Taktikcheck: Arminia fehlt in Hannover ein echter Neuner

Bielefeld/Hannover. In einem intensiven und gutklassigen Zweitligaspiel verloren die Arminen mit 1:3 bei Hannover 96. Die Niedersachsen drehten das Spiel zwischen der 53. und 55. Spielminute zu ihren Gunsten und verdienten sich den Sieg aufgrund einer starken zweiten Halbzeit. Das Team von Christian Titz war in puncto Offensivwucht und Offensivqualität den Bielefeldern überlegen. Erfreulich war, dass beide Teams von Beginn an nach vorn verteidigten und spielten. Trotz der zweiten Niederlage in Folge sind die Arminen auf dem richtigen Weg. Die erste Halbzeit Beide Trainer wählten einen ähnlichen Ansatz. Der Gegner wurde hoch gepresst, um zu Ballgewinnen in hoher Staffelung zu kommen. Die letzte Kette stand bei beiden Teams hoch, sodass die Räume eng und der Druck für den ballbesitzenden Spieler maximal wurden. Der Gegner wurde in 1:1-Duellen in der eigenen Hälfte permanent gestresst. Beide Mannschaften versuchten, sich mit maximal zwei Ballkontakten fußballerisch zu befreien. So entwickelte sich ein laufintensives und schnelles Spiel in die Tiefe. Dass Hannovers Trainer Titz auch im Ballbesitz einen klaren Plan verfolgt, zeigte sich bereits beim Anstoß seiner Mannschaft. Dieser begann mit einem Rückpass auf einen Innenverteidiger, der den Ball sofort auf die linke Außenbahn passte, von wo dieser mit dem rechten Fuß direkt ins Sturmzentrum geschlagen wurde. Hier waren drei Hannoveraner Stürmer in Position gelaufen und wären zur ersten gefährlichen Torchance gekommen, wenn nicht im Strafraum ein Foulspiel vorgelegen hätte. Arminia agierte in den ersten 45 Minuten mit den hoch eingeschätzten Gastgebern auf Augenhöhe. Die Gegentore Dem 1:1-Ausgleich der Niedersachsen ging ein Freistoß der Arminen in der gegnerischen Hälfte voraus. Lannerts Freistoßflanke fing Hannovers Keeper Nahuel Noll ab und machte mit einem gekonnten Abschlag in die Sturmmitte das Spiel schnell. Arminias Restverteidigung bestand ausschließlich aus Marius Wörl, der das 1:1-Duell gegen den flinken Chakroun verlor. Der heraneilende Felix Hagmann hätte sich beim Freistoß von Lannert besser vororientieren müssen, doch Wörl hätte die Situation auch allein klären können. Der 2:1-Führung zwei Minuten später ging ein intensiver Zweikampf zwischen Joel Felix und Benjamin Källman an der Mittellinie voraus. Wie der Hannoveraner Neuner sich behauptete und den Ball auf den rechten Flügel weiterleitete, war sehenswert und spielentscheidend. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Hannover 96 (@hannover96) Arminia ohne echten Stürmer Genau darin bestand auch ein großer Unterschied zwischen beiden Teams. Hannover hatte in Källman einen robusten und ballsicheren Zielspieler im Zentrum, der die Bälle für seine Nebenleute gekonnt ablegte. Dieser Spielertyp ist Joel Grodowski nicht. Der Arminenstürmer benötigt Raum und dreht sich lieber zum Gegenspieler auf, als diesen im Rücken zu haben. In der 71. Minute zeigte er einen sehenswerten Tempolauf auf dem linken Flügel, doch seinen Rückpass konnte Mael Corboz nicht verwerten. Dem Team von Kniat fehlte in Phasen, in denen sich die Defensive nur mit langen Bällen befreien konnte, ein zweikampfstarker und ballsicherer Neuner. Julian Kania scheint das Trainerteam nicht vollends zu überzeugen und kam in Hannover nicht zum Einsatz. Fazit Sowohl Hannovers Trainer Titz als auch Mitch Kniat stehen für attraktiven Tempofußball. Das Spiel zeigte, dass die Niedersachsen ein ernsthafter Aufstiegskandidat sind und auf der einen oder anderen Position über größere individuelle Qualität verfügen als die Bielefelder. Diese machten ihre Sache in vielen Spielphasen gut, sind aber noch nicht so weit wie Hannover. Die Aufgaben werden für die Arminia nicht leichter. Am kommenden Samstag gastiert Schalke 04 in der Schüco-Arena. Die Schalker sind ein ähnliches Schwergewicht wie Hannover. Für die Arminia gilt: weitermachen, besser machen.

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