Zum ersten Mal

Liz Mohn holt Weltstars nach Gütersloh: Einzigartiges Event bei Bertelsmann-Stiftung

Erstmals wurde die Masterclass der „Neuen Stimmen“ von Weltstar Elīna Garanča geleitet. In einem Adventskonzert in der Bertelsmann-Stiftung zeigten acht Talente ihr Können.

Weltstars und Nachwuchs: Die Gütersloher Schirmherrin Liz Mohn mit Masterclass-Dozentin Elīna Garanča (l.), Ehrengast Edda Moser sowie den acht Teilnehmenden der Masterclass. | © BESIM MAZHIQI

Matthias Gans
02.12.2025 | 02.12.2025, 10:00

Gütersloh. Einen „Abend voller Musik, Gefühl und Begegnungen“ hatte Liz Mohn zur Begrüßung im weihnachtlich geschmückten Foyer der Bertelsmann-Stiftung versprochen. Dass sich dieses Versprechen auf so harmonische Weise erfüllen würde, war keine Selbstverständlichkeit.

Denn erstmals fand das Abschlusskonzert der Masterclass als Einstimmung auf den Advent statt. Das Experiment, große Oper und Weihnachtszauber miteinander zu verknüpfen, ging höchst stimmungsvoll auf. Davon konnten sich an zwei Abenden insgesamt 320 Gäste überzeugen.

Holger Noltze, wie immer bei „Neue Stimmen“ mit klug-elegantem Wortwitz durch den Abend führend, sprach denn auch von einem musikalischen Adventskalender. Nur das alle Türen an einem Abend geöffnet würden.

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Luftwaffenmusikkorps Münster zu Gast in Gütersloh

Mit „Adeste Fidelis“ war es gleich ein großes Tor, dass sich auftat. Die acht Masterclass-Teilnehmenden aus acht Nationen sangen das berühmte Lied gemeinsam, unterstützt von zehn Musikern des Luftwaffenmusikkorps Münster unter der Leitung von Oberstleutnant Alexander Kalweit. Eine gute Idee von Projekt-Managerin Dorothea Gregor, mit weihnachtlichem Blechbläserglanz eine neue, höchst adäquate Klangfarbe in die Veranstaltung zu bringen.

Neue Stimmen im Advent: Die Masterclass-Teilnehmenden auf der Treppe im weihnachtlich geschmückten Foyer der Bertelsmann-Stiftung. Eine Etage darüber begleiten Blechbläser des Luftwaffenmusikkorps Münster unter Oberstleutnant Alexander Kalweit. - © BESIM MAZHIQI
Neue Stimmen im Advent: Die Masterclass-Teilnehmenden auf der Treppe im weihnachtlich geschmückten Foyer der Bertelsmann-Stiftung. Eine Etage darüber begleiten Blechbläser des Luftwaffenmusikkorps Münster unter Oberstleutnant Alexander Kalweit. | © BESIM MAZHIQI

Dann aber war es an Raffaele Cortesi und Markus Zugehör, die sieben Damen und drei Herren sensibel unterstützend am Flügel zu begleiten und zwischendurch mit Tänzen aus Tschaikowksy „Nussknacker“ an zwei Flügeln zu begeistern. Die Sängerinnen und Sänger waren zuvor zwei intensive Tage lang durch die kundige Schule eines Weltstars der Oper gegangen: Die lettische Mezzosopranistin Elīna Garanča hatte ihr weltweit bewundertes Wissen und Können an den ohnehin schon weit fortgeschrittenen Nachwuchs weitergegeben.

Hintergrund: „Neue Stimmen“: Warum dieser Wettbewerb in Gütersloh so besonders ist

Davon profitierte offenbar auch Sopranistin Martina Neubauer in „Come scoglio“ aus Mozarts Oper „Cosí fan tutte“. Man brauche mehr, als nur Gesangstechnik, um das Doppelbödige dieser Arie darzustellen, meinte Holger Noltze. Ohne Handwerk geht es allerdings auch nicht. Wie sich Technik und Ausdruckskraft zu Höherem verbinden lassen, machte die Österreicherin mustergültig vor.

Einzige deutsche Teilnehmerin ist Marlene Metzger

Auch Sopranistin Daniela Zib (USA) wusste in der Rosenarie aus „Figaros Hochzeit“ unterschiedliche Gefühlswelten wiederzugeben, die Bandbreite vom Koketten zum Ergreifenden nachzuzeichnen. Kraftvolle Töne schlug der Armenier Ferdinand Muradyan in der Sarastro-Arie „In diesen heiligen Hallen“ an. Kernig, markant, raumfüllend - so wünscht man sich einen Bass.

