Erstes Spiel auf dem Bielefelder Kesselbrink – wie bei Arminia alles begann

Bielefeld. Derzeit hat der DSC Arminia Bielefeld 17.300 Mitglieder (Stand 18. Januar 2025). Am 3. Mai 1905, bei der Gründung des Klubs, waren es 14 unentwegte und unerschrockene Zeitgenossen, die einer in Bielefeld bis dato im Verborgenen dümpelnden Sportart aus England frönen wollten. Seitdem sind fast 120 Jahre vergangen, in denen Arminia und ihre Anhänger emotional von himmelhoch jauchzend bis zum Tode betrübt bipolare Erfahrungen sammeln durften. In einer 13-teiligen Serie bis zum 120-jährigen Jubiläum am 3. Mai erzählen wir noch einmal die Geschichte(n) des Vereins, der trotz schlimmster Stürme nie untergegangen ist. Es fanden sich immer wieder tatkräftige Menschen, die dank ihres Engagements den Verein vor dem Kollaps bewahrten und in ruhigere Fahrwasser führten. Übrigens: Im Laufe des Jubiläumsjahres hofft Arminia auf einen Mitgliederzuwachs – 19.005 sollen es dann werden. Sicherlich ein angemessenes Geschenk zum 120. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählte Bielefeld bereits rund 70.000 Einwohner, Tendenz steigend. Die ostwestfälische Stadt hatte sich bereits Jahre zuvor den Ruf als Zentrum der deutschen Textilindustrie und Fahrradproduktion erarbeitet. Das Freizeitprogramm vor allem für die jüngere Arbeitnehmerschaft, fiel allerdings dürftig aus. Voll waren hingegen die Wirtshäuser, aber auch viele Gäste, die sich die Humpen Bier schmecken ließen, vor allem an Tagen der Lohnauszahlungen. Bereits 1904 sollte Fußballverein Arminia gegründet werden Es existierten zu jener Zeit aber auch Gesellschaftsvereine, wie Terpsichore und Cheruskia. Sie boten Fechtkurse an, konzentrierten sich aber vorwiegend auf Tanztees für die jüngere Damen- und Herrenwelt. Terpsichore, 1898 gegründet, war der größte dieser &bdquo;Jugendtreffs“. Mitglieder waren unter anderem der Holländer Alwin Bohlen und der aus Bremerhaven zugezogene Jonny Henningsen. Sie scheiterten im Dezember 1904 zunächst mit dem Aufnahmeantrag der Sparte Fußball bei Terpsichore. Lesen Sie auch: Wie Arminia Bielefeld zum Hauptakteur im Bundesliga-Skandal wurde Die zwei ließen sich nicht entmutigen, schalteten mehrmals bei Zeitungen Anzeigen, ortsansässige Fußballer zu gewinnen. Insgesamt 14 Personen meldeten sich. Auf der ersten Versammlung am 14. April 1905 wurde die Gründung eines Fußballklubs beschlossen. Am 3. Mai 1905 erfolgte der Vollzug im Restaurant Modersohn. Der Verein erhielt den Namen 1. Bielefelder Fußballclub Arminia mit den Farben blau-weiß-schwarz. Zum ersten Vorsitzenden wurde Emil Schröder gewählt, der zuvor schon Terpsichore zum Leben hatte aufblühen lassen. Dort gingen wenig später die Lichter aus. Die Vereinigung wurde aufgelöst. 21 Mitglieder wechselten zu den Arminen. Arminia-Premiere gegen Osnabrück auf dem Kesselbrink Das erste Spiel für Arminia fand bereits am 17. Mai 1905 auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz (dem heutigen Kesselbrink) gegen ein Team aus Osnabrück statt. Arminia spielte nicht in den Vereinsfarben, sondern in Orange. Der Holländer Alwin Bohlen war Retter in höchster Not und hatte kurzfristig Oranje-Trikots aus seiner Heimat besorgt. Arminias neue Jerseys waren nicht rechtzeitig geliefert worden. Das Ergebnis ist nicht überliefert. Bereits 1906 nahm der neue Verein erstmals am regulären Spielbetrieb des Westdeutschen Spielverbandes teil. Hinter zwei Mannschaften aus Osnabrück belegten die Ostwestfalen den dritten Platz. Die Zahl der aktiven und passiven Mitglieder wuchs. Die Platzfrage erwies sich hingegen als großes Problem. Der Kaiser-Wilhelm-Platz hatte sich als untauglich erwiesen. An den Spieltagen marschierten Passanten in Unkenntnis der Spielregeln mitten durchs Spielfeld, um ihre Wege abzukürzen. Die Lösung der Platzfrage erfolgte erst 1910. Otto Brune, ein Mitglied der Schülermannschaft, konnte seinen Vater überreden, Arminia ein Gelände an der Pottenau zur Errichtung eines Sportplatzes zu überlassen. Arminia gewann das Eröffnungsspiel gegen den Essener Turnerbund 4:1. Die Einnahme betrug 216,50 Mark. Kaufmann Julius Hesse ist Arminias erster Retter Zwei Jahre zuvor hatte der erste finanzielle Engpass die Gemüter der Arminen erregt. Nach persönlichen Differenzen mit einigen Mitgliedern traten mehrere Spieler anderen Klubs (VfB 03 und SuS) bei. Dieser Mitgliederschwund führte zu beträchtlichen Einnahmeverlusten, sodass die Höhe der Verbindlichkeiten stieg. Arminia hatte ihre erste Finanzkrise. Weitere sollten in den kommenden Jahrzehnten folgen. Zu allem Unglück hatte sich &bdquo;Mastermind“ Emil Schröder beruflich verändern müssen und zog 1909 aus Bielefeld weg. Als Retter in der Not erwies sich Kaufmann Julius Hesse. Der jüdische Eigentümer des damals sehr bekannten Schuh- und Sportgeschäfts &bdquo;Hesse & Co“ übernahm Arminia am Abgrund. Der neue Präsident war Arminias erster Krisenmanager. Lesen Sie auch: Als der Arminia-Geschäftsführer mit einem Koffer voller Geld nach Zagreb flog Der bestens vernetzte Hesse ließ den Klub unmittelbar nach Amtsantritt ins Vereinsregister eintragen, sodass die Mitglieder nicht mehr mit ihrem Privatvermögen für Arminias Schulden haften mussten. Seine Verhandlungen mit den Banken und Gläubigern verliefen ebenfalls erfolgreich. Der Patient Arminia hatte dem vorzeitigen Tod gerade noch ein Schnippchen schlagen können. Viele Ex-Mitglieder kehrten zurück. Der Sanierungsplan war aufgegangen. Jahre später wurde Hesse ein Opfer des Nationalsozialismus. Am 12. März 1944 wurde der einstige Retter von Arminia im KZ Theresienstadt mit 69 Jahren ermordet. Sein Schicksal und das seiner Familie wird in einer späteren Folge erzählt.

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