Spiel verloren, Moral gewonnen: GWD Minden unterliegt 24:28 bei den Rhein-Neckar Löwen

Mannheim/Minden. Für einen Punkt oder mehr reichte es nicht, aber dennoch nimmt GWD Minden vom Auswärtsspiel bei den Rhein-Neckar Löwen viel Mut mit für die nächsten Wochen in der Handball-Bundesliga. Bei der 24:17-Führung sah es so aus, als spiele sich der Favorit einem hohen Heimsieg entgegen. Dann zeigten die Gäste Moral, bissen sich zurück und durften sich nach der 24:28 (12:15)-Niederlage sogar ein wenig ärgern. &bdquo;Moralisch habt ihr das Spiel hier gewonnen“ &bdquo;Moralisch habt ihr das Spiel hier gewonnen“, sagte Trainer Aaron Ziercke seinem Team in der letzten Auszeit zwei Minuten vor Schluss. Dass die angeordnete Deckungsvariante &bdquo;wilde 5:1“ nicht mehr zu einem Tor führte, konnte er verschmerzen. Denn der Außenseiter hatte in der Mannheimer SAP-Arena über weite Strecken mit- und dagegenhalten. Und auch als die Hausherren zwischenzeitlich davonzogen und Ziercke lautstark das Abwehrverhalten seiner Spieler kritisierte, steckten diese nicht auf, kämpften sich zurück und fast noch einmal heran. Am Ende standen vor allem 18 Paraden von David Späth im Löwen-Tor einer erneuten GWD-Überraschung entgegen, auf der Gegenseite glänzte auch Tibor Ivanisevic mit 16 gehaltenen Bällen. Zwei Minuten lang erlebten die Zuschauer verkehrte Handball-Welt: Der Außenseiter begann frech und effizient, Tom Bergner und Karolis Antanavicius warfen schnell ein 2:0 heraus. GWD hätte sogar 3:0 führen können, doch Florian Kranzmann verfehlte bei einem Gegenstoß völlig frei das Tor (2.). Die Szene war sinnbildlich für die erste Halbzeit, in der beide Teams zahlreiche gute Chancen liegen ließen und die Torhüter glänzten. Mindens Tibor Ivanisevic und David Späth bei den Löwen standen schon zur Pause bei jeweils elf Paraden. Zwischenspurt rückte die Verhältnisse zurecht Dass die Gastgeber mit einer Drei-Tore-Führung in die Kabine gingen, lag auch an der Tiefe ihres Kaders. Während bei GWD nur 14 Spieler in der Statistik standen, wechselte Löwen-Trainer Maik Machulla nach einer Auszeit in der 17. Minute vier neue Leute ein, die ihr Team vom 8:7 (16.) zum 11:7 (21.) führten. Dieser Zwischenspurt rückte die Verhältnisse zwischen Europapokal-Anwärter und Abstiegskandidat zurecht, wenngleich der Aufsteiger genug gute Momente hatte. Minden spielte mutig, hielt vorne wie hinten dagegen und bewies erneut seine Konkurrenzfähigkeit in der Bundesliga. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke Zu viele Fehlwürfe &bdquo;Wir sind da, haben Spaß und wollen den Gegner ärgern“, sagte der erneut stark spielende Max Staar im Halbzeit-Interview. Eine Sache fehlte seinem Team jedoch: &bdquo;Wir glauben nicht zu hundert Prozent daran, dass etwas geht.