Kersken ist der sichere Rückhalt im Arminia-Tor – allen Unkenrufen zum Trotz

Bielefeld. Im Sommer musste Arminia Bielefeld nahezu alle Positionen des Profikaders neu besetzen. Keine wurde im Umfeld des Klubs dabei so kritisch diskutiert wie die der Torhüter. Zu jung sei das neue Keeper-Gespann beim DSC. Es brauche mehr Erfahrung zwischen den Pfosten, hieß es. Dass diese Stimmen inzwischen beinahe gänzlich verstummt sind, liegt vor allem an Jonas Kersken. Allen Unkenrufen zum Trotz ist die neue Nummer eins im Bielefelder Kasten seit Saisonbeginn einer der konstantesten Arminen und ein sicherer Rückhalt. Der Weg dorthin war allerdings ein weiter. Noch zu Beginn der Vorbereitungen war Kersken, den Arminia für eine Saison von Borussia Mönchengladbach ausgeliehen hatte, nicht voll belastbar, musste infolge einer Schulter-Operation zunächst Rehamaßnahmen absolvieren. Zugezogen hatte er sich die Verletzung in der Vorsaison während seiner Leihe zum SV Meppen. Beim späteren Drittliga-Absteiger überzeugte er an den ersten zehn Spieltagen. "Er ist ein klasse Torwart, und ohne ihn unter Druck setzen zu wollen, glaube ich, dass der Junge irgendwann in der Bundesliga spielen wird", urteilte sein damaliger Trainer und Ex-Armine Stefan Krämer. Im Spiel gegen Erzgebirge Aue Ende September 2022 zog sich Kersken dann bei einer Parade einen Riss im hinteren Knorpelbereich der Schulter zu. Auf Anraten der Ärzte wurde die Verletzung zunächst konservativ behandelt. "Zum Jahresende stand ich dann bei Testspielen wieder im Tor, hatte aber immer wieder Probleme mit der Schulter", erinnert sich Kersken an das Auf und Ab. Eine Operation ist unumgänglich. Aus ursprünglich sechs Wochen wird eine Ausfallzeit von mehr als neun Monaten. Kersken blendet Kritik aus Nicht die besten Voraussetzungen für den Start beim DSC. Zumal Trainer Mitch Kniat einen offenen Zweikampf zwischen Kersken und Konkurrent Leo Oppermann (22), der ebenfalls per Leihe vom HSV kam, um den Platz im Tor ausruft. "Es war eine besondere Situation, weil wir beide ausgeliehen sind, neu bei Arminia sind und ich durch die Verletzung das Gefühl hatte, zunächst etwas hinten dran zu sein." Der Torhüter kämpft sich heran und steigt zum Trainingslager in Kiens voll in das Training ein. Der Rückstand scheint schnell wettgemacht. Doch Kersken fehlt Spielpraxis. Das wird beim Testspiel gegen den FC St. Pauli deutlich. Beim 0:2 leistet sich der Keeper vor beiden Gegentoren Patzer. Weil auch Konkurrent Oppermann nicht fehlerfrei agiert, wird schnell Kritik laut. "Natürlich habe ich mitbekommen, dass es kritische Stimmen und Meinungen gab", sagt Kersken mit ein paar Wochen Abstand. Davon beeindrucken ließ sich der 23-Jährige allerdings nicht; besann sich stattdessen auf seine Fähigkeiten. "Ich mache mein Ding und weiß, was ich leisten kann. Ich habe es ausgeblendet." Mit zunehmender Einsatzzeit habe er und auch alle drumherum gemerkt, dass sein Spiel stetig besser wurde. "Spätestens zum letzten Testspiel gegen Steinbach Haiger wusste ich, dass alles gut ist und ich mich auf meinen Körper verlassen kann." Kersken überzeugt im Arminia-Tor Auch sein Trainer ist überzeugt und macht Kersken zur Nummer eins. Für das Binnenklima mit Oppermann kein Problem. "Unser Verhältnis auf und neben dem Platz ist sehr gut", betont Kersken. Dass seine Nominierung berechtigt ist, stellt er schnell unter Beweis und steigert sich seit dem Saisonstart in Dresden zusehends. Vor allem im Pokal gegen Bochum und zuletzt gegen Köln hielt er stark und präsentierte sich auch in den übrigen Partien konstant und selbstbewusst. Einzig die flache Spieleröffnung der Arminen sorgte auch bei Kersken dann und wann für Wackler. "Dass wir hinten auch mal mehr Risiko gehen, ist Teil unserer Spielidee." Es sei von den ersten Gesprächen an klar gewesen, "dass es die Idee ist, die wir umsetzen wollen und ich als Torwart fußballerisch gefordert bin". Auch hier bleibt Kersken aber gelassen und zuversichtlich. "Ich sehe es eher so: Wir versuchen, Lösungen zu finden und den Gegner auszuspielen, was auch Spaß machen kann."

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