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Vom Neuling zum Führungsspieler – wie Arminias Torwart Kersken sich entwickelt

Schwächen habe er keine, aber er arbeite immer daran, noch besser zu werden. Die Nummer eins im DSC-Tor ist erfrischend selbstbewusst, aber keineswegs abgehoben.

Keeper Jonas Kersken, Arminias Nummer eins, kann sich erlauben, auch mal klare Ansagen zu machen. | © Oliver Krato

Gregor Winkler
20.07.2024 | 20.07.2024, 05:00

Kiens. Er musste sich nicht zeigen. Als der DSC Arminia Bielefeld im Testspiel gegen die Pustertaler Regionalauswahl einen sauberen 10:0-Sieg einfuhr, waren die Feldspieler on fire. Es geht um die Stammplätze. Und gegen diesen Gegner konnte man mit Toren überzeugen. Zum Toreverhindern gab es keine Gelegenheit. Doch Jonas Kersken störte das wenig. Er trug die Kapitänsbinde und musste kein einziges Mal sein Können unter Beweis stellen. Egal. Er ist die Nummer eins, das wurde längst festgelegt.

Als Kersken vor einem Jahr beim DSC anfing, war er verletzt. Keine guten Voraussetzungen für einen offenen Konkurrenzkampf. Aber er war auch selbstbewusst, sagte in einem Interview auf die Frage, welche Schwächen er hätte: „Keine.“ Und heute? „Ich würde das Zitat vom vergangenen Jahr noch mal unterschreiben. Ich habe mich in manchen Sachen verbessert, gerade im Spielaufbau, aber auch, weil wir uns mit der Mannschaft besser gefunden haben und insgesamt sicherer geworden sind.“

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Kersken zahlte auf dem Weg dahin Lehrgeld, wie bei seinen Patzern, die zur 0:2-Niederlage in Regensburg geführt haben. Er hatte den Strafraum verlassen. Da wirkte er unsicher.„Das Spiel in Regensburg ist ein gutes Stichwort. Solche Fehler muss man als junger Torwart auch machen. Auch wenn es dann mal richtig weh tut. Das sind die Situationen, aus denen man am meisten lernt. Das habe ich getan“, sagt er rückblickend.

„Als Torwart darf man immer klare Ansagen machen“

Kersken, einer der Etablierten, der inzwischen aus der Leihe in einen festen Vertrag gewechselt ist, hat Einfluss im Team, sitzt neuerdings auch im Mannschaftsrat: „Immer, wenn man neu in eine Gruppe kommt, muss man sich einfinden. Das fällt jetzt weg, es gibt diese Anlaufzeit jetzt nicht mehr. Aber als Torwart ist man immer in einer besonderen Position, deshalb darf man auch klare Ansagen machen“, meint er.

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Der Keeper mit dem deutschen und dem englischen Pass hat das EM-Finale, in dem seine Engländer verloren haben, „inzwischen gerade so“ überwunden. Das Turnier als Anschauungsunterricht? „Wenn ich ein Spiel anschaue und ein Torwart einen Fehler macht, habe ich immer besonderes Mitleid. Ich freue mich dann eher, wenn ein Torwart mal einen geilen Ball rausholt.“

Jonas Kersken im Gespräch mit dieser Redaktion. - © Oliver Krato
Jonas Kersken im Gespräch mit dieser Redaktion. | © Oliver Krato

Treffer, wie das 2:1 für England gegen Holland im EM-Halbfinale, bei dem Ollie Watkins aus dem Laufduell heraus und einem fast unmöglichen Winkel am zweiten Pfosten eingenetzt hatte, will sich Kersken nicht einfangen – auch wenn er sich in dem Fall gefreut hat. Ein Torwartfehler? „Das Tor von Watkins ist ein richtig harter Schuss mit Vollspann gewesen, und dann dreht er sich noch mal ein bisschen rein. Das sind die ekelhaftesten Bälle für den Torwart“, analysiert Kersken.

„Das Torwartspiel ist sehr komplex“

Auch wenn er keine eigenen Schwächen aufzählen möchte, er arbeitet hart daran, immer besser zu werden: „Am Anfang der vergangenen Saison haben wir ganz andere Positionen belaufen im Spielaufbau und versucht, es anders zu machen. So wie wir es jetzt machen, liegt es uns als Mannschaft“, sagt er im Allgemeinen und ergänzt im Besonderen: „Das Torwartspiel ist sehr komplex. Es geht auch darum, gemeinsam mit den Mitspielern ein Gegentor zu verhindern und die Verteidiger zu stellen.“ So wäre vielleicht auch das Tor von Watkins nicht gefallen.

Und was macht auf dem Weg, immer besser zu werden, mehr Spaß? Das Training mit den Feldspielern oder Schuften mit dem Torwarttrainer und den Dummies in der hinteren Ecke des Platzes? „Es gibt auch Torschussübungen mit den Mitspielern, die uns Torhütern nicht so viel Spaß machen“, weicht Kersken, der Mann mit den ansonsten klaren Ansagen, in diesem Fall mal lachend aus.