Noten für Arminia Bielefeld: Einer knipst und einer dreht die Pirouette

Bielefeld. Der Zweitliga-Absteiger präsentiert sich beim dritten Ligasieg in Folge als sehr homogene Einheit, die leidenschaftlich verteidigt, geschlossen angreift, vor dem Tor mannschaftsdienlich agiert und Effizienz im Abschluss beherrscht. Der Sieg fällt wohl um ein Tor zu hoch aus, aber er ist ohne Zweifel hochverdient. Und nicht nur der Gesamteindruck überzeugt. Es gibt auch ein paar fußballerische Feinheiten zu bestaunen. Jonas Kersken: Fehlerlos. Wenn er gefordert ist, wirkt der DSC-Torwart souverän. Entscheidet sich beim Spielaufbau für sichere Pässe. Die meisten davon landen beim eigenen Mann. In der Strafraumbeherrschung gut, bei drei Ingolstädter Abschlüssen von Lukas Fröde, Pingdwinde Beleme und Julian Kügel (62., 71. und 86.) ebenfalls. Sehr viel mehr kommt nicht bei ihm aufs Tor, weil die Abwehr einige potenziell gefährliche Schüsse gut blockt. Note: 2,5 Christopher Lannert: Es gibt viele Szenen der Mannschaft, die als Beispiel für beherztes Verteidigen durchgehen. Ganz bestimmt auch diese: Als Leon Schneider einen Kopfballzweikampf im Mittelfeld verliert (15.), rennt der DSC den Ingolstädtern hinterher. Den Schanzern bieten sich dennoch mehrere Schusschancen, Lannert hält den Fuß gleich zwei Mal innerhalb kürzester Zeit dagegen. Auch an solchen Aktionen wächst ein Team. In der Vorwärtsbewegung kann er sich diesmal nicht so einbringen wie gegen Duisburg, die ihn ja defensiv auch deutlich weniger beschäftigten als der FCI. Note: 3,5 Leon Schneider: Ein paar Ballverluste, ein paar verlorene Zweikämpfe zu viel. Und trotzdem Teil der jungen Arminia-Innenverteidigung, die in den letzten drei Spielen nur ein Gegentor kassiert und neun Punkte dabei holt. Note: 3,5 Maximilian Großer: Mehr Einfluss auf die Partie als sein Nebenmann. Er liest das Spiel für einen Mann, der im Sommer aus dem Regionalligateam des Hamburger SV nach Bielefeld gekommen ist, erstaunlich gut und reift in der Rolle des Abwehrorganisators. Hält die abgefangenen Bälle in den eigenen Reihen und glänzt defensiv mit seiner Kopfballstärke. Alles kann er aber gegen die individuelle Sturmwucht der Ingolstädter, angeführt vom bisher besten Torschützen Jannik Mause (9 Treffer), auch nicht verhindern. Note: 2,5 Louis Oppie: Macht's beim 1:0 (12. Minute) einfach wie gegen Mannheim aus fast identischer Position. Sein Schuss, wieder so ein ordentliches Pfund, wird noch leicht von Ryan Malone abgefälscht und schlägt im rechten Eck ein. Es war das bislang erste Tor des DSC in der Anfangsviertelstunde. Nach einem Einwurf von Christopher Lannert gewinnt Fabian Klos ein Kopfballduell, der Ball wird von Leandro Putaro und Merveille Biankadi parallel zur Strafraumkante von der rechten Seite auf halblinks befördert, wo Arminias Mr. Hammer schon scharf gestellt hat. Danach ist Oppie gut damit beschäftigt, seine linke Seite dicht zu halten, wobei er einige Flanken nicht verhindern kann. Ist aber am 2:0 ebenfalls mit einem Steilpass auf Noah Sarenren Bazee beteiligt. Hochanständig: Berappelte sich und blieb in einer durchaus elfmeterreifen Szene (37. Minute) auf den Beinen. Note: 2,5 Sam Schreck: Riesenlaufpensum, nahezu alle Zweikämpfe gewonnen und danach meistens ein sinnvoller Pass: Mal hinten rum, mal steil, immer angepasst an