
Bielefeld. So hatten sich Almuth Stief und Emre Atsür ihre Aufgabe als hauptamtliche Leiter der Hermannslauf-Organisation eigentlich nicht vorgestellt. Hochmotiviert und voller Ideen gingen die sportbegeisterten TSVEler im vergangenen Sommer an die Arbeit, wollten OWL’s liebstes Kind auf ein neues Level heben. Dass Corona sie dabei derart lange ausbremsen würde, konnte damals niemand ahnen. Doch die neue Doppelspitze lässt sich nicht unterkriegen, kämpft mit dem gesamten Orga-Team hartnäckig darum, 2021 einen Präsenzlauf – dann eben im Herbst – auf die Beine zu stellen. Im Jahr seines 50-jährigen Bestehens sei es zudem an der Zeit, den Kultlauf zeitgemäßer zu präsentieren. Almuth Stief: „Wir sind auf einem guten Weg." Der aber keineswegs barrierefrei verläuft. Ein Überblick.
Abschied vom April-Sonntag
Mitte Januar verfestigte sich im Organisationsteam der Gedanke, dass sich ein Herrmannslauf unter regulären Bedingungen im April aufgrund der Infektionsentwicklung wohl nicht umsetzen lasse. „Wir waren lange sehr positiv, wollten so lange wie möglich an dem traditionellen Termin festhalten. Aber die Situation wurde immer heikler. Und die Gesundheit der Teilnehmer sowie aller Helfer hatte immer höchste Priorität", erklärt Emre Atsür. Verschiedene durchdachte Hygienekonzepte inklusive Massentests und einem versetzten Start am Hermannsdenkmal hielten der dezidierten Prüfung nicht stand. „Wir haben im Team einige Modelle durchgerechnet und kamen zu dem Schluss, dass wir bei immensem organisatorischen Aufwand weniger als die Hälfte der ursprünglichen Läufer hätten starten lassen können", erklärt Almuth Stief und verweist darauf, dass dies noch lange keine garantierte Erlaubnis der Behörden bedeutete.

Annäherung an den Herbstlauf
Nachdem die Abkehr vom traditionellen April-Termin emotional bewältigt war, fiel die Bereitschaft zur einmaligen Veränderung leichter. Zahlreiche Anfragen aus der Läuferszene bestärkten das Duo schließlich, eine einmalige Verlegung in den Herbst intensiv zu prüfen. „Wir waren ja weiterhin sehr motiviert, einen Lauf zu organisieren. Und wir wollten unseren treuen Läuferinnen und Läufern etwas zurückgeben", erzählt Stief.
Schwierige Suche nach einem neuen Termin
Wer glaubt, man könne sich einfach einen neuen Termin ausgucken, diesen bei den Partnerfirmen abklopfen und sei raus aus dem Schneider, ist auf dem Holzweg. Der Termin muss beim Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen angemeldet werden. DEr FLVW hat auch die Konkurrenzläufe in der Umgebung im Blick. „Wir waren im Januar zwar früh dran, zudem tendierten viele andere Laufveranstalter eher zur Absage als zur Verlegung, allerdings waren viele Termine im Herbst auch schon belegt", beschreibt Almuth Stief das Viele-Teile-Puzzle. Außerdem, ergänzt Emre Atsür, hätten sie auch kleinere Läufe mit 300 Teilnehmern berücksichtigen wollen. Unerwartete Hilfe kam vom Kooperationsverein aus Halle. Der LC Solbad Ravensberg verlegte seinen ursprünglichen Termin (9. Oktober) zugunsten des Hermannslaufes um eine Woche nach vorn. „Viele Menschen nehmen gern an beiden Läufen teil, somit bleibt diese Option erhalten. Das hat uns sehr berührt", sagt Stief. Erst als die positive Rückmeldung vom Zeitmessungspartner Davengo und allen weiteren an der Infrastruktur Beteiligten vorlag, konnte der 10. Oktober 2021 als neuer Termin fixiert werden.
Risikobereitschaft des TSVE Bielefeld
Der Ausrichterverein TSVE 1890 Bielefeld muss wie bei jedem anderen Hermannslauf in Vorleistung treten. Allerdings ist das finanzielle Risiko in Zeiten von Covid 19 ungleich höher, da auch die Austragung am 10. Oktober zum jetzigen Zeitpunkt nicht garantiert werden kann. Die Rahmenbedingungen für den Teutolauf müssen frühzeitig geschaffen, externe Firmen beauftragt werden. Bei einer pandemiebedingten Absage seien Verträge nicht kostenneutral stornierbar, erklärt Atsür. Kostenintensiver seien zudem die vom Bund geforderten Hygienemaßnahmen, die auch im Oktober zu erwarten sind.
Sponsoren sagen Unterstützung zu
Voraussetzung für die Verlegung in den Herbst war die Zustimmung der Sponsoren. „Unsere Partner haben ihre Unterstützung zugesagt, sie können sich sogar vorstellen das Risiko bis zu 50 Prozent mit uns zu teilen", sagt Atsür erfreut. Bedingung sei aber eine gute Organisation des virtuellen Hermannslaufes im April, der öffentlichkeitswirksam vermarktet wird, sowie eine grundsätzlich verbesserte Außendarstellung. „Wir müssen da schon selbstkritisch sein. Bisher waren wir mit dem Hermannslauf in sozialen Netzwerken nicht vertreten. Auch unsere Homepage brauchte eine Auffrischung."
Der Hermannslauf wird moderner
Die Außendarstellung des Hermannslaufes fällt jetzt in den Verantwortungsbereich von Emre Atsür.Also verpasste der 39-Jährige der Homepage ein moderneres Gewand und führte den Traditionslauf in die Social-Media-Welt ein. „Über facebook.com/hermannslauf und instagram.com/hermannslauf sowie über unsere Homepage hermannslauf.de werden wir künftig Informationen zum virtuellen Hermannslauf und zum Präsenzlauf verteilen", erklärt Atsür. „Darüber können wir mehr Menschen erreichen. Das ist für so einen großen Lauf wie den Hermannslauf einfach zwingend notwendig."
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