Zum Glück hatten wir lieben Übernachtungsbesuch von Samstag auf Sonntag. Wir fingen dann schon früh an und endeten dafür sehr spät. So war es gut, denn die Gedanken in den Tagen vor dem Spiel waren schon recht negativ und Ablenkung tat gut. Zwei Niederlagen, die beide auf ihre eigene Art überflüssig waren, hatten mich schon etwas aus der Bahn geworfen. Und nun kam der SC Verl.
Ich erinnere mich da jedes Mal an ein desaströses Spiel, welches wir dort vor vielen Jahren hoch verloren. Liebevoll und mit einer Portion Respekt vergebe ich gerne Attribute, wie „Gummistiefel tragende Landwirte“ an diese Verler, die sich da gegen teils große Traditionsvereine durchsetzen und jedes Jahr mit einem eher schmalen Marktwert die Klasse halten. Gegen so eine Truppe kannst du eigentlich kaum glänzen.
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So war es dann auch. Immerhin haben wir am Ende doch noch drei Punkte gewonnen. Aber der Weg dahin war schon recht schmerzvoll. Mal wieder. Wie gerne würde ich mich mal über einen langweiligen, weil souverän und frühzeitig feststehenden Sieg freuen. Aber das gibt diese Mannschaft derzeit eher nicht her. Dennoch sehe ich das Potenzial für ganz oben. Irgendwie ist unsere Arminia ein Scheinriese. Immerhin ist die drohende Drei-Niederlagen-in-Folge-Woche abgewendet worden. Diese permanenten Last-Minute-Siege sind zwar situativ befreiend, haben aber eben auch Lebenszeitverkürzungspotenzial.
Zuzuschauen bleibt ein schwieriges Unterfangen
Auch ein unangenehmes Potenzial bleibt weiter auf der Südtribüne. Der Umzug der Ultras hat es oben auf den Blöcken 1 und 2 weiter voller werden lassen. Es ist schwierig, seine Leute zu finden, da weiterhin Umsortierungen stattfinden. Ein Bekannter schrieb mir noch während des Spiels, dass es auf dem Block ein einziges Geschiebe war, keine Chance zu unserem neuen Standplatz zu kommen. Er ist dann nach unten auf Block 4 gewechselt und fand es ganz okay, aber eben weg von denen, mit denen er seit vielen Jahren zusammenstand. Meine Meinung zur neuen Situation ist ja inzwischen hinreichend bekannt, daher werde ich mich weiterhin ärgern, aber nicht mehr eingehend dazu äußern.
Und so bleibt es auch im vierten Jahr in Folge ein schwieriges Unterfangen, dieser Arminia zuzuschauen. Es ist allerdings deutlich angenehmer als zuletzt, da die Tabellensituation ja nun wirklich besser aussieht. Wir haben nach acht Spieltagen schon mehr Punkte gesammelt, als in den beiden Jahren zuvor zum gleichen Zeitpunkt (fünf in der Saison 2022/23 und acht im letzten Jahr nach dem jeweils achten Spieltag). So gesehen könnte man ja glücklich sein und sich entspannen.
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Als Armine ist man je eher selten rundum zufrieden. Einerseits staune ich darüber, dass wir bei neun Toren neun verschiedene Torschützen haben. Andererseits wünsche ich mir einen Knipser, der regelmäßig Tore erzielt. Zudem hätte ich natürlich gerne eine stabile Abwehr, aber die letzten Tore, die wir kassiert haben, waren allesamt zu einfach erzielt.
Schön, so spät noch richtig jubeln zu können
Das Tor der Verler war eines aus der Kategorie Geleitschutz, solide Abwehrarbeit sieht anders aus. Positiv ausgedrückt hat das Trainerteam somit viele Ansatzpunkte, damit die Spieler nicht zu zufrieden sein können und auf Fehler angesprochen werden. Da wünschte ich mir dann aber auch, dass es weniger Kritikpunkte geben würde, dann käme ich nämlich nicht in Versuchung, wieder mit dem Nägelkauen anzufangen. Aber es war schon schön, so spät dann doch noch so richtig jubeln zu können. Und in zwei oder drei Tagen zählen sowieso nur noch die drei Punkte. Das „Wie?“ ist dann egal.
Und das nächste Spiel in Saarbrücken hat dann eh wieder Lebenszeitverkürzungspotenzial. Wie sagte mir einst ein Dönerbudenbesitzer in Offenbach vor unserem Halbfinale in Frankfurt: „Wenn ich sterbe, dann nicht wegen Radioaktivität oder einer schweren Krankheit. Wenn ich sterbe, dann wegen meinem Verein!“ Dem ist von meiner Seite nicht viel hinzuzufügen.
Euer Armine von der Süd!