die Situation. Ein Stabilisator, nicht wegzudenken. Der Mittelfeldspieler mit zwei Europa-League-Einsätzen für Bayer Leverkusen überzeugt mit seiner Paarung aus Einsatz und Spielintelligenz restlos. Note: 2 Merveille Biankadi: Würde es gelingen, den zuletzt so spielfreudigen und formstarken aber diesmal gelbgesperrten Nassim Boujellab zu ersetzen? Klare Antwort: Ja. Kombinationssicher, lauf- und zweikampfstark präsentiert sich der frühere Heidenheimer und empfiehlt sich damit als Option für die Startelf auch nach verbüßter Sperre von Boujellab. Bei seinem Treffer zum 3:0 (55.) beweist er Ruhe am Ball und platziert den Ball präzise rechts unten. Note: 2,5 Marius Wörl: Sehr häufig zur richtigen Zeit am richtigen Fleck, erledigt er seine wertvolle Arbeit unspektakulär. Bügelt aus und baut auf - mit erneut guter Passquote. Note: 2,5 Leandro Putaro: Auch einer, der die Bälle festmacht und kombinationssicher mitwirkt. Steht diesmal etwas im Schatten der anderen Offensivspieler. Note: 3,5 Fabian Klos: Wer wissen will, wie abgezockt der Rekordtorjäger ist, schaut sich dessen viertes Saisontor nochmal an. Es ist eine Bude aus dem Hause der wahren Knipser. Der Ball fliegt nach dem Schuss von Noah Sarenren Bazee glücklich in Klos' Richtung. Der reagiert fünf Meter vor dem Tor intuitiv und dirigiert das Spielgerät direkt in einer flüssigen Bewegung mit seinem Oberschenkel auf den rechten Außenrist, von dort rollt es um den chancenlosen Torwart Marius Funk herum zum 2:0 über die Linie. Genial einfach sieht es aus, so etwas können dennoch nur wenige. Doch den Kapitän zeichnet auch sein beständiges Anlaufen gegen den Ingolstädter Aufbau, sein Freilaufverhalten und die Kombinationssicherheit aus. Note: 2 Noah Sarenren Bazee: Hätte für sein hartes Einsteigen ohne Ballberührung gegen Thomas Rausch, das zu dessen Auswechslung in der 8. Minute und einer entscheidenden Schwächung des Gegners führte, die Gelbe Karte sehen müssen. Sarenren Bazee war als linker Offensivmann noch in der Vorwoche beim 1:0 in Duisburg kaum in Erscheinung getreten. Diesmal holt er alles nach, mit der Ausnahme eines eigenen Treffers. Sein Fleiß - auch defensiv - wird mit drei Torbeteiligungen (2:0, 3:0, 4:0) belohnt. Extraklasse ist nicht nur sein Assist beim 3:0 von Biankadi, als er statt selbst den möglichen Abschluss zu wählen, den Kopf hochnimmt und seinen Kollegen in der Mitte blank spielt. Szenenapplaus gibt es auch, als er nach einem langen Weg zurück im eigenen Strafraum dem Ingolstädter Bryang Kayo den Ball klaut. Und dann noch diese Pirouette, mit der Sarenren Bazee in der 47. Minute den armen Donald Nduka an den Rand des Schleudertraumas bringt: blitzschnelle Drehung mit Ball um die eigene Achse und dann noch fast den Torwart getunnelt. Note: 2 Einwechslungen: Wiederum wechselte Trainer Mitch Kniat mit Kaito Mizuta einen Spieler ein, der wenig später traf. Mizuta ersetzte Biankadi in der 65. Minute und schoss das 4:0 nur drei Minuten später. Der Japaner schaute vor seinem Abschluss kurz auf den Torwart, sah diesen die kurze Ecke abdecken und vollendete cool ins lange Eck. Auch Nicklas Shipnoski (65. für Putaro), Manuel Wintzheimer (72. für Klos), Can Özkan (72. für Wörl) und Aygün Yildirim (81. für Sarenren Bazee) fügten sich problemlos ein.

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