Unverhoffter Geldsegen: Was macht Arminia mit den DFB-Pokal-Millionen?

Bielefeld. In Ostwestfalen hat sich längst herumgesprochen, dass es sich wieder lohnt, auf die Alm zu gehen. Die Erfolge im DFB-Pokal rücken Bielefeld nun aber auch bundesweit wieder in den Fokus. Und sie erhöhen womöglich sogar die Wahrscheinlichkeit, den Drittligisten in der kommenden Saison wieder zweitklassig spielen zu sehen. Die frischen Einnahmen in Millionenhöhe offerieren Arminia jedenfalls neue Möglichkeiten. Gut 3,1 Millionen Euro hat der DSC im laufenden Pokalwettbewerb bereits eingestrichen. Gut die Hälfte davon (1,675 Millionen Euro) schüttete der DFB an Prämien allein für den Achtelfinal-Triumph am Dienstagabend über den Bundesligisten SC Freiburg aus. &bdquo;Während der 90 Minuten guckt man Fußball. Aber im Unterbewusstsein spielt das Geld natürlich eine Rolle. Wir freuen uns sehr über das, was mit dem Einzug in das DFB-Pokal-Viertelfinale einhergeht“, sagte Maurice Eschweiler nach der Partie mit funkelnden Augen. Arminias Aufsichtsratsvorsitzender erklärte weiter: &bdquo;Wir sind nicht auf Rosen gebettet, jede Zusatzeinnahme ist für den Klub enorm wichtig.“ Schwarze Zahlen bei Arminia dank des DFB-Pokals Erst kürzlich hatte der DSC bei seiner Jahreshauptversammlung (18. November) seine Zahlen veröffentlicht. Der kaufmännische Geschäftsführer Christoph Wortmann war seinerzeit davon ausgegangen, dass der Klub die laufende Saison mit einem Minus in Höhe von 700.000 Euro abschließen würde. Der Viertelfinaleinzug sorgt nun dafür, dass Arminia am Serienende schwarze Zahlen schreiben dürfte. In der 3. Liga, in der beinahe alle Klubs defizitär wirtschaften, ist das eine absolute Seltenheit. Dem DFB-Pokal sei Dank. &bdquo;Allein der Einzug in das Viertelfinale beschert uns eine höhere Einnahme als die TV-Rechte für die gesamte Drittligasaison“, zog Aufsichtsratschef Eschweiler einen spannenden Vergleich. 1,3 Millionen Euro kassiert der DSC genau wie jeder andere Drittligist vom Fernsehen – fast 400.000 Euro weniger, als es für den Sieg über Freiburg gibt. Lesen Sie auch: Arminia im Pokal-Rausch: &bdquo;Für ganz Bielefeld ein Feiertag!“ Man darf gespannt sein, wie der Klub diese hohe Zusatzeinnahme nutzen wird. Zwangsläufig stellt sich an dieser Stelle die Frage nach Verstärkungen für die Rückrunde. &bdquo;Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel und sein Team haben einen sehr guten Kader für die gesamte Saison zusammengestellt. Es gibt keinerlei Handlungsdruck. Es herrscht großes Vertrauen in die Spieler, bei denen die sportliche Leitung noch klare Entwicklungsmöglichkeiten sieht“, hatte Eschweiler noch im November in einem Interview mit dieser Redaktion erklärt, darin allerdings auch betont: &bdquo;Zugleich haben die Verantwortlichen den Markt immer im Blick. Das Fußballgeschäft ist schnelllebig. Was sich in der Winterpause möglicherweise noch tut, werden wir sehen.