Arminia Bielefelds 2010er-Jahre bis heute: Berg- und Talfahrt in der Ära Arabi

Bielefeld. Es war wie schon so oft beim DSC Arminia Bielefeld vor der Saison 2010/11. Der Lizenzantrag zum Spielen hatte sich wieder einmal als Zitterpartie erwiesen. Erst durch weitere Darlehen, Stundungen und vorgezogenen Zahlungen von Sponsoren konnte die vorhandene Deckungslücke geschlossen werden. Dennoch herrschte beim DSC das Prinzip Hoffnung. Für Zuversicht sorgte mit Christian Ziege ein 72-facher Nationalspieler, der bei Bayern München und vor allem in England zu den herausragenden Spielern gehört hatte. Ziege orientierte sich bei der täglichen Arbeit an Praktiken seines Vorbildes Felix Magath. Medizinbälle gehörten daher zu den wichtigsten Utensilien bei der täglichen Arbeit. Seinen Kernsatz, &bdquo;die Ordnung auf dem Platz beginnt schon in der Kabine“, beherzigten seine Profis allerdings nicht auf dem Spielfeld. Sang- und klanglos gingen die Arminen in ihren Zweitligaspielen unter und präsentierten sich in einem desolaten Zustand. Nach dem 0:3 in Augsburg am 11. Spieltag wurde Ziege am 6. November 2010 freigestellt. Ihm, der aus Gutmütigkeit fünf Monate zuvor noch das Trainingslager in Bad Füssing aus eigener Tasche finanziert hatte, trauten die Verantwortlichen die Wende nicht zu. Frisches Geld für Transfers rettet Arminia Bielefeld nicht Mit Ewald Lienen übernahm eine Vereinsikone das Himmelfahrtskommando, den Klassenerhalt zu schaffen. Gleich bei seinem Debüt in Osnabrück startete eine nicht enden wollende Strecke von Kuriositäten. Arminia gewann 2:1, profitierte aber von zwei Osnabrücker Eigentoren. Während der Winterpause öffnete Modeunternehmer Gerhard Weber großzügig seine Schatulle und spendierte zwei Millionen Euro für Neuverpflichtungen. Trotz bester Kontakte gelang es Lienen nicht, echte Verstärkungen zur Alm zu locken. Selbst hohe Gehälter stimmten die avisierten Kandidaten nicht um. Aus der Not heraus wurden viele Spieler verpflichtet, denen die Zweitligauntauglichkeit bereits im Trikot anzusehen war. Mit Pauken und Trompeten verabschiedete sich Arminia aus der 2. Bundesliga. Im neuen Umfeld der 3. Liga fanden im Sommer 2011 ehrgeizige Talente den Weg nach Bielefeld, die für viele Jahre den Ton bei der Arminia angeben sollten und deren Namen die Herzen der Fans auch kurz vor dem 120. Geburtstag des Klubs immer noch höherschlagen lassen. Genannt seien Manuel Hornig, Tom Schütz, Stefan Ortega Moreno, Johannes Rahn, Sebastian Hille und insbesondere Fabian Klos. Letztgenannter hat bis zu seinem Karriereende 2024 sämtliche Vereinsrekorde gebrochen und wurde als erster Spieler in der Vereinsgeschichte zum Ehrenkapitän ernannt. Arminia Bielefelds Auf- und Abstiege unter Arabi Klos’ engster Begleiter in all diesen Jahren war ein Sport-Geschäftsführer, dessen Namen die meisten Arminia-Anhänger nach seiner Demission im März 2023 nicht mehr in den Mund nehmen. Zu groß ist die Enttäuschung und phasenweise auch das Unverständnis über getroffene Entscheidungen des Topfunktionärs. Kommunikationsfreudigkeit zählte nicht gerade zu den Stärken von Samir Arabi. Der gebürtige Aachener war jedoch auch verantwortlich für zwei Zweitligaaufstiege (2013 und 2015) und als Krönung 2020 die Beförderung zum Mitglied des Fußball-Oberhauses. Die Liste seiner Misserfolge beinhaltet nicht nur eine stattliche Zahl von teuren Fehleinkäufen und unglücklichen Trainerverpflichtungen, sondern auch zwei Zweiligaabstiege (2014 und 2023) und den Bundesligaabstieg 2022. Trotz aller Kritik an seiner Person: Samir Arabi hatte zwischen 2011 und 2023 einen erheblichen Anteil daran, dass Arminia nicht vollends von der Fußballbühne verschwunden