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Ein wahres „Zuckerl“ durfte die einzige deutsche Teilnehmerin, Sopranistin Marlene Metzger, präsentieren: Das „Vilja-Lied“ aus Lehárs „Die lustige Witwe“ geriet ihr so bestrickend in Witz und elegantem Sentiment, das man sich weder um ihre noch um die Zukunft der Operette Sorgen machen muss.

Gefürchteter Prüfstein für alle Mezzosopranstimmen: Rossini „Una voce poco fa“. Bei Natalia Plonka aus Polen wurde die Arie der Rosina nicht nur eine Zurschaustellung von Virtuosität, ihr gelang es auch, mal mit samtener, mal mit glühender Farbgebung Emotionen freizulegen.

Chinesin ist die jüngste Teilnehmerin in Gütersloh

Der chinesische Bassbariton Lin Fan war mit 24 Jahren der jüngste Teilnehmer. Letztes Jahr hatte er noch beim Wettbewerb von „Neue Stimmen“ den Brian Dickie Award als Förderpreis erhalten. Nun zeigte er in Wolframs Arie „O du mein holder Abendstern“ seine außerordentlich schön klingende Stimme. An der Aussprache müsste noch gearbeitet werden.

An Heiligabend spielt passenderweise auch der erste Akt von Puccinis „La Bohème“. Daraus singend brillierte der südkoreanische Tenor Junho Hwang, indem er höchst kultiviert Mimis „eiskaltes Händchen“ besang, während die Ukrainerin Teona Todua mit ihrer Arie auf anrührende Weise ihren Namen verriet. Höhepunkt ihr Duett, bei dem sich am Ende - die Treppe hinaufgehend - beide Stimmen strahlend vereinten.

Lang anhaltender Beifall für alle zukünftigen Opernstars und ein gemeinsam gesungenes „Guten Abend, gut’ Nacht“ von Johannes Brahms, für das Hauptfeldwebel Dominik Schneider ein interessant „amerikanisch“ parfümiertes Arrangement erarbeitet hatte.

Teona Todua. - © BESIM MAZHIQI
Teona Todua. | © BESIM MAZHIQI

Zwischendurch wuchs sich Holger Noltzes Gespräch mit Elīna Garanča unerwartet zu einem so amüsanten wie spannenden Showstopper aus. Was man denn in so kurzer Zeit vermitteln könne, wollt Noltze von der Sängerin wissen. Sie könne bei so einer Meisterklasse nur die Richtung vorgeben, Tipps und Tricks zu einem „gesunden Singen“ verraten.

Und was brauche man für eine Karriere? Noltze stellte Talent, Disziplin und Glück zur Wahl. „Alles davon und noch viel mehr“, verriet der lettische Superstar in tadellosem Deutsch. Auch die Fähigkeit, ein Großteil der Karriere einsam zu sein. Diese Antwort unterstützte Edda Moser, die als Ehrengast geladen war und von Noltze auf die Bühne gebeten wurde.

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Zwei Weltstars, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen an die nächsten Sänger-Generationen weitergeben: Die Mezzosopranistin und Dozentin der „Masterclass“, Elīna Garanča (r.), und Edda Moser, die als Ehrengast das Adventskonzert am Samstagabend besuchte, im Gespräch mit Moderator Holger Noltze. - © BESIM MAZHIQI
Zwei Weltstars, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen an die nächsten Sänger-Generationen weitergeben: Die Mezzosopranistin und Dozentin der „Masterclass“, Elīna Garanča (r.), und Edda Moser, die als Ehrengast das Adventskonzert am Samstagabend besuchte, im Gespräch mit Moderator Holger Noltze. | © BESIM MAZHIQI

Mosers Sopranstimme ist die einzige, die (mit der Arie der Königin der Nacht) seit 1977 mit der Raumsonde „Voyager 2“ durchs All fliegt - als musikalischer Gruß an Außerirdische. „Demut, Einsamkeit und Fleiß“ seien die Grundvoraussetzungen für eine Karriere. Und die Fähigkeit, Erniedrigungen durch Können in Triumphe zu verwandeln, möchte man hinzufügen.

Eine wahre Sternstunde der Musik

Denn die berühmte Mozart-Arie, so verriet sie dem Publikum, sollte nach den Willen der Gattin von Dirigent Wolfgang Sawallisch eigentlich eine andere Sängerin singen. Moser bat sich indes noch eine Probeaufnahme aus. „Ich habe dann meine ganze Wut auf Sawallischs Ehefrau gelegt“, gesteht sie freimütig. So entstand eine wahre Sternstunde der Musik.

Diese könne sie allerdings wegen der Auswüchse des Regietheaters nicht mehr in der Oper erleben. „Ich gehe gar nicht mehr hin“, sagte die als meinungsstark bekannte Sängerin. Dass man dann allerdings etwas verpassen könnte, das bewies dieser Abend nachdrücklich.