JHV 2022

Geschäftszahlen: Arminia Bielefeld ist auf Kante genäht

Auf der Jahreshauptversammlung präsentiert der DSC zwar verbesserte Zahlen. In der 2. Liga ist Arminia dennoch vorerst zum Sparen gezwungen.

Arminia-Präsident Rainer Schütte (v. l.) und Vizepräsident Maurice Eschweiler gaben Einblicke ins DSC-Zahlenwerk. Rechts DSC-Mediensprecher Alexander Jacob. | © Oliver Krato

Jan Ahlers
21.11.2022 | 21.11.2022, 20:05

Bielefeld. Gut geht es Arminia Bielefeld noch längst nicht, aber besser: Was sich in der vergangenen Woche als treffende Zustandsbeschreibung für den sportlichen Bereich entpuppte, unterstrich der DSC auf seiner turnusmäßigen Jahreshauptversammlung am Montagabend auch in finanzieller Hinsicht.

„Gott sei Dank waren wir während der Corona-Pandemie zwei Jahre lang in der Bundesliga“, sagte Vizepräsident Maurice Eschweiler während einer Pressekonferenz im Vorfeld. Stellte aber auch klar: Ein „Säckel oder einen Goldschatz“, an dem man sich bedienen könne, hat Arminia weiterhin nicht.

Die zwei wichtigsten Kennzahlen nahmen im Geschäftsjahr 2021/22 bei der ausgegliederten Profiabteilung wieder schwarze Farbe an: Nach zwei „hochverlustigen Jahren“ (Eschweiler), in Zahlen waren es fast sieben Millionen Euro Miese, verbuchte Arminia zum Stichtag 30. Juni einen Gewinn von 2,9 Millionen Euro. Dies trug wesentlich dazu bei, dass sich auch das Eigenkapital (2021/22: minus 3,8 Mio. Euro) wieder minimal ins Positive drehte: 100.000 Euro Plus stehen dort unter dem Strich.

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Arminia hat kaum ein Reservepolster - und weiter Verbindlichkeiten

„Das ist leider kein Betrag, bei dem wir sagen könnten, wir hätten uns Speck angefressen“, kommentierte Eschweiler. Die Darlehensverbindlichkeiten der „DSC Arminia Bielefeld GmbH und Co. KGaA“ reduzierten sich derweil von 4,3 auf 4,1 Mio. Euro. Darunter seien aber keine sichernden öffentlichen Bürgschaften, erklärte die DSC-Vereinsspitze.

Der Umsatz der Arminia erhöhte sich im zweiten Jahr Bundesliga-Zugehörigkeit von 50,1 auf 60,2 Mio. Euro. Den größten Anteil daran hatte die vollständige Rückkehr der Fans in die Stadien ab Frühjahr: Mit den Corona-Lockerungen erzielten die Bielefelder rund sechs Mio. Euro aus ihren Heimspielen, wo im Vorjahr noch eine dürre Null geprangt hatte. Auch die Gesamtaufwände erhöhten sich von 53,9 auf 57,3 Mio. Euro. Unter anderem, weil die Rückkehr der Fans auch mehr Organisations- und Personalaufwand mit sich brachte.

Kleiner wurden die Ausgaben für den Profikader, die von 26 auf 24,5 Mio. Euro fielen. „Weil wir keine Nichtabstiegsprämie auszahlen mussten“, erklärte Präsident Rainer Schütte. Und auch dass die Punkteprämien etwas kleiner als erwartet ausfielen, hatte seinen Anteil.

Schüttes Schutzschild über der Abteilung Sport

Den von der Corona-Pandemie und ihren Folgen verursachten Schaden beziffert Arminia Bielefeld auf 19,6 Millionen Euro. „Ohne die zwei Bundesliga-Jahre hätte der Schaden bei deutlich über 30 Millionen Euro gelegen“, sagte Eschweiler. Unausgesprochen bleibt die Konsequenz: Arminia hätte, frisch gekommen aus der Sanierung, gleich die nächste schwere finanzielle Schieflage gedroht.

Die blüht dem DSC freilich immer noch, sollte er sportlich den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga am Saisonende verfehlen. Schütte und Eschweiler gaben sich auf Nachfrage demonstrativ gelassen. „Die Situation ist für niemanden von uns vergnügungssteuerpflichtig“, betonte Schütte zwar. Konsequenzen in Richtung der sportlichen Führung waren aus seinen Worten aber nicht herauszuhören. Stattdessen breitete Schütte einen Schutzschild aus: „Samir Arabi steht oft in der Kritik“, sagte der 66-Jährige. „Aber er hat keine einzige Entscheidung alleine getroffen.“

Selbst bei einem Ligaverbleib wird die Arminia kräftig sparen müssen, die TV-Einnahmen sinken für den DSC als Zweitligist um rund 16 Millionen Euro. Eschweiler ist sich dessen bewusst, aber versprüht „Zuversicht, das Jahr ganz gut bewältigen zu können.“ Ihm zufolge werde Arminia auch zum 30. Juni 2023 eine schwarze Zahl schreiben.

Mitgliederschwund bei Arminia Bielefeld

Erstmals seit längerer Zeit hat Arminia Bielefeld dazu einen Mitgliederschwund zu verzeichnen: Waren zu Saisonbeginn noch 15.043 Vereinsmitglieder gemeldet, so sank diese Zahl bis November auf 14.846 – ein Minus von etwa 200 DSC-Anhängern. Maurice Eschweiler sah darin allerdings keinen Anlass zur Sorge: „Die Arminia-Familie hält zusammen“, bilanzierte der Vizepräsident. Im Zweitliga-Vergleich steht der DSC damit an achter Stelle.

Etwas mehr Geduld ist schließlich beim neuen Trainingsgebäude gefragt: Aufgrund von Kampfmittelsondierungen verzögerte sich der Baubeginn zuletzt, ihre neue Heimat beziehen sollen die Arminen nun Anfang 2024. Durch eine „Pauschalfestpreisvereinbarung“ trägt Arminia keine finanziellen Risiken.