ist. Unter den zahlreichen Trainern, die in dieser Ära ihr Glück auf der Alm versuchten, haben vor allem Stefan Krämer, Uwe Neuhaus und aktuell Mitch Kniat besondere Fußabdrücke hinterlassen. Krämer, die Frohnatur aus dem Rheinland, entwickelte sich mit seiner offenen Art und seinem offenen Wesen zum Publikumsliebling in den frühen Zehnerjahren. Arminia-Party in Berlin Neuhaus schaffte in der Coronasaison 2019/20 mit den Arminen das Kunststück, trotz Unterbrechung der Saison nicht aus dem Konzept zu kommen und sich die Zweitligameisterschaft und den achten Bundesligaaufstieg zu sichern. Schwer nachvollziehbar, dass der beliebte Neuhaus am 1. März 2021 vom Sport-Geschäftsführer entlassen wurde. Gleich von Beginn an stand Mitch Kniat im Kreuzfeuer kritischer Anhänger. Nach zwei direkten Abstiegen in Serie wäre der DSC unter seiner Regie in der Saison 2023/24 fast ein weiteres Mal gestrauchelt. Den Sturz in die Regionalliga verhinderte nur ein Pfostentreffer des Hallensers Henry-Jon Crosthwaite in der Nachspielzeit. So blieb es beim glücklichen 0:0 und Arminia in der 3. Liga. In der laufenden Spielzeit dann die Versöhnung mit den Fans. Arminia erreichte sensationell mit einem 2:1-Sieg gegen den amtierenden deutschen Meister Bayer Leverkusen das Finale im DFB-Pokal. Am 24. Mai soll in Berlin mit einem Sieg gegen den VfB Stuttgart die größte Party in der Vereinsgeschichte stattfinden. Passend zum 120. Geburtstag am 3. Mai. Bereits am 17. Mai könnte für die Anhänger &bdquo;Vorglühen“ angesagt sein. Die Rückkehr in die 2. Bundesliga ist am letzten Drittliga-Spieltag nicht auszuschließen. Wird der Mai für Arminia somit zu einem Wonnemonat? Bündnis OWL rettet Arminia Bielefeld Zum Ende der Serie noch ein Wort über Markus Rejek. Der ehemalige Finanz-Geschäftsführer gilt als geistiger Vater des Bündnisses OWL. Im Dezember 2017 war Arminia mit mehr als 30 Millionen Euro verschuldet. Bedeutende Unternehmen aus der Region schlossen sich zum &bdquo;Bündnis“ zusammen und bildeten eine Säule des Sanierungskonzeptes. Im Oktober 2018 wurde das Stadion an die Bündnis Alm GmbH verkauft. Mit diesen Erlösen konnten alle Restschulden getilgt werden, nachdem zuvor Gläubiger und Banken die Bereitschaft gezeigt hatten, auf Teile ihrer Forderungen zu verzichten. Arminia durfte finanziell aufatmen. Und erntet jetzt die Früchte dieser vorausblickenden und soliden Vereinspolitik. .responsive23-XtBErhcGDC1pzTTr-ttc-linechart-arminia-bielefelds-2010er { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-XtBErhcGDC1pzTTr-ttc-linechart-arminia-bielefelds-2010er { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-XtBErhcGDC1pzTTr-ttc-linechart-arminia-bielefelds-2010er { padding-top: 142.86%; } } Alle Teile der Reihe zum Nachlesen Arminia bis 1909: Erstes Spiel auf dem Kesselbrink – wie bei Arminia alles begann Arminias 1910er: Wie der Erste Weltkrieg Arminias Höhenflug stoppte Arminias 1920er: &bdquo;Butterbürste“ und Alm-Auftrieb: Arminias Goldene Zwanzigerjahre Arminias 1930er: Arminia Bielefeld in der NS-Zeit: Als Fanatiker das Kommando übernahmen Arminias 1940er: Zwischen Rassenwahn und Wiederaufbau: Das waren Arminia Bielefelds 40er-Jahre Arminias 1950er: Die Wirtschaft boomt, Arminia Bielefeld floppt Arminias 1960er: Aus dem Amateurfußball in die Bundesliga Arminias 1970er: Als Uli Braun die Bayern abschoss: Arminia Bielefelds turbulente Siebzigerjahre Arminias 1980er: Alm-Wunder, Horror-Verletzung und Rekord-Debakel Arminias 1990er: Die &bdquo;Neureichen aus Bielefeld“ spazieren in die Bundesliga Arminias 2000er: Unrühmlicher Rekord und Sturzflug ins finanzielle Desaster

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