
Bielefeld. Nach dem 7. Spieltag der aktuellen Bundesligasaison liegen die Arminen am Boden. Die Bielefelder Mannschaft wurde von Union Berlin nach allen Regeln der Fußballkunst auseinandergenommen. Die Mängelliste ist lang und Unterschiedsspieler wie die Berliner Max Kruse, Robert Andrich und Sheraldo Becker sind auf Seite der Arminen derzeit weit und breit nicht in Sicht. Nach dem bemerkenswerten Auswärtssieg in Hoffenheim trumpften die Berliner von Beginn an selbstbewusst auf, während bei den Bielefeldern bereits nach vier Minuten das Selbstvertrauen im Keller war.
Problem 1: Organisiertes Verteidigen
Schon beim ersten Berliner Angriff offenbaren die Bielefelder große Schwächen. Innenverteidiger Amos Pieper verliert den Zweikampf gegen Pohjanpalo, der weit eingerückte Cedric Brunner kann den Pass von Kruse in die Tiefe nicht verhindern. Van der Hoorn steht nur im Raum, stellt den Gegner nicht ins Abseits und Außenverteidiger Laursen kann dem pfeilschnellen Becker nicht folgen.
Gezwungen durch das frühe Gegentor, versuchen die Arminen, den Gegner hoch zu pressen. Klos und Co. stören den Gegner bereits am eigenen Strafraum. Weder der Druck auf den ballführenden Spieler noch auf dessen Mitspieler ist jedoch hoch genug. Die Berliner können sich immer wieder aus der eigenen Hälfte mühelos herauskombinieren und laufen auf die Bielefelder Abwehrkette zu. In Perfektion gelingt den Berlinern das beim 3:0, als nach vielen Ballstafetten ohne Bielefelder Gegenwehr Max Kruse freigespielt wird, dieser sich in Richtung Bielefelder Tor aufdrehen kann und den Torschützen Becker mustergültig bedient.
Problem 2: Umschaltspiel
Ein schnelles Umschaltspiel sowohl bei Ballgewinn als auch bei Ballverlust ist bei den Arminen nicht zu sehen. Die Berliner Spieler wirken in jeder Situation wacher und handlungsschneller. Die vorderen Reihen der Arminen sind sofort überspielt, und die Berliner können immer wieder mit Tempo auf die Bielefelder Abwehr zulaufen. Dabei hätten die Arminen mit Doan, den schnellen Soukou, Cordova und Schipplock gerade auswärts Spieler, mit denen sie bei Ballgewinn sofort umschalten können.
Problem 3: Organisiertes Offensivspiel
Ein konstruktiver Spielaufbau scheint das größte Problem der Arminen zu sein. Die Innenverteidiger Amos Pieper und Mike van der Hoorn passen sich in der eigenen Hälfte den Ball im Stand zu. Nach einem Pass auf eine der beiden Außenpositionen wird der Ball in der Regel wieder zurück auf Torwart Stefan Ortega gespielt, und das Spielchen beginnt wieder von vorn. Kreative Spielfortsetzung: Fehlanzeige! Als einzige Idee bleibt der hohe lange Ball von Pieper auf Stürmer Fabian Klos. Das ist zu wenig, durchschaubar und für jeden Gegner leicht zu verteidigen. Beispielhaft dafür: Der offensive Außenspieler Cebio Soukou hatte erst nach 24 Minuten den ersten als solchen wahrnehmbaren Ballkontakt.
Problem 4: Individuelle Defizite
Trainer Uwe Neuhaus reagiert zur Halbzeit und wechselt drei Spieler. Es hätten auch mehr sein können. Mittelfeldspieler Arne Maier kam in keinen Zweikampf und bewegte sich unsichtbar durch das Mittelfeld. Cebio Soukou hatte keine einzige Offensivaktion und war völlig aus dem Spiel. Und Außenverteidiger Jacob Laursen war gegen den schnellsten Spieler auf dem Platz, Sheraldo Becker, 90 Minuten auf verlorenem Posten.
Das Fazit
Auch wenn der Rucksack nach einer 0:5-Packung schwer ist, können die Arminen froh sein über die anstehende Länderspielpause. Trainer Uwe Neuhaus muss die nächsten 14 Tage dazu nutzen, im Training auf nahezu allen Positionen einen neuen Konkurrenzkampf auszurufen. Trainings- und Spielformen mit vielen Zweikämpfen können für Klarheit sorgen. Doch auch mannschafts- und gruppentaktisch muss viel probiert werden. Uwe Neuhaus ist um seine Aufgabe derzeit nicht zu beneiden und muss die ihm zur Verfügung stehende Zeit nun clever nutzen.