Kult-Moderator spricht im Kreis Gütersloh über Kacktore und seinen unerfüllten Traum

Arnd Zeigler, astronomische Ablösesummen, die Klub-Weltmeisterschaft in den USA und die immer weiter voranschreitende Kommerzialisierung – wie viel Spaß bereitet Ihnen persönlich der Fußball eigentlich noch, auch im Vergleich zu früheren Jahrzehnten? ARND ZEIGLER: Der Fußball ist in dieser Hinsicht ein Phänomen. Wenn wir ehrlich sind, stören uns immer mehr Details und Entwicklungen, je länger wir Fans sind. Aber in der Vergangenheit, also zu Beginn unseres Fanlebens, hat er uns so viel bedeutet, dass da eine enge Herzensbindung gewachsen ist, die zwar Prüfungen bestehen muss, aber die dennoch nie wieder weggeht. Gäbe es irgendeine Art von Entwicklung des modernen Fußballs, die – wenn sie direkt Ihren Lieblingsverein, den SV Werder Bremen, entscheidend verändern würde – Sie dazu bringen könnte, dem Profi-Fußball abzuschwören? Oder ist das eigentlich undenkbar? Ich habe mich schon öfter gefragt, was mit der Liebe zu meinem Verein passieren würde, wenn er den Weg von Chelsea, ManCity oder PSG gehen würde. Ich glaube, ich würde mich fühlen wie in einer zerrütteten Beziehung, die man aber aus Gewohnheit nicht beenden mag. Sowohl privat als auch beruflich setzen Sie sich seit Jahrzehnten intensiv mit dem Thema Fußball auseinander. Wie ist es denn um Ihre eigenen Fähigkeiten am Ball bestellt – eher Zauberer à la Johan Micoud oder Blutgrätscher à la Uli Borowka? Das ist eine gemeine Frage. Ich war zu meiner aktiven Zeit sehr schmächtig, um nicht zu sagen dürr. Aber um das auszugleichen, hat der liebe Gott mich auch sehr langsam gemacht. Ich habe immer wahnsinnig gerne Fußball gespielt, aber war nie ein besonders hoffnungsvoller Spieler. Lesen Sie auch: Legendäre TV-Rubrik: Fußballer im Kreis Gütersloh für &bdquo;Kacktor des Monats“ nominiert Zwei Fußballer aus dem Kreis Gütersloh für Kultrubrik nominiert In Ihrer TV-Sendung &bdquo;Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ (ZwWdF) genießt die Rubrik &bdquo;Kacktor des Monats“ längst Kultstatus. Für den August waren nun gleich zwei Fußballer aus dem Kreis Gütersloh nominiert, ein Amateur-Kicker des SV Spexard und ein Profi-Spieler des SC Verl. Haben Sie selbst als Aktiver früher auch mal ein &bdquo;Kacktor“ erzielt und wenn ja: wie? Ich habe komischerweise sehr lebendige Erinnerungen an einige wirklich schöne Tore, die ich mit Anfang 20 geschossen habe, weil ich sie mir hinterher in einem Schulheft aufgemalt habe. Klingt seltsam, ist es auch. Zumal es keine wichtigen Tore waren, sondern in irgendwelchen Daddelspielen in der Turnhalle fielen. Ich habe im Schulsport in Leeste, 11. Klasse oder so, mal ein Kacktor geschossen, als ich eine Flanke vehement aus zwei Metern ins Tor wuchten wollte, aber mir den Ball auf den eigenen Fuß geköpft habe, was die Aktion ziemlich unberechenbar für den Torwart werden ließ. Wenn Sie sich ein &bdquo;Kacktor“ wünschen dürften, wie sehe die entsprechende Szene im Spiel aus, und wie würde der Treffer genau fallen? Das Schöne an dieser Rubrik ist ja, dass man sich die besonders schönen Kacktore so nicht hätte ausdenken können. Die besten Kacktore sind die, die nicht auf reiner Schadenfreude basieren, sondern wo jemandem aus purer Unfähigkeit ein besonderer Bewegungsablauf gelingt, den man ihm eigentlich nicht zutraut. Bereits seit mittlerweile 18 Jahren läuft Ihre TV-Sendung &bdquo;Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ im TV und ist nach wie vor erfolgreich. Sie betrachten das Kulturgut Fußball vor