Wie Arminia-Coach Mitch Kniat von seinen Geistern eingeholt wird

Bielefeld. Essen, Hafenstraße, 2. November 2023. Es läuft die Nachspielzeit im Duell des DSC Arminia Bielefeld bei Rot-Weiss Essen. Spielstand: 1:1. Die Essener erhalten einen Freistoß zugesprochen. Hinter gleich vier Bielefelder Abwehrspielern steigt Ron Berlinski hoch und köpft den Ball zum Siegtreffer ein. Es war das erste von gerade einmal zwei Saisontoren des 29-Jährigen. Ausgerechnet gegen seinen Ex-Coach Mitch Kniat, der ihm in Verl mit zahlreichen Einsätzen im Abstiegskampf sicher auch die Fortsetzung seiner spät gestarteten Profilaufbahn ermöglicht hatte. Knapp drei Monate später: Im Spiel gegen Preußen Münster hatte Arminia bereits das 1:1 schlucken müssen. In der 67. Minute parierte Torwart Jonas Kersken einen Münsteraner Kopfball mit einem Spitzenreflex, doch der Ball fiel an der Ecke des Fünfmeterraums vor die Füße von Joel Grodowski, der aus spitzem Winkel abzog und zum 2:1, dem späteren Endstand, einnetzte. Wieder hatte ein Ex-Verler dem Bielefelder Coach einen eingeschenkt. Es sind nicht die Geister, die er rief, sondern jene, die er in die Fußballwelt entlassen hatte. Kniat war als Verler Trainer daran beteiligt, Talente wie Berlinski oder Grodowski weiterzuentwickeln. Das müssen sie immer wieder tun in der ostwestfälischen Provinz, wenn sie in der dritten Liga bleiben wollen. Fällt einer auf, dann sind schnell die namhaften Dritt- oder auch Zweitligisten da, um sich dessen Dienste zu sichern. Egal von wem, Kniat hasst jeden Gegentreffer Kasim Rabihic ist auch so ein Kandidat. Aus der Regionalliga spielte er sich über Verl in den Drittliga-Kader des 1. FC Saarbrücken. Sein Coach in Verl – natürlich – Mitch Kniat. Der hatte vor dem Spiel des DSC im Saarland ausdrücklich vor dem starken Freistoßschützen gewarnt. Diesmal mit Erfolg, denn der 31-Jährige blieb ohne Tor. Auch im Hinspiel gegen Verl, jenem aus Arminen-Sicht bitteren 1:3, waren es mit Oliver Batista-Meier, Nico Ochojski und Yari Otto drei Ehemalige von Kniat, die für den Sieg sorgten. Das muss nerven. &bdquo;Nein gar nicht. Es ist mir noch lieber, wenn es Leute sind, die ich mag. Trotzdem hoffe ich, dass am Wochenende keiner treffen wird. Ich hoffe, dass wir zu null spielen und damit erübrigt sich dann auch die Frage“, sagte Kniat, der nach eigener Aussage jeden Gegentreffer hasst. Er weiß auch: &bdquo;Verl ist eine Mannschaft, die viele Torjäger hat. In der auch immer wieder Abwehrspieler mit nach vorne kommen. Aber extra warnen muss man vor Einzelnen nicht.“ Da Verl, anders als die Arminia, nicht den absoluten Umbruch im Kader hatte, trifft Kniat am Sonntag auf einige Schützlinge seiner anderthalb Jahre beim Sportclub. Die Innenverteidiger Torge Paetow und Barne Pernot zum Beispiel. Vereins-Urgestein Daniel Mikic wird sich ohnehin erinnern. Die Außenverteidiger Michel Stöcker und Nico Ochojski sowie Mittelfeldspieler Tom Baack liefen unter Kniat auf, genauso wie die Offensivkräfte Nicolas Sessa, Patrick Kammerbauer, Joshua Wosz, Yari Otto und Maximilian Wolfram. Wolfram ist ein weiterer Kandidat für ein Tor &bdquo;Sehr gerne“, antwortet Wolfram auf die Frage, ob er an diesem Sonntag in die Fußstapfen seiner Vorgänger Ron Berlinski und Joel Grodowski treten möchte. Ein Treffer gegen den Ex-Trainer – das wär’s. Wenngleich &bdquo;Fitze“ Wolfram betont, dass er persönlich keine Probleme mit Mitch Kniat habe. &bdquo;Unser Verhältnis ist in Ordnung. Er hat mir zu meinem 27. Geburtstag am 21. Februar auch eine Nachricht geschickt.“ Wolfram interessiert auch weniger das Schicksal von Mitch Kniat, ihm ist das eigene Hemd näher. &bdquo;Es wird Zeit, dass wir den Bock umstoßen. Da ist der Gegner egal“, sagt der Stürmer, der in der Chancenverwertung das derzeit größte Manko beim Sportclub sieht. &bdquo;Wir spielen nicht schlecht, machen vorne die Dinger aber nicht. Schlimmer wäre es jedoch, wenn wir uns gar keine Chance erarbeiten würden“, sagt Maximilian Wolfram, der zum ersten Mal als Spieler im altehrwürdigen Bielefelder Stadion zu Gast ist. Die Atmosphäre kennt er natürlich von seinen privaten Besuchen in der Schüco-Arena. &bdquo;Ich liebe solche Kulissen“, so der gebürtige Zwickauer, der in der aktuellen Saison in 27 Spielen für den Sportclub fünf Tore erzielt und vier weitere Treffer vorbereitet hat. &bdquo;Ich liebe es auch, von den gegnerischen Fans ausgebuht zu werden. Das ist für mich nur zusätzlicher Ansporn. Da darf man sich nicht in die Hose machen, dafür bin ich schließlich Profifußballer geworden.“ Auch in Lübeck und Essen spuken noch Ex-Schützlinge Es gäbe übrigens noch weitere &bdquo;Kniatsche Geister“, die in der Liga noch einmal vor ihrem Ex-Coach spuken könnten. Cyrill Akono etwa, den es aus Verl über Dortmund II nach Lübeck verschlug. Das Rückspiel der beiden abstiegsgefährdeten Drittligisten findet am Wochenende des 27. April statt. Oder Vinko Sapina, der neben Berlinski in Essen spielt. Auch der hat im Rückspiel (Wochenende des 13. April) noch eine Chance, Kniat zu ärgern. Allerdings ist der Essener Kapitän derzeit mit Knieproblemen außer Gefecht gesetzt.

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