Vier Tore des Teamkoordinators

GWD Minden verliert beim THW Kiel - trotzdem bringt der Abend Positives

Für Punkte kommt GWD Minden bei der 25:33-Niederlage in Kiel nicht in Frage. Dennoch bringt der Abend einen überraschenden Torjäger.

GWD kämpfte im Angriff verbissen. Hier hechtet Niclas Heitkamp dem Ball hinterher. Kiels Lukas Laube bedrängt den Mindener Spielmacher und greift ebenfalls nach dem Spielgerät. Philipp Vorlicek betrachtet die Szene. Foto: | © Claus Bergmann

26.09.2025 | 26.09.2025, 13:55

Kiel/Minden. Es kam wie erwartet. GWD Minden sammelte im Auswärtsspiel beim THW Kiel einige positive Momente für die nächsten Wochen. Dennoch war der Aufsteiger beim Rekordmeister der Handball-Bundesliga chancenlos und verlor nicht nur aufgrund seiner großen Personalnot verdient 25:33 (9:17).

Teamkoordinator René Gruszka wirft vier Tore

Insgesamt sechs Profis fehlten den Gästen am Donnerstagabend in der Wunderino Arena wegen Verletzung oder Krankheit. Neben den Ausfällen waren einige Profis geschwächt von der Erkältungswelle im Kader ins Spiel gegangen. Weil auch Rechtsaußen Max Staar nicht dabei war, gab es eine überraschende Maßnahme: Teamkoordinator René Gruszka musste auch als Spieler ran. Der 35-Jährige hatte im Sommer seine aktive Laufbahn beim Drittligisten Eintracht Hildesheim beendet und war in die GWD-Geschäftsstelle gewechselt. Und der reaktivierte Routinier erlebte mit vier Toren in der Schlussphase noch einmal einen großen Karrieremoment.

GWD-Torhüter Malte Semisch wirft sich dem Kieler Eric Johansson entgegen. Semisch gelangen in der ersten Halbzeit einige sehenswerte Paraden. - © Claus Bergmann
GWD-Torhüter Malte Semisch wirft sich dem Kieler Eric Johansson entgegen. Semisch gelangen in der ersten Halbzeit einige sehenswerte Paraden. | © Claus Bergmann

„Wir haben es dem THW schwer gemacht“

Überhaupt verkaufte sich der Außenseiter mit großer Moral mehr als passabel beim hohen Favoriten. „Es ist stark, wie wir heute gekämpft haben“, sagte Kapitän Malte Donker im Interview direkt nach dem Spiel: „Wir haben es dem THW schwer gemacht.“ Das unterstrich auch das Ergebnis der zweiten Halbzeit, die GWD mit 16:16 ausgeglichen gestaltete.

GWD geht sogar in Führung

Auch zu Beginn spielten die couragierten Gäste munter mit und gingen bis zum 3:2 sogar zweimal in Führung. Die Mittel im Angriff waren jedoch schnell erschöpft. Ohne Kreisläufer und mit vier Rückraumspielern setzte GWD vor allem auf Durchbrüche oder Schlagwürfe. Das funktionierte aber nicht lange. Bei den guten Chancen fehlte die Präzision, die schlechten waren als Notwürfe leichte Beute für THW-Torwart Andreas Wolff. Dessen Vorderleute nutzten diese Nachlässigkeiten eiskalt aus und drehten die Partie binnen acht Minuten zum 7:3 (12.).

Mehr dazu: THW Kiel bleibt nach klarem Sieg an der Tabellenspitze

„Da geht ein Lebenstraum in Erfüllung“

Das reichte, um dem Spiel eine Richtung zu geben. Es war aber nicht genug, um die tapferen Grün-Weißen zu brechen. Die stellten sich weiterhin forsch dem übermächtigen Kontrahenten entgegen, kamen zwischenzeitlich wieder auf 8:7 (17.) heran und sammelten dabei mutmachende Aktionen. Zum Beispiel eine Doppel-Parade von Malte Semisch (14.), der kurz darauf auch einen Siebenmeter von Lukas Zerbe hielt. Oder zwei Tore von Rechtsaußen Jan Diekmann, der danach ebenso lächelte wie Mattis Welle über seinen Treffer zum 10:8. „Da geht ein Lebenstraum in Erfüllung“, sagte der Kreisläufer der zweiten Mannschaft im Interview zur Halbzeitpause und bekräftigte: „Wir wollen kämpfen und Kiel ärgern.“