allem ironisch, satirisch und mit jeder Menge Humor. Was ist das Erfolgsrezept dafür, dass all das noch immer so viele Menschen begeistert? Das ist für mich selbst schwer zu greifen. Ich glaube, wichtig ist immer das richtige Maß bei der Betrachtung des Fußballs. Man darf ihn nicht zu ernst nehmen, denn er soll uns allen ja möglichst viel Spaß machen. Aber man darf ihn auch nicht abtun, nach dem Motto &bdquo;Es ist doch nur ein Spiel“, weil er dafür uns allen viel zu viel bedeutet. Wenn deine Lieblingsmannschaft absteigt oder ein wichtiges Spiel schlimm vergeigt, fühlt sich das in dem Moment nur unwesentlich besser an als ein Todesfall in der Familie. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Zeiglers wWdF (@zwwdf) Ich zeige in meiner Sendung mit großem Enthusiasmus Dinge, die ich lustig finde, aber ich habe auch gerne eine Haltung zu wichtigen Dingen des Fußballs oder versuche empathisch zu sein, wenn im Zusammenhang mit unserem Lieblingssport etwas Trauriges passiert, wenn ein Verein untergeht oder ein alter Held stirbt. Fußball macht mir keine Freude, wenn er oberflächlich ist, aber ich brauche auch nicht immer Schwere und Besessenheit. Diesen Traum hat Kult-Moderator Arnd Zeigler Wie haben Sie gemeinsam mit Ihrem Team &bdquo;ZwWdF“ über die Jahre verändert und weiterentwickelt? So, wie sich unsere Gesellschaft in vielen Dingen auch verändert hat. Zu Beginn waren wir oft schadenfroher, haben uns mehr lustig gemacht, und eigentlich wollten wir nur Spaß haben und Spaß machen. Die Entwicklung des Fußballs und seiner Begleiterscheinungen hat dazu geführt, dass Ärgernisse und Kummer dazugekommen sind, die wir zu Beginn so nicht kannten. Lesen Sie auch: Besonderer Anlass: Gütersloher besucht seine 90-jährige Auswanderer-Oma in Thailand Als Konsequenz sind wir emotionaler und mitfühlender geworden, machen aber auch immer noch gerne Quatsch. Der größte Unterschied ist, dass wir anfangs eine Call-In-Sendung sein wollten und viel mit Fans telefoniert haben, was sich aber recht bald totgelaufen hatte. Durch meine Vorliebe für das Wühlen in Archiven hat sich die Form dann verändert hin zu einer Art Fußball-Panoptikum. Mit Ihrem nun dritten Live-Programm &bdquo;Immer Glück ist Können!“ gastieren Sie am Mittwoch, 12. November, um 20 Uhr in der Cultura in Rietberg im Kreis Gütersloh. Was dürfen sich die Besucher von diesem Abend erwarten? Einen langen, sehr bunten Fußball-Abend, an dem wir alle gemeinsam haben, dass wir dieses Spiel sehr lieben und hinterher auch genauer wissen, warum wir das tun. Sie sind in diesem Sommer 60 Jahre alt geworden. In der Vergangenheit wurden Sie bereits unter anderem als &bdquo;Bremer des Jahres“ und als &bdquo;Sportjournalist des Jahres“ ausgezeichnet. Welche Träume, vor allem mit dem Blick auf den Fußball, verfolgen Sie noch? &bdquo;Unter anderem“ ist nett gesagt. Viel mehr Auszeichnungen waren da nicht. Mir macht die Sendung und alles andere auch so Spaß, aber wir arbeiten nun seit fast zwei Jahrzehnten als Team eng zusammen, mit ganz viel Herzblut und Idealismus. Ich habe ein wunderbares Team an meiner Seite. Und es wäre ein Traum, wenn diese Redaktion mal die Anerkennung bekommt, die sie schon so lange verdient hat. Meine Redakteure, Techniker, Autoren, das beste Archiv der Welt. Ich würde mich freuen, wenn die Sendung mal einen Preis gewinnt. Irgendwann mal. Ich glaube, 18 Jahre lang mit Herzblut eine Sendung zu produzieren, ohne einen Grimme- oder Fernsehpreis zu gewinnen, ist auch ein Rekord.

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