Pfiffe und „Kniat raus“-Rufe: Bei Arminia Bielefeld braut sich was zusammen

Bielefeld. Teile der Arminia-Fans hatten genug. Mit Abpfiff einer erneut enttäuschenden Heimpartie gegen Kellerkind Rot-Weiss Essen (1:2) schallten gellende Pfiffe durch die Schüco-Arena. Doch damit nicht genug. Einige Fans waren derart aufgebracht, dass sie lauthals die Entlassung von Trainer Mitch Kniat forderten. Das wiederum ging einigen DSC-Profis zu weit, die sich mit den eigenen Fans anlegten. Kurzum: Bei Arminia Bielefeld hängt der Haussegen gewaltig schief. Unüberhörbare &bdquo;Kniat raus“-Rufe hallten durch das Stadion. Sehr zum Missfallen einiger DSC-Akteure. Marius Wörl und Leo Oppermann machten ihr Unverständnis mit eindeutigen Gesten in Richtung Publikum deutlich. Kapitän Mael Corboz war ob der negativen Stimmung derart angefasst, dass er den eigenen Fans mehrfach den Vogel sowie die Scheibenwischer-Geste zeigte und bereits auf dem Weg zur Kurve zwischen Süd-und Westtribüne war, um den Anhang zur Rede zu stellen, ehe er zurückgehalten wurde. Auch Co-Trainer Daniel Jara schüttelte immer wieder demonstrativ den Kopf, Wörl winkte in Richtung des eigenen Anhangs ab. Und das alles nach einer zwar nicht unverdienten Niederlage, aber auch keineswegs desolaten Leistung des Gastgebers. Insbesondere in der ersten Halbzeit aber bot Bielefeld eine enttäuschende Offensivvorstellung gegen den Abstiegskandidaten RWE. Mit vier Punkten Rückstand auf Relegationsrang drei belegt der DSC nach 22 Spieltagen Tabellenplatz sechs. Arminias Vizekapitän Lannert findet die Reaktionen &bdquo;nicht nachvollziehbar“ In den Katakomben der Alm äußerte sich dann Vizekapitän Christopher Lannert. Über die &bdquo;Kniat raus“-Rufe sagte er: &bdquo;Wir hatten in der vergangenen Saison eine Phase, in der das auch passiert ist. Da hatten wir eine ganz andere Situation als jetzt. Das ist nicht nachvollziehbar.“ Und auch für die Pfiffe hatte der Außenverteidiger wenig bis kein Verständnis: &bdquo;Wir wissen als Mannschaft, von wo die Pfiffe kommen.“ Gemeint war die Region um Block J, in der viele ehemalige Stehplatz-Fans mittlerweile ihren Stammplatz haben. Lannert weiter: &bdquo;Die Süd steht bis zum Schluss hinter uns. Am Ende sage ich im Namen der Mannschaft: Pfiffe zur Halbzeit bei einem 0:1-Rückstand können wir nicht nachvollziehen. Wir wollen es aber auch nicht an uns heranlassen. Es geht darum, dass wir bei uns bleiben.“ Dass es &bdquo;nicht förderlich“ sei, &bdquo;eine Mannschaft mit Pfiffen in die Halbzeit zu schicken, sollte jedem bewusst sein. Wenn sie meinen, wir haben es verdient, dann sollen sie es machen. Aber wir müssen es ausblenden.“ Lannert räumte allerdings auch ein: &bdquo;Dass die Fans am Ende sauer sind, wenn wir die Spiele nicht gewinnen, ist verständlich.“ Lesen Sie auch: 1:2 gegen RW Essen: Enttäuschende Arminia wacht viel zu spät auf Zumal es bereits das dritte Heimspiel in Folge ohne Sieg war: erst das glückliche 3:3 gegen Unterhaching, dann das 0:2 gegen Cottbus und nun das 1:2 gegen Essen. Bereits in der ersten Halbzeit machten die Fans ihrem Frust über die abermals limitierte Offensivleistung ihres Teams Luft. Als die Arminen das Spiel in Ermangelung von Anspielalternativen einmal mehr über die Abwehr und Keeper Jonas Kersken aufbauen mussten, gab es Pfiffe und höhnischen Applaus. &bdquo;Ich bin jetzt eineinhalb Jahre in Bielefeld. Mich kann nicht mehr so viel schocken. Wenn die Mannschaft nach 30 Minuten ausgepfiffen wird, hilf das niemanden. Das war eher kontraproduktiv“, sagte Coach Mitch Kniat. Essen fühlt sich durch die Pfiffe der Arminia-Fans bestätigt Tatsächlich wirkten die Arminen im Verlauf der ersten Halbzeit zunehmend fahrig. Die Gäste kamen immer besser ins Spiel, auch die Stimmungslage spielte RWE in die Karten. &bdquo;Das kriegt man mit. Ich hatte das Gefühl, dass Arminia in der ersten Halbzeit gar keinen Zugriff hatte“, kommentierte Ahmet Arslan, Essens Torschütze zum 2:0. &bdquo;Ich hatte selten so viele Ballkontakte. Wir haben es immer wieder geschafft, in die Zwischenräume zu kommen. Dafür braucht man Selbstvertrauen, das haben wir. Die Bielefelder wussten nicht, wie sie die Zwischenräume verteidigen sollen. Die Pfiffe haben uns zusätzlich gezeigt, dass wir gut im Spiel sind.“ Kniat ärgerten die Reaktionen des eigenen Anhangs gewaltig: &bdquo;Was mich richtig stört, ist, dass es Arminia-Fans sind, die die Mannschaft unterstützen sollten. Man kann gerne nach 90 Minuten pfeifen, aber während des Spiels hat das garantiert keinen positiven Effekt auf die Spieler.“ Und welche Spuren hinterlassen die Raus-Rufe des Publikums bei ihm persönlich? Kniat: &bdquo;Mit mir darf es nicht machen und es macht auch nichts mit mir. Natürlich wäre es schöner, wenn die Damen und Herren eher jubeln anstatt pfeifen. Es beeinflusst meine tägliche Arbeit aber überhaupt nicht. Dafür bin ich Profi.“ Arminia-Sportchef Mutzel: &bdquo;Das ist nicht gut“ Ähnlich äußerte sich auch Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel über die Forderung, Kniats Wirken in Bielefeld ein Ende zu setzen: &bdquo;Wir müssen damit umgehen können. Wir können nur ansprechen, dass das nicht hilft, müssen das aber so hinnehmen. Mehr kann und will ich dazu nicht sagen.“ Kniat äußerte, dass es eine Minderheit sei, die ihre negative Energie schon während des laufenden Spiels rauslasse. &bdquo;Im Endeffekt reden wir über fünf oder zehn Prozent. Es ist eine kleine Fanszene. Wenn die meinen, sie müssen es machen, müssen sie es machen. Wir können sie nicht hindern. Aber sie müssen wissen, dass es uns zu null Prozent hilft.“ Sportchef Mutzel fasste die zunehmend kribbelige Gemengelage beim DSC gewohnt sachlich zusammen: &bdquo;Das war keine gute erste Halbzeit. Aber nach 30 Minuten zu pfeifen, hilft den Spielern nicht, hilft dem Trainer nicht und hilft Arminia Bielefeld nicht. Das ist nicht gut.“

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