

Bielefeld. Ein Derby muss irgendwie spannend sein. Auch wenn der TuS Brake die Partie gegen die HSG Spradow eigentlich als Pflichtsieg eingestuft hatte, blieben die Kontrahenten in einer wilden Schlussphase ihren Fans nichts schuldig. Der TuS setzte sich letztlich mit 27:26 (15:12) knapp durch.
Von der einstündigen Spielzeit waren es die ersten 15 sowie die letzten fünf Minuten, die die Ziele der Braker in Frage stellten. Die Anfangsviertelstunde kann dabei getrost vernachlässigt werden, denn, so berichtete TuS-Kapitän Jannis Johannmeier, "wir haben nach vorne ganz gut gespielt, bekamen hinten aber zunächst nicht so den Zugriff". Alles kein Problem, die Phase fiel in die Kategorie "abtasten".
Der erste richtige Aufreger ereignete sich erst in Minute 19. Als Johannmeier von Außen zum Wurf kam, wurde er von einem Spradower regelrecht gefällt. "Ich hatte freie Bahn zum Tor und habe ihn gar nicht wahrgenommen. Er hat nach der Aktion gar nicht erst auf die Rote Karte gewartet, sondern hatte schon vorher seine Tasche in der Hand", beschrieb der Geschädigte die sofortige Hinausstellung des Gegners.
»Das war völlig ungewöhnlich für uns, dass wir nach der Pause so Gas gegeben haben«
In dieser Phase setzte sich Brake vom 9:9 (16.) zum 13:9 (24.) ab. "Wir waren überlegen", stellte Johannmeier fest, der aber auch die Befürchtung hegte, dass sich sein Team, wie schon häufiger in dieser Saison, nach der Pause einen Durchhänger leisten könnte. Es kam ganz anders, denn aus dem 15:12-Halbzeitstand machten die Schützlinge von Coach Zygfryd Jedrzej kurzerhand ein 18:12 (34.) und später noch ein 20:13 (36.). Johannmeier jubelte: "Das war völlig ungewöhnlich für uns, dass wir nach der Pause so Gas gegeben haben." Der Zwischenspurt war auch nötig, denn Spradow suchte sein Heil in der Flucht nach vorne. Die Herforder öffneten ihre Deckung und suchten den schnellen Abschluss. "Sie haben alles riskiert und es ging gut zur Sache", beschrieb der TuS-Kapitän die Phase, in der der Vorsprung zu schmelzen begann. Die Gäste kamen auf 21:24 (51.) heran, mussten aber wieder bis zum 27:22 (56.) abreißen lassen. Johannmeier plauderte direkt vom Feld: "Da haben sie uns insgeheim schon zum Sieg gratuliert."
Vielleicht war es auch eine Finte, denn die Schlussoffensive der HSG hatte es noch in sich. Ein verworfener Siebenmeter der Gäste spielte Brake, das fast fünf Minuten ohne Treffer blieb und am Ende noch 30 Sekunden in Unterzahl agieren musste, in die Karten. Das Fazit des Kapitäns fällt dennoch positiv aus: "Ganz am Schluss haben wir tatsächlich kurz den Kontakt verloren, aber der Sieg geht schon in Ordnung." Und ein Derby ohne Spannung hätte ja auch einen faden Beigeschmack.
TuS: Seliger/Ruhenstroth; Merschieve (5), Lorge, Schüpping, Lause (2), Tiemann (1), Ober (1), Schulze (2/2), Barton, Hippe (8), Johannmeier (6), Braunheim (2).