So wurde die Bielefelder Alm zum Erfolgsfaktor für Stadt und Verein

Bielefeld. Sattgrün strahlt der frisch renovierte Rasenteppich in der Schüco-Arena. Aus einiger Entfernung scheint es, als könne der erste Zweitligagegner des DSC Arminia Bielefeld kommen. Experten mahnen jedoch, dass ein Blick aus nächster Nähe verrät, dass der Hybridrasen – eine Mischung aus Natur- und Kunstrasenhalmen – noch an Dichte zunehmen muss und die geplante Partie gegen den AS Monaco am Samstag, 26. Juli, wirklich die erste ist, die auf dem herausgeputzten Geläuf stattfinden darf. Das Stadion an der Melanchthonstraße, so der offizielle Name, ist bekannt als Schüco-Arena oder in Fankreisen eben als die Bielefelder Alm. Ein Schmuckkästchen? Vielleicht eines, das inzwischen leicht Patina angesetzt hat. Immerhin reicht die Geschichte des Sportplatzes im kommenden Jahr bereits 100 Jahre zurück. Kostspielige Aus- und Umbauten ließen im Laufe der Jahre jene Arena aus dem einstigen Kartoffelacker wachsen, mit der der Klub heute wuchern kann. Das größte Stadion in OWL hat dabei immer wieder auch für finanzielle Schieflagen gesorgt. Inzwischen gehört die Sportstätte der Bündnis Alm GmbH, an der unter anderem die Dr. August Oetker KG, die Gauselmann-Gruppe, die DMG Mori AG, die Böllhoff Gruppe, die JAB Josef Anstoetz KG und die Möller Group beteiligt sind. Die Alm ist ein schwer messbarer Faktor Der Verein ist Mieter seiner Heimfestung, die nicht unerheblich zum Erfolg und damit auch zum Mehrwert der vergangenen Saison beigetragen hat. Als weicher, schwer messbarer Faktor. So kommt die Alm in der am Montag vorgestellten Wertschöpfungsanalyse, die der DSC in Auftrag gegeben hatte, nur am Rande vor. Über 150 Millionen Euro generierte Arminia an wirtschaftlichem, medialem und gesellschaftlichem Mehrwert für die Stadt Bielefeld in der 3. Liga. Das hat das Marktforschungsinstitut Nielsen im Auftrag des DSC errechnet. Mehr zum Thema: Neue Analyse: So stark profitiert die Stadt wirklich von Arminia Bielefeld Es ist eine komplexe Analyse. Die Wucht eines Stadions ist darin schwer zu messen. Dass sie existiert, ist angesichts von über 400.000 Zuschauern in der vergangenen Drittligasaison unbestritten. Die Alm war vor allem in der so erfolgreichen DFB-Pokalsaison des DSC ein Erfolgsfaktor. Rund 2,3 Millionen Euro geben die Fans pro Jahr laut der Studie während des Stadionbesuchs aus. Und auch in den Verhandlungen mit potenziellen neuen Zweitligaspielern kann der Klub mit dem Ruf seiner Arena und des Publikums stechen. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von DSC Arminia Bielefeld (@arminiaofficial) Ein Ausbau oder Umzug der Spielstätte sei aktuell kein Thema, das sagte Finanz-Geschäftsführer Christoph Wortmann schon im großen Interview mit dieser Redaktion nach der vergangenen Saison: &bdquo;Ein Ausbau ist nicht geplant. Wir haben ein Stadion mit etwas mehr als 27.300 Plätzen. Wenn wir dauerhaft auf 27.000 Zuschauer im Schnitt hinauslaufen, dann werden wir uns sicher Gedanken machen müssen, was man unternehmen kann.“ Geldmangel schützt vor dummen Entscheidungen Zustimmung kommt von Martin Knabenreich, Geschäftsführer von Bielefeld Marketing: &bdquo;Was ich wahrnehme, ist, dass es eine richtige Entscheidung war, das Stadion hier zu belassen. Es ist eine fast organische Verkoppelung. Man fährt eben nicht, wie in anderen Städten, auf die grüne Wiese, wo es einen kleinen Mikrokosmos gibt. Das war eine Entwicklung der vergangenen 20 Jahre.“ Bezüglich der bewegten Vorgeschichte der Schüco-Arena, in die natürlich auch die Stadt immer wieder finanziell verwickelt war, merkt der oberste Stadt-Werber mit einem Augenzwinkern an: &bdquo;Manchmal schützt der Mangel an Geld auch vor dummen Entscheidungen. Man hat an dieser Stelle eine Resilienz und Leidensfähigkeit aufgebaut. Und das ist etwas, was mich auch zum stolzen Mitglied macht“, sagt der Mann mit der (geschätzten) Arminia-Mitgliedsnummer 7.200. Lesen Sie auch: Ist Arminia Bielefeld jetzt schuldenfrei, Herr Wortmann? Dennoch – wünscht sich der Verein auch einen Wert, den die Stadt für den Klub hat? &bdquo;Es gibt keine Erwartungshaltung des Vereins an die Stadt. Die Effekte gibt es in Form eines Miteinanders. Das Beispiel wäre das Weihnachtssingen. Das ist eine gemeinschaftliche Veranstaltung, die wir auf die Beine gestellt haben“, sagt Christoph Wortmann. &bdquo;Wir sagen nicht, dass die Stadt Geld rüberwachsen lassen soll“ Der Aufsichtsratsvorsitzende des DSC, Maurice Eschweiler, ergänzt: &bdquo;Die Studie soll nicht den Zweck haben, um zu sagen, dass uns die Stadt Bielefeld mal Geld rüberwachsen lassen soll – wie es übrigens andere Städte machen. Das machen wir ausdrücklich nicht.“ Eschweiler merkt an, dass mehrere Städte im Bielefelder Umfeld gerade massiv in Stadionprojekte investieren. &bdquo;Wir lesen gerade, was in Essen, Osnabrück oder Münster passiert. Wir helfen uns gerne selber. Wir haben Leute und Institutionen um uns herum, die uns im Zweifel immer geholfen haben. Darauf sind wir auch stolz.“ Lesen Sie auch: Arminias Kaderwert: Der Tanz um die magische Zehn-Millionen-Marke &bdquo;Die Schüco-Arena ist Teil unserer DNA. Ein Stadion mitten in der Stadt, an den Häusern im Westen entlang – das ist im nächsten Jahr seit 100 Jahren unser Zuhause und wird es auch bleiben“, hatte Wortmann Mitte Juni gesagt. Jetzt plant der Klub für die 2. Bundesliga. Laut der Nielsen-Studie wird der DSC dann hochgerechnet zwischen 204 und 228 Millionen Euro Wertschöpfung für die Stadt generieren. Die ehrwürdige Alm mit ihrem grünen Teppich liegt derzeit noch im Erholungsschlaf. Doch wenn die Saison losgeht, wird das Stadion mit seiner Wucht auch seinen Teil zum Mehrwert des DSC für die Stadt beitragen.

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