“ Das lag auch an zu vielen Fehlwürfen wie etwa zwei vergebenen Siebenmetern von Niclas Heitkamp (9.) und Staar (20.). Auch die Treffer von Ian Weber, der beim 28:28 zum Start gegen Göppingen noch neunmal eingenetzt hatte, fehlten. Der Mittelmann war in der Spielsteuerung gefordert, was zu Lasten seiner Abschlussqualitäten ging. Gefährlich dagegen präsentierte sich Antanavicius als Alleinunterhalter im linken Rückraum, der die Gäste vor der Pause auf drei Tore heran brachte und auch danach den Abstand zunächst im Rahmen hielt. Das hielt die Hoffnung des Außenseiters aufrecht, für eine echte Aufholjagd reichte es aber nicht. Zwar mussten die Löwen phasenweise mehr kämpfen, als ihnen lieb war, dennoch spulten sie ihr Programm souverän herunter und hatten auf jedes kleine GWD-Aufbäumen die richtige Antwort. Die besten kamen weiterhin von David Späth, der in der 40. Minute gegen Mats Korte den dritten Mindener Siebenmeter parierte – gegen den dritten Schützen. Am Ende ließ GWD vier Strafwürfe liegen. Im Gegenzug traf Lukas Sandell im Gegenstoß zum 20:15 und wies seinem Team mit der ersten Fünf-Tore-Führung den Weg zum Sieg. Lesen Sie auch: Tempospiel vom Allerfeinsten: VfL Mennighüffen brennt gegen Brake ein Feuerwerk ab Zwischendurch ist Ziercke sauer Dem spielten sich die Löwen nun ebenso konzentriert wie ungefährdet entgegen, während der Gegner weiter Mutmacher sammelte. Zum Beispiel den ersten verwandelten Siebenmeter von Florian Kranzmann zum 20:16, die nächsten Paraden von Ivanisevic oder das eine oder andere gelungene Tor. Was Trainer Aaron Ziercke jedoch gar nicht gefiel, war die Abwehrleistung: &bdquo;Zurücklaufen geht immer, Zweikampfverhalten geht auch immer“, brüllte er seinen Spielern in einer Auszeit 15 Minuten vor Schluss entgegen. In dieser Phase schien es, als würde sich sein dezimiertes Team dem Kräfteverschleiß hingeben. Im Angriff wurden die Beine schwer und der Kopf müde, fast jeder Versuch endete im Zeitspiel. Und auch hinten wurden die Lücken für den Favoriten immer größer und dessen Vorsprung immer höher. Wie sich die Mindener dann aber in der Schlussphase noch einmal aufrafften, beeindruckte nicht nur den Trainer. Ian Weber verwandelte nun die Siebenmeter, Mats Korte traf anstelle des ausgewechselten Kranzmanns, und auch Antanavicius feuerte noch die eine oder andere Rakete ab. Und so sprach am Ende nur das Ergebnis gegen die Gäste. Rhein-Neckar Löwen – GWD Minden 28:24 (15:12) Rhein-Neckar Löwen: Jensen, Späth 1.-60./18 Paraden– Rohde Larsson, Timmermeister, Nothdurft 2/2, Plucnar Jacobsen 4, Sandell 5, Heymann 1, Streenaerts, Moré 6/1, Groetzki 2, Thrastarson, Jaganjac 1, Baijens 4, Aspenbäck 1, Kohlbacher 2. GWD Minden: Semisch, Ivanisevic 1.-60. /16 Paraden – Diekmann 1, Kranzmann 2/1, Franz, Antanavicius 7, Korte 4, Weber 3/2, Vorlicek, Heitkamp 1, Staar 3, Bergner 2, Schulz, Donker 1. Schiedsrichterinnen: Janz/Sug (Köln/Wiehl). Zuschauer: 5.020. Siebenmeter: 3/5 – 3/7 (Moré scheitert an Ivanisevic/6., Ivanisevic hält auch gegen Nothdurft/35. – Heitkamp verwirft gegen Späth/9., Staar wirft an den Pfosten/20., Späth hält gegen Korte/40., Späth hält gegen Kranzmann/48.). Zeitstrafen: 3 – 1 (Jaganjac/30., Timmermeister/40., Plucnar Jacobsen54. – Vorlicek/26.). Nächstes Spiel: GWD Minden – SG Flensburg-Handewitt (Montag, 8. September, 19 Uhr Kreissporthalle Lübbecke).

Meistgelesen