Der Mindener Angriff rackerte, hier sucht GWD-Linkshänder Philipp Vorlicek eine Lücke gegen Kiels Petter Overby. - © Claus Bergmann
Der Mindener Angriff rackerte, hier sucht GWD-Linkshänder Philipp Vorlicek eine Lücke gegen Kiels Petter Overby. | © Claus Bergmann

Nach dem 11:9 lässt der Widerstand nach

Das spürte der Gegner, der das Spiel trotzdem souverän im Griff hatte. Der THW traf mit größerer Effizienz, verteidigte energischer und wechselte munter durch. Das schonte Kräfte, die dem Gegner schon vor der Pause ein wenig ausgingen. Bis zum 11:9 (20.) lief es passabel für GWD, dann zerbröselte der Widerstand vorübergehend. Im Angriff gelang nun immer weniger, die wenigen guten Abschlüsse parierte Wolff. Hinten ließen die Mindener in Kompaktheit und Zweikämpfen nach, so dass Kiel recht mühelos zum 17:9-Pausenstand davon zog.

Ziercke schimpft

Danach flackerte mit zwei schnellen Treffern von Malte Donker und Florian Kranzmann wieder die Mindener Gegenwehr auf. Dann aber machte der Favorit mal kurz ernst. Binnen sechs Minuten schraubten die Hausherren den Abstand beim 22:12 (36.) erstmals auf zehn Tore, besonders Elias Ellefsen á Skipagötu drehte jetzt auf. „Wir sind nur Begleiter“, schimpfte Ziercke in der folgenden Auszeit und forderte: „Macht es denen schwer!“

Gruzka trifft durch Wolffs Beine

Seine ausgezehrte Mannschaft folgte ihm. Der Rückstand pendelte sich bei acht Toren ein, weil GWD rausholte, was noch ging, während die Kieler nicht mehr hundert Prozent gaben. In der 45. Minute kam dann Gruszka zu seinem Comeback. Der führte sich kurz darauf mit einem Kempa-Zuspiel auf Antanavicius ein, was zu einem Siebenmeter führte – und den warf Gruszka dann durch die Beine von Wolff ins Kieler Tor. Es folgten drei weitere Treffer für den Teamkoordinator, der sein Glück kaum fassen konnte.

Kampfansage von Donker

Es waren Szenen, die Ziercke für ein Best-Of-Video aus Kiel zur Motivation für die nächsten Spiele verwenden kann. Valiullin fügte wenig später einen feinen Heber beim Gegenstoß zum 27:19 (52.) hinzu, und in Lasse Franz traf auch der dritte Youngster. Diese Lichtblicke hellen für GWD die trüben Tage zum Herbstbeginn ein wenig auf. Auch mit dem Endergebnis konnten die gebeutelten Gäste am Ende gut leben, und Kapitän Donker beendete den Abend mit einer Kampfansage: „Mit dieser Leistung können wir in Wetzlar um Punkte kämpfen.“

THW Kiel – GWD Minden 33:25 (17:9).

THW Kiel: Wolff 1.-51., Nowottny 51.-60. – Duvnjak 1, Reinkind 4, Landin Jacobsen, Overby, Laube 1, Johansson 6, Ankermann 2, Dahmke 3, Zerbe 3, Wernsdorf Madsen 3/2, Bilyk 1, Ellefsen a Skipagatu 4, Imre 4, Nacinovic 1.

GWD Minden: Semisch 1.-30., Ivanisevic 31.-60. – Diekmann 3, Kranzmann 5, Franz 1, Antanavicius 3, Korte 1/1, Weber, Gruszka 4/2, Vorlicek 2, Heitkamp 2, Welle 1, Schulz, Donker 2, Valiullin 1.

Schiedsrichter: Gimmler/Rips (Magdeburg/Stendal).

Zuschauer: 9.692.

Siebenmeter: 5/2 – 5/3 (Semisch hält gegen Zerbe/16., Madsen an die Latte/29., Ivanisevic hält gegen Emre/60. – Wolff hält gegen Korte/27., Gruszka verwirft gegen Nowottny/55.).

Zeitstrafen: 1 – 2 (Ankermann/55. – Welle/22., Valiullin/60.).

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