Bielefeld. Samstagabend, 28. Februar 2015 in Altenbeken. Die Spieler des TuS Brake schleichen frustriert in die Kabine. Und der Hallensprecher in Altenbeken, glückselig und angesichts des 21:11-Halbzeitvorsprungs seiner Mannschaft siegesgewiss, gibt den Mannschaften den vor Ironie triefenden Satz mit auf den Weg: „Hoffentlich geht dieses Spiel nicht noch verloren." Das Auswärtsspiel im Eggegebirge hätte ein Debakel für den TuS Brake werden können. Aber die Bielefelder gewannen noch mit 31:30.
Am Samstag um 19 Uhr in der Grundschule Brake empfangen sie den ewigen Kontrahenten Altenbeken. Auch wenn beide den Sprung in die Verbandsliga geschafft haben: Der Geist von Altenbeken wird sie begleiten. „So ein Highlight erlebst du als Spieler oder Trainer, wenn du Glück hast, zwei Mal in deiner Karriere", meint Joachim „Atze" Lippert. Der ewige Interimscoach, der damals im Februar von Daniel Kunze überno,,em hatte und im März an Max Rittersberger übergab, stand vor einer Entscheidung: „Entweder du ergibst dich – oder du versuchst was. Vielleicht lag auch im Spruch des Hallensprechers die Motivation, das Unmögliche möglich zu machen."
Sebastian Rolf wurde in die Kabine getragen
Lippert wollte seiner Mannschaft helfen. „Die Stimmung war komplett am Boden", beschreibt der heute 60-Jährige die gespenstische Atmosphäre in der Kabine. Der Interimscoach ließ den Holzhammer im Schrank und nahm nur einen minimalinvasiven Eingriff vor. Die defensive Abwehrformation der Gäste, die den Rückraumriesen aus Altenbeken fleißig Passierscheine ausgestellt hatte, wurde zu Gunsten einer 5:1-Abwehrformation aufgegeben. Sebastian Rolf spielte den Abfangjäger. „Er war nach dem Spiel so kaputt – wir mussten ihn in die Kabine tragen", meint Lippert. Die „akribische Wuselei" von Rolf störte das rückraumlastige Spiel der Gastgeber entscheidend. 21 Minuten nach Wiederbeginn erzielten die Bielefelder den Ausgleich – 26:26. „Ich war verblüfft, mit welch einfachem Mittel uns diese Aufholjagd gelungen war", erinnert sich „Atze". Von der Abwehrarbeit beflügelt, waren es Kreisläufer Patrick Welge und der heutige Kapitän Jannis Johannmeier, die Brake mit gemeinsamen 22 Toren zum Sieg warfen. Die Überheblichkeit, die zuvor noch den Hallensprecher ausgezeichnet hatte, sprang auf die Braker über. Lippert erinnert sich noch genau an das Gefühl, das die Braker mit auf die Heimreise nahmen: „Schreibt euch den Namen Brake auf – so wirds gemacht." Nachdem die Bielefelder das Unmögliche möglich gemacht hatten, musste der Triumph gefeiert werden. „Die Jungs haben mein Wohnzimmer komplett zerrissen – ich hatte sturmfrei", berichtet „Atze".
Die Spielphilosophie beider Teams unterscheidet sich auch 2020 nicht groß von der 2015. „Die Steineschmeißer und der Torwart sind noch da", sagt Lippert. Und Brake hat unter Trainer Zygfryd Jedrzej eine giftige 3:2:1-Abwehr installiert. Die Gäste werden mit dem Wissen anreisen, dass ihnen Brake nicht unbedingt liegt, und auch ein Zehn-Tore-Vorsprung nicht immer ausreicht. Im Hinspiel verzockte Altenbeken beim 33:32 beinahe wieder einen Vorsprung.
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