“ Arminia kann mit Bundesligisten mithalten – auch spielerisch Dass der DSC alles andere als zufällig in der Spitzengruppe der 3. Liga mitmischt, haben die DFB-Pokalerfolge über den Zweitligisten Hannover 96 (2:0) sowie die Erstligisten Union Berlin (2:0) und Freiburg (3:1) eindrucksvoll bewiesen. Arminia kann sogar mit Bundesligisten mithalten, und zwar nicht nur kämpferisch, sondern auch spielerisch. Manager Mutzel und Trainer Mitch Kniat müssen nun entscheiden, ob Winter-Transfers das Team wirklich weiterbringen und die Aufstiegswahrscheinlichkeit erhöhen, oder ob sie das total intakte Mannschaftsgefüge womöglich eher negativ beeinflussen könnten, zumal Mutzel nach dem 3:1 am Dienstag betonte: &bdquo;Die Dinge greifen ineinander, man sieht klare Abläufe, die Spieler gehen zu hundert Prozent mit.“ Der 45-Jährige lobte die Spieler für &bdquo;unfassbare Intensität und Fleiß. Die Jungs sind immer voll auf dem Gas. Das ist in der Liga nicht anders. Wir verteidigen ohne Ende, das geht ganz vorne los.“ Und dann, so Mutzel, habe eben auch &bdquo;eine Mannschaft wie der SC Freiburg Schwierigkeiten, gegen uns Chancen zu kreieren“. Einzelkritik: Die Noten zur Sensation: Arminia Bielefeld hat eine neue Generation von Pokalhelden Vielleicht entscheiden sich die Arminen ja auch dafür, das Geld zu nutzen, um den von Hannover 96 bis zum Saisonende ausgeliehenen und seit Monaten überzeugenden Mittelfeldspieler Marius Wörl im Sommer fest an den Klub zu binden. Auch gegen Freiburg bot der 20-Jährige, der gewiss auch in der 2. Liga eine tragende Rolle spielen könnte, wieder eine klasse Vorstellung. Im Video: Das sagen die Arminia-Fans zur Pokalsensation Sportchef Mutzel: Weiterkommen ist ein Segen Sportchef Mutzel jedenfalls erklärte, dass das erneute Weiterkommen &bdquo;für uns natürlich ein Segen ist. Das bringt uns wirtschaftlich und sportlich extrem weiter. Und es hilft uns auch aufgrund der ganzen Altlasten.“ Was der 45-Jährige meint: Arminia stottert noch immer Transferraten ab für Spieler, die schon längst nicht mehr da sind. Bryan Lasme (jetzt Schalke 04), um nur ein Beispiel zu nennen, wurde 2021 vom FC Sochaux gekauft, der DSC vereinbarte mit den Franzosen damals einen Raten-Kauf. Die Auswirkungen bekommt der Klub noch heute zu spüren. &bdquo;Wir haben die Transferverbindlichkeiten in der Saison 2023/24 von rund 3,7 auf rund 2,2 Millionen Euro senken können. In der laufenden Saison tragen wir weitere rund 1,7 Millionen Euro ab“, hatte Wortmann dazu kürzlich erklärt. Weitere 500.000 Euro dieser Altlasten nimmt der Klub noch mit in die Spielzeit 25/26, erst dann sind alle Raten abbezahlt. Auslosung des DFB-Pokal-Viertelfinals am 15. Dezember Dass es für Arminia nicht bei den bisher verbuchten gut 3,1 Millionen Euro Pokalprämien – wohlgemerkt ohne die Einnahmen aus dem Eintrittskartenverkauf – bleiben muss, ahnt jeder, der die Partien in diesem Wettbewerb in der laufenden Saison in der Schüco-Arena miterlebt hat, auch wenn Mutzel weiß: &bdquo;Jetzt rückt der Fokus noch mal ein bisschen mehr auf den Drittligisten, und die potenziellen Gegner sind noch mal einen Tacken stärker.“ Ausgetragen wird das Viertelfinale zwischen dem 4. und 26. Februar, ausgelost wird es am Sonntag, 15. Dezember. Der kommende Kontrahent ist also noch unklar. Klar ist dafür, dass dem DSC als Drittligist das Heimrecht erhalten bleibt. Und ebenso klar ist: Gegen zwölf Mann spielt keiner gern, ganz gleich, wer als nächstes kommt.

Meistgelesen