSG Anfang April von Arne Schütforth übernommen hat. „Wir sind jetzt in der zweiten Woche in der Halle, im Juni möchte ich Wettkampfsituationen möglichst vermeiden“, erklärt Fröbel. Die Altenhagener arbeiten zudem mit einem Physiotherapeuten zusammen, um Verletzungen vorzubeugen. „Der ein oder andere hat Haltungsprobleme im Oberkörper. Dem versuchen wir entgegenzuwirken“, sagt Fröbel. Vor August wird es keine Trainingsspiele für die TSG-Handballer geben. Trainer Fröbel hofft, dass in der Saison der Kader auf 16 Spieler erhöht werden darf. „Wir haben uns bei der TSG vorgenommen eine große Verzahnung zwischen der ersten Mannschaft, zweiten Mannschaft und A-Jugend zu erschaffen. Mit einem Kader aus 16 Spielern kann ich vor allem den Jüngeren mehr Spielanteile ermöglichen.“

TuS 97 Bielefeld Jöllenbeck II: Die zweite Mannschaft des TuS hält sich ausschließlich im Freien fit. Trainer Stephan Neitzel versucht dadurch „unglückliche Verletzungen“ zu vermeiden. „Ich kenne meine Leute. In dem Moment, in dem wir wieder in der Halle sind, wird erwartet, dass wir bolzen, Basketball spielen oder Ähnliches machen. Dafür sind wir noch nicht bereit.“ Momentan absolvieren die Jürmker ein Programm aus Laufen und Fitness, das bis in den Juli hinein auch weitergeführt werden soll. „Die Sehnsucht ist da, aber ich gehe davon aus, dass wir erst Anfang August wieder in die Halle gehen“, so Neitzel weiter, „wir fühlen uns Draußen erstmal wohler.“ Durch das Outdoor-Training sollen die Berufstätigen der Mannschaft geschützt werden. „Momentan trainieren wir noch im Grundlagenbereich. Dennoch ist der Plan, bald mal wieder Bälle in das Training zu integrieren“, erläutert Neitzel.

Landesliga Frauen

HT SF Senne: Nach der Abmeldung des Verbandsliga-Teams starten die Senner Frauen einen Neuanfang in der Landesliga. Dabei kann Trainer Lukas Rabe auf Maike Röthemeyer und Vanessa Rasche bauen, die als einzige aus der alten Verbandsliga-Truppe erhalten bleiben. Zudem sind mit Leonie Manter und Julia Meyer zwei Neuzugänge sowie mit Laura Koch eine Rückkehrerin verpflichtet worden, sodass Rabe mit 16 Spielerinnen die Saison planen kann. Bis zu den Sommerferien wird in Senne jedoch ausschließlich im Freien trainiert. „Wir hätten zwar die Möglichkeit in die Halle zu gehen, haben aber im Team beschlossen, dass uns das momentan noch zu gefährlich ist“, sagt Rabe. Zusätzlich zum Mannschaftstraining, bei dem vor allem Verletzungsprophylaxe im Vordergrund steht, geht jede Spielerin individuell laufen.

"Testspiele erst ab Ende Juli"

TSG Altenhagen-Heepen: Die Frauen der TSG Altenhagen-Heepen haben sich im Lockdown mit Laufchallenges fitgehalten. Seit Mitte Juni kann man die TSG-Frauen dreimal wöchentlich in der Sporthalle finden. „Wir machen alles das, was uns vor Verletzungen schützt“, sagt Trainer Jan Gerth. Springen, Abstoppen, Richtungswechsel und Kräftigung des Schultergürtels sind die Hauptinhalte seiner Planung. „Wir nehmen auch mal den Ball in die Hand, allerdings starten wir erst Ende Juli mit Testspielen“, sagt Gerth, der auf den gleichen Kader bauen kann wie in der vergangenen Saison.

TuS 97 II: Coach Timo Brändel versucht in seinen Trainingsinhalten viele Abläufe wieder aufzugreifen, die im vergangenen Jahr angefangen wurden. „Wir müssen wieder ein Gefühl für Automatismen wie Rückstoßen, Passen, Werfen und der zweiten Phase bekommen.“ Dabei verzichtet der TuS-Coach auf Eins-gegen-Eins-Situationen und achtet auf eine längere Gestaltung der Aufwärmphase. Auf das Tor wird dennoch schon geworfen. „Alle sind mehr oder weniger gesund aus der Pause gekommen, einige Verletzungen konnten in den sieben Monaten sogar auskuriert werden“, sagt Brändel.

„Wir werfen schon auf das Tor"

TuS Brake: Brakes Coach Carsten Meyer konnte nach der langen Pause Defizite im Bereich der Koordination feststellen: „In diesem Bereich haben wir ordentlich eingebüßt.“ Dennoch lobt Meyer die gute Grundlagenausdauer seiner Mannschaft. Seit dem 15. Juni absolvieren die Brakerinnen zwei Trainingseinheiten pro Woche in der Halle. „Wir werfen schon auf das Tor. Das ist allerdings eher eine Maßnahme, damit die Torhüterinnen wieder in ihre Bewegungsabläufe finden“, so Meyer weiter. In der nächsten Saison muss der Braker Coach auf Anastasia Penner verzichten, die aus gesundheitlichen Gründen eine Handball-Pause einlegen wird. Der Kader ist ansonsten identisch zur letzten Saison.

HSG EGB: Auch die Frauen spielen der Spielgemeinschaft Eintracht Gadderbaum Brackwede ist jetzt in der Landesliga. Trainer Peter Boll hat nach insgesamt vier und zwei Wochen Training in der Halle festgestellt, dass „das Passen auch auf kurze Distanz gelitten hat“. Er lässt daher „ganz viel mit Ball“ trainieren. Am 17. Juli steht das erste Testspiel an. Rückraumspielerin Simone Lewanzik ehemals Bögel kehrt aus Steinhagen zurück und ist der einzige echte Neuzugang.