Eben noch auf der Rußheide, kurz darauf auf der Alm: Für Philipp Heithölter geht es im Sommer 2003 ganz schnell. Und plötzlich steht er im Arminia-Trainingslager in der Rhön auf dem Platz. Rainer Klusmeyer berichtete:
Schönau. Statt Mitgestalter einer Fußballferienfreizeit mit dem Herforder Kreissportlehrer Carlo Mayer im Jahnstadion nun Aktiver beim Trainingslager mit Trainer Benno Möhlmann in der Rhön - die Welt des Philipp Heithölter hat sich verändert. „Gedanklich war ich schon in Kiel oder Köln", blickt der 20-Jährige auf die Tage nach Abschluss der Fußballserie 2002/03 mit dem VfB Fichte Bielefeld zurück, als der Entschluss reifte, ein Sport- und Biologie-Studium zu beginnen.
"Völlig überrascht" ob der Anfrage
Ein Anruf während des Urlaubs auf Föhr leitete den Sinneswandel ein. Am Apparat waren die Verantwortlichen des DSC Arminia, fragten ab, ob sich der Linksfuß nicht einen stadtinternen Wechsel von der Rußheide zur Alm vorstellen könne. Heithölter, „völlig überrascht" ob der Anfrage, brauchte nicht lange zu überlegen, denn der Zweitligist bot ihm die Perspektive, die seinen Vorstellungen von der sportlichen Zukunft am nächsten kommt: Fußball auf höherem Niveau und vor allem nahe der Heimat in Hiddenhausen-Sundern. Seit dem Tod seines Vaters vor drei Jahren ist Philipp Heithölter die familiäre Bindung noch wichtiger geworden, zögerte der talentierte Kicker deshalb bei der Möglichkeit, zum Zweitliga-Aufsteiger Unterhaching zu wechseln.
„Ich war dort zweimal zum Probetraining, hatte ein konkretes Angebot vorliegen", schildert der Neu-Armine seine Kontakte zum Münchner Vorstadtklub. Die Entfernung zum Elternhaus und zu Freundin Sarah veranlasste Heithölter, den Wechsel lange Zeit zu überdenken, als Alternative schließlich eher die Fortsetzung seiner beruflichen Laufbahn als Freizeitsportlehrer zu favorisieren.
So überraschend wie nun der Last-Minute-Wechsel zu Arminia kamen auch vorherige Veränderungen im Fußballerleben des Philipp Heithölters, die im Alter von vier Jahren bei den Minikickern des SV Sundern begann. Nach vier A-Jugend-Spielen beim SC Herford forderte ihn dessen damaliger Oberligatrainer Manfred Lonnemann für die 1. Mannschaft an – und setzte den gerade 18-Jährigen 23 Mal ein.
Kurz vor dem Wechsel zum VfB Fichte erhielt Heithölter, in jungen Jahren nur sporadisch für Herforder Kreisauswahlteams nominiert, eine Einladung zur U-20-Westfalenauswahl von Trainer Helmut Horsch, reiste als unbekannter Ersatzmann zur Sportschule Wedau, wurde im ersten Spiel eingewechselt und war urplötzlich bis zum Finale Stammspieler.
„Die linke Seite bietet scheinbar gute Chancen", meint der junge Mann, den ein paar Zuschauer auf der Rußheide auch schon mal mit „Jörg Böhme" ansprachen. Demnächst mit den Arminia-Amateuren an die alte Wirkungsstätte zurück zu kehren, ist die wahrscheinlichere Variante für die zukünftigen Einsätze im schwarz-weiß-blauen Trikot.
"Sehen, was möglich ist"
Der Drei-Jahres-Vertrag allerdings lässt Heithölter die Chance, sich „langfristig zu etablieren" und zu „sehen, was möglich ist". Spätestens am Ende der drei Jahre möchte er zum Kader der 1. Mannschaft gehören. Diese Perspektive lässt Heithölter verkraften, dass er ein lieb gewonnenes Hobby nun noch seltener wird ausüben können: Tennis mit den alten Kumpeln vom TSV Sundern, mit denen er („Ich habe leider nur ein Spiel mitmachen können") gerade den Aufstieg in die Bezirksklasse knapp verpasst hat.
Auf 61 Zweitliga-Spiele brachte Philipp Heithölter es für Arminia, RW Ahlen und den SC Paderborn. Außerdem war er für Holstein Kiel in der Regionalliga am Ball. Heute ist der inzwischen 37-Jährige zurück bei Arminia und arbeitet als Videoanalyst für den Bundesliga-Aufsteiger.