Bielefeld. Das muss man wollen. 26 Grad, wolkenloser Himmel, vielleicht der letzte richtig schöne Spätsommertag. Grillen, shoppen, radeln, chillen – dutzende wunderbare Möglichkeiten, diesen Samstag zu genießen. Oder: mit einem Besuch in der Schüco-Arena.
Dass das Spiel der Arminen gegen Freiburg II ebenfalls ein Genuss werden könnte, hofften die – sage und schreibe – 18.175 Besucher zumindest einfach mal. Aber sie wurden enttäuscht. Bielefeld rutschte sogar auf einen Abstiegsplatz ab.
An den Fans lag es nicht. Die wollten es unbedingt, obwohl die Fragezeichen, was der neuformierten Mannschaft am sechsten Spieltag nach zuvor erreichten fünf Punkten gegen die gleichfalls gegenüber dem Vorjahr stark umgebauten Freiburger gelingen würde, nicht eben klein waren. Und der ein oder andere wird sich nach dem 0:2 (0:1) schließlich doch gefragt haben, ob es nicht bessere Alternativen für die Gestaltung des Samstagnachmittags gegeben hätte.
Arminia-Keeper Kersken keine Chance beim 0:1
An der Unterstützung von den Rängen sollte es jedenfalls nicht mangeln. Bereits nach sechs Minuten stand das Publikum und feierte sich auch ein wenig selbst: "Steht auf, wenn ihr Arminen seid". Selbst der frühe Rückstand ließ die "Süd" nur kurz Luftholen, um weiter anzufeuern. Direkt vor der stimmgewaltigen Tribüne hatte sich Aygün Yildirim einen Fehler erlaubt, der fast einer Einladung zum Torabschluss gleichkam. Der aus Regensburg gekommene Offensivmann köpfte nach einer Freiburger Ecke den Ball exakt in den Fuß von Joel Bichsel, der in der zehnten Minute zentral aus elf Metern freistehend zum 0:1 verwandelte. Torwart Jonas Kersken hatte keine Abwehrchance.
Die Gastgeber brauchten länger als die Fans, um diesen Dämpfer abzuschütteln. Raumgewinn zu erzielen geriet zum zähen Unterfangen, die erste ansehnlich herausgespielte Torchance war in der 30. Minute festzuhalten: Semi Belkahia kam nach einer Vorlage von Gerrit Gohlke im Strafraum zum Abschluss, sein Schuss verfehlte das Ziel um einen knappen Meter.
Der DSC tat sich dennoch weiterhin sehr schwer, gefährliche Situationen vorzubereiten. Auf der rechten Seite mühte sich Yildirim fleißig, seinen Fehler vom Gegentor wieder gutzumachen. Seine Flanken fanden aber selten die Adressaten. Im Angriff hatte Trainer Mitch Kniat zunächst sowohl auf Fabian Klos als auch auf Noah Sarenren Bazee verzichtet. Auch der quirlige Kaito Mizuta war zunächst draußen geblieben.
Pfiffe im Stadion bereits zur Halbzeitpause
Offensive Wucht deutete sich so äußerst selten an. Merveille Biankadi (38.) und Manuel Wintzheimer (42.) kamen immerhin in aussichtsreiche Abschlusspositionen. Die Freiburger, die sich mit der Führung im Kopf vornehmlich der Abwehrarbeit widmeten, begnügten sich nach einem vielversprechenden Abschluss von Hamadi Al Ghaddioui (21.) mit Ergebnisverwaltung. So wurden angesichts der Arminen-Einfallslosigkeit im Ballbesitz dann doch manche Zuschauer ungeduldig. Als Schiedsrichter Assad Nouhoum zur Pause pfiff, mischten sich laute Pfiffe unter die ebenso lauten und trotzigen "Bielefeld, Bielefeld"-Rufe.
Kniat reagierte mit einem Dreifachwechsel. Klos ersetzte Wintzheimer, Sarenren Bazee spielte für Yildirim und Mizuta für Marius Wörl. Das brachte sofort den erhofften Impuls für die eigenen Angriffsbemühungen. Keine zehn Minuten waren gespielt, da hatten die Platzherren mehr Akzente gesetzt als in der ganzen ersten Halbzeit. Sam Schreck hielt aus gut 20 Metern hart drauf: knapp drüber. Dann ein guter Steilpass von Nicklas Shipnoski auf Sarenren Bazee, der suchte in der Mitte Klos, verfehlte die in der Mitte reinrutschende Legende aber knapp. Doch das sah nach energischem Aufbäumen aus, genauso wie Shipnoskis Kopfball kurz darauf (55.).
Außer der Entschlossenheit war den Arminen allerdings in der Folge wenig Besonderes zu attestieren. Es fehlte an Einfällen, wie die dichte Freiburger Hintermannschaft auszuspielen war. Und hinten erlaubte der in dieser Szene passive Louis Oppie dem Freiburger Ryan Nils Johansson einen unbedrängten und perfekten Schuss aus rund 18 Metern, gegen den Kersken erneut machtlos war. Angesichts der offensiven DSC-Schwäche raubte dieses 0:2 (62.) schon fast die ganze Hoffnung auf den zweiten Heimsieg.
Aber ein Unentschieden, das sollte doch möglich sein. War es auch. Klos scheiterte an einem überragend abwehrenden Torwart Jaaso Jantunen (70.), schließlich verpasste Shipnoski bei der Hereingabe von Sarenren Bazee um eine Schuhspitze das 1:2 (82.), dann hätte Schiedsrichter Nouhoum auf Handelfmeter wohl mehr entscheiden müssen als können (85.). Zum bitteren Schlusspunkt wehrte Jantunen noch zwei Klos-Kopfbälle mit Glück und Geschick ab. Die gute Stimmung vom Beginn und über weite Teile der ersten Halbzeit war längst einer gespaltenen Reaktion gewichen. Der harte Fan-Kern auf der "Süd" blieb positiv, vom Rest hallten überdeutliche Mißfallensbekundungen über die "Alm". Verständlich, denn etwas mehr Leistung hätte das treue Publikum verdient gehabt. Auch bei 26 Grad.
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