Bryan Lasme: Von Frankreichs Talentschmiede zum Arminia-Durchbruch?

Scheffau. Bryan Lasme - dieser Name war den wenigsten ostwestfälischen Fußballfans vor dem Wechsel zu Arminia Bielefeld bekannt. Pünktlich zum Trainingsauftakt war der 22-jährige Franzose mit ivorischen Wurzeln für vier Jahre vom FC Sochaux verpflichtet worden. Er könnte der nächste sein, der den Ruf der dortigen Talentschmiede stärkt und seinen weiteren Weg in der deutschen Bundesliga macht. "Ich hoffe, lange hier bleiben zu können", sagt der Neuzugang für die Offensive erwartungsfroh. Lasmes Weg bestritt mancher Landsmann schon sehr erfolgreich: Marcus Thuram (Borussia Mönchengladbach), Maxence Lacroix (VfL Wolfsburg) und Ibrahima Konaté (über RB Leipzig zum FC Liverpool) wurden in Deutschland zu Stars. Das Trio sowie der Freiburger Ermedin Demirovic zählt zum Freundeskreis Lasmes, eine besonders enge Verbindung ("Er ist wie mein kleiner Bruder") besteht zu Innenverteidiger Konaté. "Er wird Anfield begeistern", sagte der Flügelspieler nach dem Liverpool-Wechsel seines Kumpels kürzlich in einem englischsprachigen Interview. In sechs Monaten will Lasme Deutsch erlernen Selbst das Englisch ist passabel, Deutsch beherrscht Lasme noch nicht. Doch mithilfe einer Sprach-App auf dem Smartphone hat er sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: In sechs Monaten wolle er sich auf Deutsch verständigen können, sagt er lächelnd. Gekommen aus der zweiten französischen Liga, konnte und kann kaum seriös eingeschätzt werden, ob Lasme Entwicklungszeit eingeräumt werden sollte oder er Arminia Bielefeld sofort weiterhelfen, als Rechtsaußen ja vielleicht sogar den Abgang Ritsu Doans rasch kompensieren kann. Beim 1:0-Testspielsieg über Hannover 96 bereitete Lasme zuletzt gefällig das einzige Tor vor und deutete sein technisches Vermögen an, vergab aber auch eine exzellente Chance etwas leichtfertig. Vielseitig und schwer ausrechenbar wie sein großes Vorbild Dass er es besser kann, bewies Lasme in der zweiten französischen Liga - eine Spielklasse, in der es gar nicht leicht ist, sich als Offensivmann in Szene zu setzen, wie Trainer Frank Kramer bei der Verpflichtung bemerkte. "Es geht alles sehr eng zu, die Verteidiger sind stark", sagt der 22-Jährige und fügt augenzwinkernd hinzu: "Mir hat das aber nichts ausgemacht." Vier seiner neun Saisontore resultierten aus Strafstößen, daneben präsentierte sich Lasme variabel: Kopfbälle, Kontertore und Distanzschüsse habe er im Repertoire. Ganz wie sein großes Vorbild Didier Drogba, Rekordtorschütze der Elfenbeinküste, dessen Vielseitigkeit in den 2000er Jahren gefürchtet war. Am liebsten agiere der 1,93 Meter große Stürmer zentral, verrät er. Er könne aber auch auf dem rechten Flügel aufgestellt werden, wie es sein Trainer in Sochaux aufgrund Lasmes starken Sprinttempos tat. Egal, wo Lasme aufläuft: Er soll Arminia mehr Durchschlagskraft bescheren, für längere Ballbesitzzeiten in der gegnerische Hälfte und den ein oder anderen kreativen Moment sorgen. Die technische Beschlagenheit des aus der Region Occitanie stammenden Fußballers stammt auch aus seiner Kindheit, in der er sich mit seinem Bruder und älteren Kindern auf den Bolzplätzen Südfrankreichs duellierte. "Erst musste ich immer ins Tor, weil ich so groß war", erinnert sich Lasme. Ein Teamkollege fungiert als Übersetzer Schnell aber konnte er auf dem Feld jene Tricks anwenden, die er in Videos studierte und sich dann selbst beibrachte. 2014 folgte der Wechsel in die Jugendakademie von Sochaux, mit 18 das Debüt in der Ligue 2 - und jetzt der erstmalige Schritt ins Ausland, alleine. Im Team hilft ihm Verteidiger Nathan de Medina bei der Verständigung, Teammanagerin Caroline Klose und Betreuer Toni Gonzalez unterstützen bei der Eingewöhnung außerhalb des Platzes. Auch Frank Kramer führe viele Gespräche mit ihm, erwähnt er. Sie tun alles dafür, Bryan Lasme die bestmöglichen Voraussetzungen zum Durchstarten zu schaffen. Denn selbst wenn Arminia Bielefeld einmal nur einen kleinen Bruchteil jener 40 Millionen Euro erlösen würde, die Lasmes bester Kumpel Konaté dem FC Liverpool wert war, hätte sich diese Zukunftswette bereits ausgezahlt.

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