"Wir wollen ja wieder aufsteigen": Arminia-Präsident Schütte im Gespräch

Herr Schütte, kann Arminia Bielefeld den Wiederaufstieg in die Bundesliga schaffen? Rainer Schütte: Darauf antworte ich so, wie ich es schon vor einigen Wochen getan habe: Unser großes kurzfristiges Ziel ist es zunächst, in der 2. Bundesliga anzukommen. Mit dem SV Sandhausen wartet die drittbeste Mannschaft der Rückrunde 2021/22, das ist eine schwere Prüfung gleich zu Beginn. Wenn wir einmal Fuß gefasst haben, gilt es, möglichst schnell nach oben zu blicken. Jeder Bundesliga-Absteiger hat Ambitionen, aber nicht jedem sind sie in den vergangenen zehn Jahren gut bekommen. Daher gehen wir mit großem Respekt an jede Aufgabe, die uns in der zweiten Liga erwartet. Niemand nimmt sie auf die leichte Schulter. Die Zuversicht war schon lange nicht mehr so groß wie derzeit, erst recht befeuert durch die starke Generalprobe gegen die PSV Eindhoven. Wie viel Optimismus steckt in Ihnen? Der Optimismus ist auf jeden Fall da, ganz unabhängig von dem Eindhoven-Spiel. Weil diese Mannschaft Freude ausstrahlt, so habe ich sie auch schon im Trainingslager erlebt. Und weil wir trotz der namhaften Abgänge immer noch einen guten Kader haben. Wir haben schon vor einem Jahr mit den Transfers eine gute Zusammensetzung für die Zukunft gewählt, nun hat es neue Ergänzungen gegeben, die uns mit einer rundum positiven Erwartungshaltung in die Saison blicken lassen. Persönlich kann ich sagen: Auf das Spiel in Sandhausen freue ich mich unbändig, und so geht es der gesamten sportlichen Abteilung. Jeder scharrt mit den Hufen. Wie sehen Sie den DSC im Ligavergleich aufgestellt? Da gibt es ja von St. Pauli über Hannover bis zu Düsseldorf und Nürnberg viele Mannschaften auf vermeintlicher Augenhöhe. Finanziell stehen wir nicht ganz oben, sondern bewegen uns im guten Mittelfeld der Liga und damit mittendrin. Ganz anders als noch in der Bundesliga, wo wir auf Platz 17 der Geldtabelle standen. Wir haben eine gute Mannschaft, in der im langen Transferfenster bis zum 1. September sicherlich noch etwas passieren wird. Doch wir fühlen uns wohl und gewappnet. Wer sind für Sie die weiteren Topfavoriten? Da fallen die üblichen Namen wie der HSV, der sich selbst zum Favoriten erklärt hat und nach dann fünf Jahren Zweitklassigkeit auch mal wieder an der Reihe wäre. Hamburg hat Erfahrung und finanzielle Stärke, was den Klub zu Kandidat Nummer Eins macht. Danach ist die Gruppe potenzieller Anwärter groß, denn die halbe Liga hat Ambitionen, was das Nuancieren für mich schwer macht. Und wir wissen ja aus eigener Erfahrung: Niemand hatte von uns vor drei Jahren erwartet, dass Arminia Bielefeld mit solch einem Punkt- und Torverhältnis am Saisonende Meister wird. Genau so kann es bei einem dieser Vereine auch diesmal laufen. Es wurden knapp 10.000 Dauerkarten abgesetzt. Arminia kratzt damit am eigenen Zweitliga-Rekord. Sind Sie zufrieden mit diesem Wert – und wird die Schüco-Arena auch gegen nominell kleinere Gegner wie etwa Regensburg am 2. Spieltag künftig gut besucht sein? Dafür, dass wir einen Abstieg und die damit verbundene Enttäuschung hinter uns haben, sind wir mit dem Dauerkartenverkauf sehr zufrieden. Ein bisschen spiegelt sich wider, was wir im Leipzig-Spiel so eindrücklich bemerkt haben: dass wir eine sehr positive Fangemeinde haben. Bei den Tageskulissen hängt wiederum einiges von unserem Erfolg der ersten Spiele ab: Sind wir angemessen erfolgreich, werden wir im Schnitt wieder mit 20.000 Besuchern pro Spiel rechnen können, sonst werden es weniger. Berücksichtigen müssen wir die wirtschaftlich schwierige Zeit. Ich habe in meinem Urlaub Familien getroffen, die gesagt haben: &bdquo;Das wird wohl der letzte für längere Zeit sein.“ Nicht wegen der Corona-Pandemie, sondern weil das Leben so teuer wird. Diese Entwicklung geht auch an den Profisportvereinen nicht vorüber. Ich kann niemandem verdenken, der nun genau abwägen muss, ob er sich noch eine Dauerkarte leisten kann, weil die Lebenshaltungskosten derart explodieren. Unser Auftrag ist es nun, für positive Ablenkung zu sorgen. Spürt Arminia die Folgen der angespannten Wirtschaftslage auch im Sponsoring? Es hat Abgänge gegeben, aber auch Zugänge, so dass wir insgesamt zuversichtlich sind, mit unserem Vermarktungspartner die gesetzte Zielmarke bis zum Regensburg-Spiel zu erreichen. Was mir in Erinnerung bleibt, sind sehr schöne Erlebnisse mit Partnern, die spontan nach dem Abstieg gesagt haben: &bdquo;Wir machen auf jeden Fall weiter.“ Auch ihnen hat das positive Gefühl zugesagt, diese &bdquo;Das haut uns nicht mehr um“-Mentalität, die hier eingekehrt ist. Und der ambitionierte Blick nach vorn: Wir wollen ja wieder aufsteigen, nur das &bdquo;Wann?“ ist die große Frage. Auch bei der Suche nach unserem neuen Geschäftsführer haben wir dies übrigens in vielen Gesprächen gespiegelt bekommen: wie bemerkenswert ruhig und gelassen das gesamte Arminia-Umfeld mit dem Thema Abstieg umgegangen ist. Sie sprechen es an: Christoph Wortmann wird ab dem Jahresende neuer Geschäftsführer bei Arminia. Was kann Arminia von ihm erwarten? Da möchte ich noch nicht zu viel vorwegnehmen, ehe wir Herrn Wortmann in einigen Wochen offiziell vorstellen. Was ich sagen kann, ist: Wir waren überrascht von der Anzahl und Qualität an Bewerbungen, die quer durch die erste und zweite Bundesliga hinweg sowie aus dem Wirtschaftssektor kamen. Darunter waren auch bekannte Namen aus der Branche. Aber wir – der Aufsichtsrat, das Präsidium und die beiden jetzigen Geschäftsführer Samir Arabi und Markus Rejek – haben jemanden gesucht, der zu Arminia passt, also zu einem kleinen Mittelständler im Konzert der Großen. Einer, der unsere Kultur aufnimmt und der als Generalist im Umgang mit verschiedensten Personengruppen überzeugt. Bei Christoph Wortmann passte dieses Gesamtpaket. Und zwar rational als auch vom Bauchgefühl.

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